Heyne Galaxy 14
zum Essen eingeladen, Joel. Du wirst doch kommen, nicht wahr?«
Er nickte eifrig. Natürlich würde er kommen. Er tat doch alles für seine Mutter. Er küßte sie auf die Stirn.
Als er das Haus verließ, dachte er plötzlich wieder an Marta. Morgen wollte er zusammen mit ihr zu Mittag essen. Und hinterher würde sie ihn in ihre Wohnung einladen. Lächelnd beschleunigte er seine Schritte. Marta war sehr reich und sehr schön. Außerdem war sie eine Nymphomanin.
Er beschloß, an diesem Nachmittag zum Segeln zu fahren.
»Nach schwerem Tag im Büro soll Entspannung kommen, Joel.«
Er betrat eine Telefonzelle und rief Robart im Jachtklub an, der ein geeignetes Boot vorbereiten sollte. Es entging ihm, daß er die Wählscheibe des Telefons nicht berührte.
»Jawohl, Mr. Blanche, jawohl«, sagte Robart.
Natürlich war er enttäuscht, als er sich an seinem Schreibtisch wiederfand. »Ich habe doch schon gearbeitet«, sagte er.
»Oh, wie selbstsüchtig!« tadelte sie. »Du willst Segeln, wenn Baby Schuhe braucht.«
Er öffnete die Schublade und deutete auf das Geld. »Baby kann zwanzig Paar Schuhe haben«, sagte er.
»Ohne Arbeit solltest du kein Geld nehmen.«
Darauf ließ sich nichts erwidern.
«Vater ist alt. Braucht Hilfe im Büro.«
Er dachte darüber nach und wandte sich dann geistesabwesend seinen Tabellen und Formularen zu.
Zehn Minuten später runzelte er plötzlich die Stirn. »Welches Baby?« fragte er.
Sie schnalzte mit der Zunge. »Jüngstes Kind von Joel und Alice. Niedliches kleines Mädchen mit blonden Locken. Braucht leider Schuhe, ehe sie am Strand mit Mutter und Bruder spielen kann.«
»Oh.« Er erinnerte sich an nichts, aber es war wohl sinnlos, sich darüber Gedanken zu machen.
Als er mit der Arbeit fertig war, nahm er eine Handvoll Geld aus der Schublade. Aber sie schnalzte nur mit der Zunge, und er legte das meiste wieder zurück.
Um fünf Uhr erreichte er sein Zuhause und ging sofort ins Schlafzimmer, wo zu seinem Erstaunen Wände und Spiegel noch immer nicht repariert waren. Auf dem Fußboden war jedoch nur ein einziger Glassplitter zu sehen, und kein Glas.
»Oh, wie unvorsichtig«, sagte sie zerknirscht.
Im nächsten Augenblick erschienen andere Bruchstücke des zerschlagenen Stuhls, Glasscherben und Putz- und Tapetenfetzen.
Er runzelte die Stirn, denn das kleine Mädchen mit den goldenen Locken hatte eine Spiegelscherbe aufgenommen und versuchte ihr Gesicht zu erkennen. »Das Kind wird sich verletzen«, sagte er abwehrend. Er verabscheute es, wenn kleinen Kindern etwas geschah.
»Ah, schon wieder unvorsichtig.«
Das Baby verschwand, und er war zufrieden. Er begann sich umzuziehen, denn Marta wartete schon …
»Dumme Trix braucht bald Wartung«, klagte sie leise.
»Und ich sehe zu, daß ich dich loswerde«, sagte er aus Gewohnheit.
Er ging in die Küche. Seine blonde Frau stand am Spülbecken und arbeitete mit sicheren Handbewegungen. »Haben wir Post heute?« fragte er. Er wünschte, daß seine Mutter endlich mit der Kuppelei aufhören würde. Er hatte schon zu viele Frauen.
Es war eine Karte von der Manipulatrix-Gesellschaft gekommen, die ihn daran erinnerte, daß sein Gerät schon vor zwei Wochen hätte überholt werden müssen, daß die Betriebssicherheit eines überfälligen Geräts nicht gewährleistet werden konnte, daß sich unvorhergesehene Nebenwirkungen ergeben könnten, daß ein solches Gerät nicht selbst an den Reparaturtermin erinnern würde und daß die Manipulatrix-Gesellschaft jede Haftung für Schäden, die sich aus einem überfälligen Gerät ergaben, ablehnen müßte.
Er küßte die Köchin, die eine Warze auf der Nase hatte. »Post heute?«
»Nein, Mr. Blanche, nein«, erwiderte sie.
Er aß zusammen mit der Köchin und ihren beiden Kindern. Dann ging er aus, um Martha zum Dinner auszuführen. Er war sehr hungrig.
Unterwegs kaufte er sieben Paar Schuhe für die jüngste Tochter der Köchin. Er ließ die Schuhe durch einen Boten in seiner Wohnung abgeben, zusammen mit einer Karte, auf die er gekritzelt hatte: »Mit freundlichen Grüßen, von meinem Vater und seiner Frau.«
Zu seinem Leidwesen verbrachte er den Abend in einer Turnhalle und überwachte die Gymnastik einer Jungengruppe. Er fühlte sich sehr unglücklich, wußte aber nicht mehr warum.
Als er sich verabschiedete, wandte er sich an den zehnjährigen Berry und bat ihn, Joels Mutter zu besuchen und sich mit Joels jüngster Tochter verheiraten zu lassen, einem kleinen Mädchen, das zwar
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