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Heyne Galaxy 14

Heyne Galaxy 14

Titel: Heyne Galaxy 14 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
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geirrt. Nein, nicht mit ihm! Er nahm seinen ganzen Mut zusammen, atmete tief ein und wagte den nächsten Schritt.
    Doch wieder versagten ihm die Arme, und ehe er seine Kräfte konzentrieren konnte, begann sie laut zu kichern.
    Vergeblich versuchte er sein Gleichgewicht zu halten. Seine Beine kippten über, und er stürzte über den Rand, die Augen fest zusammengekniffen.
    Ihr Kichern wollte nicht aufhören.
    Als der Fall kein Ende nahm, wußte er, daß sie ihn genarrt hatte.
    Er erwachte in seinem Bett, zitternd und schweißüberströmt, und in seinem Magen schien ein schwerer Stein zu liegen.
    Langsam richtete er sich auf. »Das hätte mein Tod sein können«, sagte er düster.
    »Du hast einen vorzüglichen Gleichgewichtssinn«, sagte sie mit seidiger Stimme.
    »Warum hast du mich dann abstürzen lassen?« wollte er wissen.
    »Hände wurden müde. Wie dumm.«
    »Du hast mich stürzen lassen, weil meine Hände müde waren?« brach es aus ihm hervor. Seine Finger zuckten. Er hatte Lust, irgend etwas zu zerschlagen. Am besten sie.
    »Bist du böse?« fragte sie und schnalzte mit der Zunge. »Ärger ist ungesund.«
    Er konnte nicht mehr an sich halten. Aufbrüllend stürzte er durch den Raum und schwang einen brokatüberzogenen Stuhl, den er mit voller Kraft immer wieder gegen die Wände schmetterte.
    »Böse, Joel?« fragte sie spöttisch.
    »Nein, verdammt noch mal!« Und wieder ließ er den Stuhl herabsausen.
    »Böse? Böse?«
    Er warf mit seinen Schuhen nach einem goldgerahmten Spiegel. Das Klirren des Glases schmerzte ihm in den Ohren.
    Schließlich verließen ihn die Kräfte. Der Atem brannte ihm heiß im Hals.
    »Immer noch böse, Joel?« stichelte sie.
    »Du weißt, daß ich zu müde bin, um richtig böse zu sein«, sagte er keuchend. Vorsichtig setzte er sich auf die Bettkante. Seine Finger zuckten noch immer, und er schob sie fest unter seine Schenkel. Doch sie beruhigten sich nicht. Sie bewegten sich wie Würmer.
    Er mußte diese Finger loswerden.
    Hastig zog er Hemd, Hose, Mantel und Schuhe über. Dann zuckten seine Finger auf dem Türknauf.
    »Bruchstücke vergangenen Ärgers sind deprimierend«, sagte sie leise.
    Gegen seinen Willen setzte er sich mit dem Hausmeister in Verbindung und bestellte neue Tapeten, zwei neue Stühle und einen Spiegel. Es entging ihm, daß er das Telefon gar nicht bedient hatte.
    »Jawohl, Mr. Blanche, jawohl. Wird sofort erledigt«, sagte der Hausmeister, als Joel fertig war.
    »Und daß mir der Raum bis zwölf Uhr fertig ist. Ich lasse keine Entschuldigung gelten«, knurrte Joel.
    »Unhöflichkeit belastet das Gewissen«, lispelte sie.
    Er hob ergeben die Schultern und entschuldigte sich bei dem Hausmeister. »Ich brauche den Raum nicht vor fünf«, sagte er müde. »Es tut mir leid, daß ich so unhöflich war.«
    »Jawohl, Mr. Blanche, jawohl«, erwiderte der Hausmeister.
    Er hätte gern etwas gegessen, doch als er seine Küche betrat, sah er eine Frau und zwei Kinder an seinem Tisch sitzen. Sie blickten auf und sagten etwas, doch er verstand nichts. Rückwärts ging er zur Tür.
    Mißgelaunt wanderte er durch die Straßen. Zuerst wollte er jetzt das Büro seines Vaters aufsuchen, um sich etwas Geld abzuholen. Dann gedachte er ein Boot und eine Wasserski-Ausrüstung zu kaufen, einen Lehrer zu nehmen und mit Marta Wasserski zu laufen. Schon immer hatte er Marta zum Wasserski-Laufen mitnehmen wollen.
    Ein vertrautes rotes Gesicht tauchte in der Menschenmenge auf. »Joel Blanche!« Eine Hand landete schwer auf seiner Schulter. »Was macht Trix, alter Junge?«
    Er knurrte eine unhöfliche Erwiderung, mußte dann aber doch stehenbleiben und sich mit dem Mann unterhalten. Er strengte sich sehr an, aber er konnte einfach nicht verstehen, was der andere sagte. Auch seine eigenen Worte bekam er nicht mit.
    Schließlich war er wieder unterwegs und murmelte verdrießlich vor sich hin.
    »Böse, Joel?« spottete sie. »Böse?«
    Er versuchte seinen Ärger hinunterzuschlucken. Es kostete ihn eine fast übermenschliche Anstrengung.
    »Unterdrückter Ärger schadet.«
    »Ich bin nicht ärgerlich«, schnaubte er.
    Doch im nächsten Augenblick hatte er schon wieder die Beherrschung verloren und ließ seiner Vernichtungswut freien Lauf. Die ganze Zeit über kicherte sie in seinem Innern. »Ärger muß man freien Lauf lassen«, lispelte sie.
    Es war erniedrigend.
    Schließlich konnte er nicht mehr. Er bezahlte das zerbrochene Schaufenster und die demolierten Auslagen und tauchte in der

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