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Heyne Galaxy 14

Heyne Galaxy 14

Titel: Heyne Galaxy 14 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
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Menschenmenge unter, die sich angesammelt hatte.
    »Trix. Er hat eine Trix«, flüsterte jemand.
    Ein kleiner Junge sagte anklagend: »Aber ich kann sie ja gar nicht sehen. Im Fernsehen haben sie immer 'ne Beule, wo die Trix ist.«
    »Psst!« mahnte seine Mutter. »Jemand muß ihn sehr liebhaben. Deshalb hat er eine Trix.«
    »Ungezogenes Gör!« knurrte Joel, doch dann konnte er nicht anders und öffnete sein Hemd, um den Kindern die Narben an seiner Seite zu zeigen, unter denen die Trix eingebettet war.
    Ihr Kichern nahm kein Ende.
    Auf dem Weg zum Büro seines Vaters fragte er sich, ob das schon immer so gewesen war, doch ihr Kichern machte es ihm schwer, eine Antwort auf diese Frage zu finden.
    Als er das Büro seines Vaters erreichte, mußte er zu seinem Leidwesen feststellen, daß es sich um sein eigenes Büro handelte. Es war ihm völlig entfallen, daß er ein Büro hatte.
    »Geld liegt in Schublade für Joels Entspannung«, lispelte sie.
    Das war der erste vernünftige Satz, den sie heute geäußert hatte. Doch leider stieß er in der Schublade nicht nur auf Geld, sondern auch auf Briefe, Diagramme und Formulare.
    »Beschwert das Gewissen, wenn man Geld nicht erarbeitet«, flüsterte sie. »Vater ist alt. Hilf Vater.«
    Als er die Arbeit beendet hatte, war mit dem Vormittag nicht mehr viel anzufangen. »Ich wollte doch mit Marta Wasserski laufen«, sagte er.
    »Vergnügen macht keinen Spaß, wenn man nicht vorher arbeitet.«
    Er stand auf. »Wenn man dich das nächste Mal zum Überholen herausschneidet, werde ich dich schon irgendwie los! Wart’s nur ab!«
    Draußen wurde er beim Überqueren der Straße fast überfahren. Im letzten Augenblick hielt sie ihn am Bordstein zurück.
    »Wenn man dich fünf Sekunden allein läßt«, kicherte sie, »wirst du schon überfahren.«
    »Ich bin erwachsen und kann für mich selbst sorgen«, erwiderte er. »Ich kann die Straße auch allein überqueren.«
    »Unsinn«, tadelte sie.
    Er näherte sich der Straße, in die er einbiegen mußte, wenn er Marta zum Essen abholen wollte.
    Doch er bog nicht ein. »He!« protestierte er.
    »Mutter wartet mit Essen«, lispelte sie. »Mutter ist alt und einsam. Braucht ihren Sohn.«
    »Sie hat doch ihre Freundinnen, oder?« fragte er herausfordernd.
    »Heiratsvermittlung schwierig ohne jungen Mann.«
    Er blieb stehen. »Aber Marta …«
    »Marta für reichen, gebildeten jungen Geschäftsmann ungeeignet. Schlechter Charakter. Könnte dir eines Tages Kehle mit Whiskyflasche durchschneiden. Sehr dumm.«
    Alice war schlank, kühl und blond. Ihre Mutter war schlank, kühl und grau und glich damit seiner eigenen Mutter. Sie saßen am Mittagstisch und redeten auf ihn ein, doch er verstand nichts.
    Dann hörte er plötzlich Alices Mutter sagen: »Ein ausgezeichnetes kleines Gerät, diese Trixie.«
    »Sie bringt die besten Charakterzüge eines Menschen zur Geltung«, erwiderte Joels Mutter. »Als er noch ein ungezogenes Kind war, war sie praktischer als ein Kindermädchen. Sie war immer im Dienst und hat ihn zu gutem Benehmen angehalten.«
    Alices Mutter murmelte etwas.
    »Der Preis ist durchaus tragbar, aber man muß rechtzeitig Geld zur Seite legen, um das Gerät zu unterhalten, weil es jedes Jahr erneuert werden muß. Ja. Als mein Mann starb, war Trixie gerade wieder einmal fällig, und ohne die Lebensversicherung hätten wir sie aufgeben müssen. Sie wissen ja selbst, wie unzuverlässig sie wird, wenn sie nicht pünktlich gewartet wird. Dann passieren die seltsamsten Sachen.«
    Joel runzelte die Stirn. Irgend etwas hatte er vergessen. Irgend etwas Wichtiges.
    »O ja, Vater ist tot.« Ihre Stimme hatte einen süßen Klang. »Seit vielen Jahren schon. Sohn ist einzige Stütze seiner alten Mutter.«
    Es wollte ihm nicht einfallen, was er vergessen hatte, und er gab die Suche auf. Er runzelte die Stirn, denn er erinnerte sich ganz deutlich daran, daß er jeden Tag in das Büro seines Vaters ging, um Geld für Marta zu holen.
    »Dummer Junge. Vater hat Geld in Schublade gelassen, damit Sohn seinen Spaß hat.«
    »Wenn man das Beste will, darf man nur Trixie nehmen«, sagte seine Mutter. »Trixie löst alle Probleme. Eltern, denen wirklich etwas an ihren Kindern liegt, werden ihnen Trixie empfehlen.«
    Er wunderte sich, warum ihre Lippenbewegungen nicht mit den Worten übereinstimmten, die er hörte.
    Nach dem Essen zog ihn seine Mutter in den Flur. Sie war eine sehr aufrechte, distinguiert wirkende Dame. »Ich habe Carolyn und ihre Mutter morgen

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