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Heyne Galaxy 14

Heyne Galaxy 14

Titel: Heyne Galaxy 14 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
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frischen, gesunden Eiern«, sagte sie.
    Er nickte anerkennend. Endlich einmal eine Frau mit Vernunft. Er machte sich sein Frühstück selbst zurecht, weil er seine Frau nicht wecken wollte.
    Später wollte er mal kurz ins Büro hinuntergehen, um Paps ein wenig zu helfen. Der alte Junge war ein wenig zu alt, um den Laden noch in Schwung zu halten. Ihm machte es nichts aus, wenn er ein wenig half. Anschließend hatte er den ganzen Nachmittag, um …
    Aber er wagte mit seinen Gedanken nicht in die Einzelheiten zu gehen. Manchmal hatte er das Gefühl, daß seine Frau Gedanken lesen konnte. Und er durfte kaum erwarten, daß sie Verständnis für Marta hatte.

Der Spion im Fahrstuhl
    (THE SPY IN THE ELEVATOR)
     
    DONALD K. WESTLAKE
     
     
    1
     
    Als der Fahrstuhl ausblieb, reichte es mir. Ein ausgelaufenes Eigelb, ein steckengebliebener Reißverschluß, eine defekte Entlüftungsanlage, ein Fenster, das trotz aller Bemühungen voll durchsichtig blieb – ich möchte Ihnen den Rest meiner Leidensliste ersparen. Jedenfalls schlug das Ausbleiben des Fahrstuhls dem Faß den Boden aus, wie man sagt.
    Jeder kennt solche Tage – Tage, an denen man sich glücklich schätzen kann, wenn man abends ins Bett kommt, ohne sich etwas gebrochen zu haben.
    Aber daß ich ausgerechnet heute eine solche Pechsträhne haben mußte! Seit Monaten hatte ich versucht, mir ein Herz zu fassen, und heute endlich hatte ich mich entschlossen, Linda den Heiratsantrag zu machen. Gleich nach dem Zwischenfall mit dem ausgelaufenen Eigelb hatte ich sie angerufen und mich nach unten eingeladen. »Zehn Uhr«, hatte sie gesagt und mich auf dem Bildschirm süß angelächelt. Sie wußte, warum ich mit ihr sprechen wollte. Und wenn Linda zehn Uhr sagte, meinte sie es auch.
    Verstehen Sie mich nicht falsch. Ich will nicht sagen, daß Linda einen Vollkommenheitsfimmel hatte – nichts dergleichen. Sie war nur ein wenig eigen, was die Pünktlichkeit angeht. Das hing natürlich mit ihrer Arbeit zusammen. Sie hatte mit der Abfertigung von Erzwagen zu tun, die durch Roboter gesteuert wurden und daher außerordentlich pünktlich waren. Wenn ein Erzwagen nicht planmäßig zurückkehrte, wartete man nicht auf ihn, denn man wußte, daß er von einem anderen Projekt gekapert worden war und sich in die Luft gesprengt hatte.
    Nachdem Linda nun schon seit drei Jahren in der Erzwagen-Abfertigung arbeitete, war sie in diesem Punkt ein wenig voreingenommen. Ich erinnere mich an einen Abend kurz nach unserem Kennenlernen. Ich war etwa fünf Minuten zu spät gekommen und fand sie völlig aufgelöst vor. Sie hatte sich eingebildet, man hätte mich umgebracht. Einen anderen Grund für meine Verspätung schien sie sich nicht vorstellen zu können. und als ich ihr sagte, was mich aufgehalten hatte – ein Schnürsenkel war mir gerissen –, sprach sie vier Tage lang kein Wort mehr mit mir.
    Und jetzt kam der Fahrstuhl nicht.
    Bis zu diesem Augenblick hatte ich die kleinen Katastrophen des Tages mit einigem Gleichmut über mich ergehen lassen. Noch während ich das entsetzliche Ei aß – ich konnte es nicht gut wegwerfen, da es meine Frühstückszuteilung war – und während ich das durchsichtige Fenster notdürftig verhüllte – hundertdreiundfünfzig Stockwerke über dem Nichts –, versuchte ich mir die Worte meines Heiratsantrages zurechtzulegen und mir über die wirksamste Formulierung klarzuwerden.
    Ich hatte verschiedene Versionen zur Auswahl. Die burschikose Annäherung: »Liebling – ich habe festgestellt, daß im dreiundsiebzigsten ein kleines Non-P-Appartement frei ist.« Die romantische Fassung: »Liebling, ich kann im Augenblick nicht ohne dich leben. Zur Zeit bin ich schrecklich in dich verliebt. Ich möchte mein Leben eine Zeitlang mit dir teilen. Möchtest du vorübergehend mein sein?« Ich hatte mir auch eine direkte Formulierung zurechtgelegt: »Linda, ich brauche für ein oder zwei Jahre eine Frau, und ich wüßte im Augenblick niemanden, mit dem ich diese Zeit lieber verbringen würde.«
    Obwohl ich es niemandem eingestehen konnte, liebte ich Linda mehr als nur Non-P. Aber ich wußte, daß wir beide genetisch nicht geeignet waren und daß Linda außerdem ihre Unabhängigkeit viel zu sehr schätzte, um mit einer anderen als einer Non-P-Heirat einverstanden zu sein – einer nicht-permanenten Verbindung.
    Also übte ich meine Reden, wobei ich genau wußte, daß ich im entscheidenden Augenblick wahrscheinlich doch viel zu aufgeregt war, um mehr als ein »Willst du

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