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Heyne Galaxy 14

Heyne Galaxy 14

Titel: Heyne Galaxy 14 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
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zahlreicher Faktoren zurückzuführen, von denen die bedeutendsten die Bevölkerungsexplosion und der Vertrag von Oslo waren. Die Bevölkerungsexplosion führte dazu, daß es immer mehr Menschen gab, ohne daß der Lebensraum entsprechend wuchs. Es wurde also erforderlich, die Wohnungsplanung innerhalb eines Jahrhunderts von der horizontalen in die vertikale Richtung umzustellen. Vor 1900 lebte der Großteil der Menschen in winzigen Hütten, die höchstens fünf Stockwerke hatten. Im Jahr 2000 lebte jedermann in Projekten, deren Funktionen sich im Laufe ihrer Entwicklung auf immer mehr Lebensbereiche ausdehnten, so daß sie am Ende des Jahrhunderts völlig selbständig waren – mit hydroponischen Farmen in den Untergeschossen, mit Etagen für Schulen, Kirchen und Fabriken, mit Erzwagen, die Rohmaterialien heranschafften, und so weiter.
    Der zweite wesentliche Faktor war der Vertrag von Oslo, der auf die Tatsache zurückzuführen ist, daß es damals offenbar zwei feindliche Gruppen von Nationen gab (in gewisser Weise Projekten ähnlich – nur horizontal), die beide im Besitz von Atomwaffen waren. Der Vertrag von Oslo begann mit der Feststellung, daß ein Atomkrieg im Grunde undenkbar war und daß, falls er doch einmal unumgänglich sein sollte, nur taktische und keine strategischen Atomwaffen zum Einsatz kommen durften. (Eine taktische Waffe wird nur zur Vernichtung gegnerischer Soldaten eingesetzt, während eine strategische Waffe auch gegen die Zivilbevölkerung gerichtet wird.) Als es dann doch zum Krieg kam, hielten sich beide Parteien seltsamerweise an diesen Vertrag, so daß keine Projekte bombardiert wurden.
    Natürlich versuchte man einen Ausgleich dadurch zu schaffen, daß man die taktischen Atomwaffen in möglichst großem Umfang einsetzte, und nach dem Krieg war fast die ganze Welt radioaktiv verseucht. Nur die Projekte kamen davon – jedenfalls jene, die sich rechtzeitig vor dem Ausbruch des Krieges mit den neuen Energieschirmen versehen hatten, die für die radioaktive Strahlung undurchdringlich sind.
    Obwohl man sich also in gewisser Weise an den Vertrag von Oslo hielt, wurden doch im Laufe des Krieges genügend andere Verträge gebrochen, so daß schließlich niemand mehr wußte, wer eigentlich auf welcher Seite stand. Das benachbarte Projekt konnte ein Verbündeter sein, hatte sich vielleicht aber auch auf die Seite des Feindes geschlagen. Da sich niemand seiner Sache sicher war, hatte man den Versuch einer Annäherung erst gar nicht unternommen.
    Das Leben ging weiter, und es erinnerte uns wenig an die Gefahren, die draußen auf uns lauerten. Die Politik der Ewigen Wachsamkeit und Ständigen Bereitschaft wurde von der Armee wahrgenommen, während wir übrigen unser Leben lebten und es dabei bewenden ließen.
    Und jetzt saß ein Spion im Fahrstuhl.
    Als ich daran dachte, wie mühelos er unsere Verteidigungseinrichtungen überwunden hatte und wie tief er in unser tägliches Leben eingedrungen war, und als ich mir überlegte, wie viele Kameraden er haben mochte, lief es mir kalt über den Rücken. Die Wände unseres Projektes stellten nur so lange einen Schutz dar, wie sich alle potentiellen Feinde auf der anderen Seite befanden.
    Erschüttert versuchte ich mit dieser Vorstellung fertig zu werden, als mir plötzlich Linda wieder einfiel.
    Ich sprang auf und blickte auf die Uhr. Viertel nach zehn. Wieder raste ich durch den Flur zum Fahrstuhl und flehte zum Himmel, daß man den Spion inzwischen gefangen hatte und daß auch Linda den Zwischenfall für einen ausreichenden Verspätungsgrund halten würde.
    Doch er war noch immer da, denn der Fahrstuhl kam nicht.
    Ich ließ mich gegen die Wand sinken und wollte mich eben meinen traurigen Gedanken hingeben, als ich die Tür neben dem Fahrstuhlschacht bemerkte – die Tür zum Treppenhaus.
    Sie war mir bisher noch nicht aufgefallen. Abgesehen von abenteuerlustigen Jungen, die gern Räuber und Bandit spielten, benutzte niemand die Treppen, und ich selbst war vielleicht im Alter von zwölf Jahren zum letztenmal im Treppenhaus gewesen.
    Im Grunde waren die Treppen überflüssig, denn wir hatten doch die Fahrstühle! Jedenfalls, wenn keine Spione im Projekt entdeckt wurden. Wozu brauchten wir also die Treppen?
    Wie mir Dr. Kilbillie, der über die unmöglichsten Informationen verfügte, einmal erzählt hatte, war das Projekt gebaut worden, als es noch so etwas wie städtische Behörden gab. (Eine Stadt war eine mehr oder weniger große Gruppe von Projekten.)

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