Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Heyne Galaxy 14

Heyne Galaxy 14

Titel: Heyne Galaxy 14 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
Vom Netzwerk:
mich heiraten?« herauszubringen, kämpfte mit Reißverschlüssen und defekten Klimaanlagen und schaffte es schließlich, das Appartement fünf Minuten vor zehn zu verlassen.
    Linda wohnte im hundertundvierzigsten Stockwerk, dreizehn Etagen unter mir. Normalerweise brauchte ich nicht mehr als zwei oder drei Minuten, um ihre Wohnung zu erreichen, also glaubte ich ausreichend Zeit zu haben.
    Aber der Fahrstuhl kam nicht.
    Ich drückte auf den Knopf und wartete. Es geschah nichts.
    Gewöhnlich öffnet sich die Fahrstuhltür innerhalb von dreißig Sekunden nach dem Knopfdruck. Es handelte sich um einen Fahrstuhl, der für die Strecke zwischen dem hundertdreiunddreißigsten und dem hundertsiebenundsechzigsten Stockwerk zuständig war, wo man entweder in den nächsten Streckenlift oder den Expreß umsteigen konnte. Also mußte mein Fahrstuhl ganz in der Nähe sein. Außerdem war es um diese Zeit des Tages immer sehr ruhig.
    Wieder drückte ich auf den Knopf und wartete. Ich blickte auf die Uhr. Es war drei Minuten vor zehn. Eine Minute später war noch immer kein Lift da! Wenn das Ding jetzt nicht sofort eintraf, kam ich zu spät.
    Der Fahrstuhl kam nicht.
    Ich wußte nicht, was ich tun sollte. Hierbleiben – in der Hoffnung, daß sich die Türen doch noch öffnen würden? Oder in die Wohnung zurückkehren, um Linda von meiner Verspätung zu unterrichten?
    Zehn Sekunden vergingen, und noch immer tat sich nichts. Ich entschloß mich für die zweite Alternative, eilte durch den Flur, legte den Daumen an meine Wohnungstür und stürzte ins Wohnzimmer, wo ich Lindas Nummer wählte. Der Schirm flackerte auf und enthüllte mir die weißen Buchstaben: Vom Empfänger abgeschaltet.
    Natürlich! Linda erwartete mich und wußte, was ich ihr sagen wollte. Also hatte sie das Telefon abgeschaltet, damit wir nicht unterbrochen wurden.
    Hastig stürzte ich wieder in den Flur hinaus und bearbeitete den verflixten Knopf. Wenn der Fahrstuhl jetzt kam, betrug meine Verspätung vielleicht nur eine Minute. Aber er kam nicht.
    Dieser Zwischenfall allein hätte mich in hysterische Wut versetzen können, aber der defekte Fahrstuhl und die anderen Katastrophen des Morgens waren einfach zuviel. Außer mir begann ich gegen die Fahrstuhltür zu treten, merkte jedoch sehr schnell, daß ich mir selbst mehr schadete als der Tür. Wutschnaubend humpelte ich in meine Wohnung zurück, schlug die Tür hinter mir zu, nahm das Telefonbuch zur Hand und suchte die Nummer des Transit-Büros heraus. Ich gedachte eine Beschwerde anzubringen, die man noch im dritten Untergeschoß hörte.
    Wieder wurde ich von weißen Buchstaben begrüßt, die mir mitteilten, daß die Leitung besetzt war.
    Ich brauchte fast drei Minuten, ehe ich Verbindung mit einer
gehetzt aussehenden jungen Dame bekam. »Ich heiße Rice!«
bellte ich. »Edmund Rice! Ich wohne im hundertdreiundfünfzigsten Stockwerk. Ich habe gerade den Fahrstuhl benutzen wollen und…«
    »Der Fahrstuhl ist abgeschaltet«, sagte sie sehr schnell, als hätte sie sich schon an diesen Satz gewöhnt.
    »Abgeschaltet? Was soll das heißen? Fahrstühle kann man doch nicht abschalten!« antwortete ich.
    »Wir werden den Betrieb so schnell wie möglich wieder aufnehmen«, haspelte sie herunter. Meine Worte prallten von ihr ab wie die Strahlung von den Energieschirmen des Projekts.
    Ich änderte meine Taktik. Zuerst holte ich langsam und betont Luft, um mich etwas zu beruhigen, und fragte dann so höflich, wie man es sich nur wünschen kann: »Würde es Ihnen etwas ausmachen, mir zu sagen, warum der Fahrstuhl abgeschaltet ist?«
    »Es tut mir leid, Sir, aber ich …«
    »Halt«, sagte ich ganz leise, und sie hielt inne und blickte mich an. Bisher hatte sie überhaupt keine Notiz von mir genommen, sondern nur blind in die Linse geschaut und ihre Antworten heruntergeleiert.
    Jetzt schaute sie mich direkt an.
    Ich nutzte die Situation. Ruhig und vernünftig sagte ich: »Ich möchte Ihnen etwas sagen. Miß. Ich möchte Sie wissen lassen, was Sie mir angetan haben, als Sie den Fahrstuhl abschalteten. Sie haben mich vernichtet.«
    Sie öffnete den Mund und blinzelte mich an. »Sie vernichtet?«
    »Genau«, erwiderte ich. Wieder atmete ich langsam ein und erklärte ihr: »Ich war auf dem Wege zu einem Mädchen, das ich sehr liebe, und wollte ihr einen Heiratsantrag machen. Abgesehen von einer Kleinigkeit ist sie die vollkommene Frau für mich. Verstehen Sie?«
    Sie nickte. Ihre Augen waren weit geöffnet. Offenbar hatte ich es

Weitere Kostenlose Bücher