Hi, Society

hoffe, sie sehen wieder aus wie neu.)
    Wie dem auch sei. Ich bin mir mittlerweile ziemlich sicher, dass wir im Grunde bloß ein kleines Zeitmanagementproblem haben. Sie wissen schon, wie Katy Perry und Russel Brand. Okay, die hatten auch noch sein Drogenproblem, die Sexsucht und irgendwas mit Sachbeschädigung, aber seien wir doch mal ehrlich, davon abgesehen ist das doch direkt auf uns übertragbar. Man muss ja nicht gerade Gerti Senger [3] sein, um diese Zusammenhänge zu durchblicken. Es ist ganz eindeutig, wir reden zu wenig und arbeiten zu viel, oder besser gesagt Erik. Bei mir ist es eigentlich genau umgekehrt. Aber das werde ich ändern, also das mit dem Reden. Ab jetzt werde ich mehr schweigen und ich weiß auch schon, was ich dazu anziehe. Meine heißen Lackleder-Louboutin-Overknees aus dem Winter-Sale.
    Obwohl es passieren könnte, dass Erik dann womöglich gar nicht mehr so viel zum Reden kommt? Naja, auch egal! Sex ist ja schließlich auch eine Art Kommunikation und wir können ja auch danach noch reden.
    Als ich das Teewasser aufsetze, bin ich richtig gut gelaunt. Ich summe vor mich hin, während im Radio der Gesundheitsminister über die Tarifverhandlungen mit den Sozialversicherungsträgern quatscht. Mensch! Der sollte mal in Therapie zu mir kommen mit dem harten Stimmeinsatz und der völlig falschen Sprechstimmlage. Typisch Mann! Will sich stärker darstellen als er ist, mit dieser künstlich erzeugten Tiefe und da folgt schon die gerechte Strafe, sie kippt, mitten in ›verstimmt‹. Wenn das mal kein Freud’scher Ver stimmer ist, wie dieser Typ auf Marie von Stettens Handy, der hatte die selbe Art, seine Stimme zu quälen. Ob ich dem Herrn Minister mal schreiben sollte? Ich könnte mich höflich vorstellen und ihm dann ein paar Tipps geben und wer weiß, vielleicht wird er ja einer meiner Patienten. Während ich noch weiter darüber nachdenke, stelle ich beschwingt das Geschirr für unsere Tortenverkostung auf dem schwarz-glänzenden Küchentisch ab, fische einen Kugelschreiber und meinen Notizblock aus der obersten Schublade neben dem Herd und lege beides neben das Teeservice. Damit können wir ein richtig professionelles Bewertungsschema anlegen, denke ich, als auf einmal mein Telefon piepst. Als ich den Namen auf meinem Display blinken sehe, bleibt mir die Spucke weg.
    Na toll!
    Mir bleibt auch wirklich gar nichts erspart.
    Was ist das heute? Irgendeine Verschwörung des Universums? Muss ich vielleicht irgendeinen Baum im Stadtpark mit bunten Bändern umwickeln, um die Baumgeister günstig zu stimmen oder ein Lamm schlachten oder so?
    »Hemingway«, lese ich erneut die blinkenden Buchstaben in meinem Posteingang.
    Woher hat der überhaupt meine E-Mail-Adresse? Er hat mich ja noch nicht mal danach gefragt?
    Nicht, dass ich sie ihm gegeben hätte. Ich meine, hallo, ich gebe schließlich nicht jedem so dahergelaufenen Mr. Six-Pack meine Kontaktdaten.
    Mal im Ernst, stalkt der mich jetzt, oder was?
    War ja klar! Alles Taktik. Er befreundet sich mit Erik, um an mich ranzukommen und dann tut er auf höflich. Lesen Sie nur:
    ›Servus Elli!‹
    Wer beginnt eine E-Mail bloß so dämlich? Bin ich Lenz Moser oder was? Sag Servus zum Wein. Was ist aus ›Hi Elli!‹ oder ›Hallo!‹ geworden?
    ›War ein lustiger Abend gestern.‹
    So, so. Lustiger Abend! Na wenn das mal keine unauffällige Umschreibung für ›Ich steh auf dich‹ ist.
    Der Arme! Was, wenn er wirklich auf mich steht?
    ›Ich habe eben deine SMS entdeckt.‹
    SMS?
    Was für SMS?
    Spinnt der, ich habe dem doch keine SMS geschickt!
    Naja, wenn ich es mir recht überlege, habe ich ihm vielleicht doch eine geschickt.
    Aber doch bloß wegen der Nüsse.
    Der Erdnüsse! Herrgott! Er sollte welche von der Bar mitbringen.
    ›Deine SMS war irgendwie schwer zu entziffern, bis auf »bar nusig« und »top sekret«. Vielleicht solltest du mal deine automatische Rechtschreibkorrektur aktivieren. Aber die E-Mail-Adresse war ja zum Glück fehlerfrei.
    Was unser Treffen anbelangt.‹
    Okay, jetzt muss ich mich hinsetzen.
    ›Du weißt schon, wegen der Sexion.‹
    Er will Sex? Um Himmels Willen! Ich glaube, ich werde ohnmächtig.
    Moment mal, was ist das überhaupt, Sexion? Ist das irgend so eine abgefahrene neue Sexstellung oder was?
    Stopp! Zurück!
    Das stimmt nicht.
    Ich habe mich verlesen.
    Es heißt Sektion. Sektion!
    Sie wissen schon, ein anderes Wort für Autopsie und Obduktion.
    Klar doch, ich habe ihn doch darum gebeten und ihm zum Dank einen