Hi, Society
Wut, während seine Faust gegen die steinerne Tischplatte schlug. Seit Maries Tod stand Vladimir Orlow unter Hochspannung. Die in Moskau wurden langsam unruhig und Oleg Warschlawitz ließ ihn nicht aus den Augen. Er konnte äußerst unangenehm werden, wenn man ihn warten ließ, und das tat er nun schon viel zu lange.
Er wusste nicht, wie lange er noch Zeit hatte, ehe man seinen Wagen in die Luft fliegen oder ihm mit einer Eisenstange sämtliche Knochen brechen lassen würde. Aber eines war sicher, es würde nicht mehr allzu lange dauern, wenn er nicht endlich diese verdammten Steine auftrieb. So war der Deal. Sie gaben ihm das Geld und er machte was daraus. Immobilien, Diamanten, was auch immer.
Dieses verdammte Miststück!
Sie dachte doch allen Ernstes, sie könnte ihn an der Nase rumführen, ihn unter Druck setzen, wie diesen kleinen Politiker in seinen dürftigen Prada-Anzügen und Leder-Loafers. Hatte sie vergessen, mit wem sie es zu tun hatte?
Es genügte ein einziges Wort, um zu beschreiben, was sie für ihn war: lästig – und nun, da sie tot war, wurde sie ihm lästiger als je zuvor.
Sie hatten überall gesucht, ihre Wohnung kurz und klein geschlagen. Nichts.
Unmöglich, dass sie die Steine außer Landes gebracht haben konnte. Eine solche Menge würde keiner Zollkontrolle standhalten können.
Vorerst konnte er das Geld anderweitig auftreiben. Es würde nicht mehr lange dauern, bis die Lebensversicherung an ihn ausgezahlt werden würde und der Verkauf ihrer Wohnung spülte auch noch mal ordentlich was in die Kasse. Für den Anfang konnte er sie damit vermutlich ruhigstellen. Aber eines stand fest, wenn er die Steine nicht bald hätte, würde es auch ihm an den Kragen gehen.
Vladimir Orlows Stimme überschlug sich: »Wir brauchen die Steine!«
»Aber wir haben sie doch schon längst!« Alexej stellte seine Tasse unter dem überraschten Blick seines Auftraggebers auf dem Küchentisch ab und streifte die Zeitung glatt. Dann zeigte er auf ein Foto, das am letzten Abend entstanden war. Die Wildkatze und eine andere Frau waren darauf abgebildet, wie sie lächelnd den Schmuck des Abends anprobierten. Und eben, als er fragen wollte, was das eigentlich soll, da fielen sie ihm ins Auge. Unmengen funkelnder Steine, die sich über die Pumps dieser Unbekannten ergossen. Mit einem Mal breitete sich ein zufriedenes Lächeln auf seinem Gesicht aus.
Nein, Vladimir Orlow mochte keine Überraschungen. Noch nie. Und doch hatte er in diesem Moment bereits damit begonnen, eine Überraschung zu planen. Eine höchst unangenehme, welche all seine Sorgen mit einem Schlag lösen würde.
KAPITEL 14
»K
eine Sorge! Mal im Ernst! Überhaupt kein Grund, gleich auszuflippen!«, beruhige ich mich und nehme einen Schluck von meinem Tee. Immerhin sind es die Society-Seiten und es gilt ja wohl als anerkannt-gültiges Allgemeinwissen, dass die Klatschspalten in Tageszeitungen für Männer schwieriger zu finden sind als der G-Punkt oder die Abteilung für Milchprodukte im Supermarkt. Also überhaupt kein Grund zur Sorge, lasse ich mich vorsichtig zurück aufs Sofa sinken und lege mir das Packerl Tiefkühlerbsen erneut auf die Stirn. Außerdem interessieren Tageszeitungsleser sowieso keine Klatschspalten. Ich meine, man abonniert doch nicht die FAZ, damit man über das Gesellschaftsleben informiert wird. Tageszeitungen sind für Leute, die wissen wollen, ob die Aktien gesunken oder die Steuern gestiegen sind und nicht für Menschen, die wissen wollen, ob Grau das neue Schwarz ist oder Heidi Klum noch ihren Ehering trägt. Und das Tolle an Tageszeitungen, sie haben ein Haltbarkeitsdatum von gerade mal 24 Stunden.
Mit einem Mal fühle ich mich schon viel besser. Dieses Foto hat mit Sicherheit niemand gesehen. Am allerwenigsten Erik! Obwohl, da fällt mir ein, dass am Flughafen überall diese Gratiszeitungen herumliegen. Und wenn er es doch gesehen hat? Nein, bestimmt nicht. Das Einzige, was er im Flieger nach London liest, sind all diese Berge von Vertragsentwürfen und Akten, die er heute Morgen mitgenommen hat zu seinem Meeting. Ja, er musste völlig überraschend schon wieder weg, weil nämlich dieser Oberboss von diesem Fair-Trade-Deal eine richterliche Verfügung erwirken will, die bis auf Weiteres verhindern soll, dass diese falsch deklarierten Bio-Produkte weiterhin in den Handel kommen. Erik hat deswegen schon den ganzen Morgen telefoniert, während ich mit meinem Hangover beschäftigt war. Ich hoffe inständig, dass der
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