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Hi, Society

Hi, Society

Titel: Hi, Society Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karolin Park
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begutachtet.
    Ich möchte ja nicht angeben, aber er ist auch wirklich gut geworden. Also ich habe Tisch- und Stuhlmodelle auf eine Styroporplatte geklebt, dafür habe ich ganz im Sinne ökologischer Verantwortlichkeit das noch übrige Goldpapier von meinem Hollywoodstern und einen völlig lösungsmittel- und überhaupt total giftstofffreien Kleber verwendet, weshalb er auch nicht so ganz gut geklebt hat. Ich habe dann noch einen alten Uhu-Alleskleber gefunden, und ich meine, ihn einfach so wegzuwerfen wäre doch ein größerer Anschlag auf die Umwelt gewesen. Das stand auch in dieser Zeitschrift ›Grüner Zweig‹.
    Ich bin jetzt nämlich ein ökologisch und sozial verantwortlicher Mensch. Nicht, dass ich jetzt in Strickjacke und Birkenstocks herumlaufe. Versucht hätte ich es ja, aber um darin gut auszusehen, müsste ich mindestens 20 Kilo abnehmen oder wenigstens über ein wenig besseres Beinbindegewebe verfügen und außerdem sind die Zeiten der Dritte-Welt-Outfits auch bei den Ökos längst vorbei, die sind nämlich mittlerweile très öko-chic in ihrer Organic Fashion. Deshalb habe ich auch an Manolo Blahnik geschrieben und ihm ein paar wirklich gute Tipps zur ökologisch unbedenklichen Schuhherstellung gegeben. Ich habe ihm empfohlen, dass er vegane Materialien wie Hanf verwenden soll, und vorgeschlagen, einen Save-the-Planet-Peeptoe zu kreieren und aus den Verkaufseinnahmen sollen dann die Leute irgendwo in diesen Ländern, wo es zu wenig Trinkwasser gibt, ein paar Wasserleitungen bekommen, oder wenigstens ein paar Kisten Evian – na gut, Vöslauer tut’s auch. Ist das nicht eine geniale Idee? Vielleicht sind die ja an einer Kooperation mit Manolo Blahnik interessiert. Ob ich denen mal schreiben soll?
    Na jedenfalls habe ich schon wahnsinnig viel verändert. Ich bin richtig stolz auf mich.
    Ich kaufe jetzt zum Beispiel Bio-Produkte. Den Fair-Trade Lippenbalsam von L’Occitane, das Over Night Biological Peel von Kiehl’s und ich habe mich mit Ben and Jerrys Ice-Cream eingedeckt, weil das nämlich den Obdachlosen in New York, die die Brownies dafür backen, hilft, sich in den Arbeitsmarkt zu reintegrieren, und ich adoptiere Bienen. Ja, die sind nämlich wahnsinnig wichtig für unser ganzes Ökosystem und damit sie stressfrei leben können, muss ich gar nichts machen, außer diesen Beeren-Smoothie zu trinken. Ich hatte ja keine Ahnung, wie lecker es ist, die Umwelt zu schützen und wie inspirierend. Im Ernst, ich sehe jetzt viel klarer, was ich will und ich weiß jetzt, dass ich gar nicht auf Edda eifersüchtig war, sondern bloß unzufrieden mit mir selbst, weil ich mich bisher so wenig um so Themen wie Nachhaltigkeit usw. gekümmert habe. Das hat bestimmt auch mein Kharma derart negativ beeinflusst. Mal im Ernst, sehen Sie bloß, prompt wo ich diese Dinge beachte, ruft mich Katharina Thor an. Was wohl erst passiert, wenn ich mir dieses Strenesse loves Japan-Charity-T-Shirt kaufe?
    »Kannst du mir das System mal erklären?«, reißt mich Sophie aus meinen Gedanken und deutet verwirrt auf den Sitzplan. »Ich blicke da nicht durch.«
    »Es ist ein wirklich sehr ausgeklügeltes System«, erkläre ich, während ich die Styroporplatte vorsichtig hinüber aufs Bett transportiere. »Jeder Gast hat eine dieser bunten Stecknadeln bekommen und eine Zahl«, erkläre ich. »Also Nummer sechs ist zum Beispiel Erik und alle Stecknadeln sind farblich sortiert, also zum Beispiel Familienangehörige der Braut weiß, des Bräutigams schwarz, Freunde der Braut gelb und so weiter. Keine Wertung«, sprudle ich weiter. »Dann gibt es noch so kleine Sticker, auf denen ein roter Blitz drauf ist und der klebt dann bei Leuten, die auf gar keinen Fall nebeneinander sitzen dürfen, wie Gwyneth und Kate zum Beispiel.« (Weil sonst nämlich Kate wieder Chips nach ihr wirft und die wiederum Kate ein altes Miststück nennt und wenn zwei Models kämpfen, bedeutet das nicht nur ein wahres Donnerwetter, sondern auch die Gefahr, dass Sophie mit dem nächstbesten Kellner durchbrennt, um die gebührende Aufmerksamkeit zurückzuerlangen. Da lobe ich mir unsere Hochzeit, da ging es bloß darum, Onkel Heinrich von der Bar und ein männermordendes Model vom Tisch der Jungvermählten fernzuhalten. Was sich schlussendlich auch nicht als die beste Lösung herausgestellt hatte. Ich hatte nämlich den Tisch der Frischverlobten vergessen, an welchem Sophie schließlich saß. Was mich meine langjährig bestehende Sandkastenfreundschaft mit Susi gekostet,

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