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Hi, Society

Hi, Society

Titel: Hi, Society Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karolin Park
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mitgemacht, sich voll auf die Therapie eingelassen, und wenn es so weiter geht, so ist sie ihre minimale Stimmstörung schneller los, als Woody Allen ›Cut‹ sagen kann.
    Mir scheint ohnehin, dass ihre Heiserkeit mehr von einer psychischen Belastung herrührt. Ihre Probleme begannen etwa zeitgleich mit Marie von Stettens Ableben und dem Angebot ihrer Hauptrolle, und wenngleich sie es auch nicht direkt ansprach, zwischen den Zeilen klang durch, dass die schrecklichen Umstände, welche ihre Karriere so überraschend in Schwung gebracht hatten, ihre Freude darüber trübten – ihr gewissermaßen auf die Stimme schlugen. Tja, wenn etwas nicht stimmte, so war das nur allzu oft am Klang der Stimme zu hören und dass irgend etwas nicht stimmte, konnte man im Falle von Katharina nicht nur hören, sondern in der sehr flachen Atembewegung und dem erhöhten Muskeltonus auch deutlich sehen. Die Frage war bloß, was nicht stimmte.
    Klirr! Was war das?
    Ich stelle zitternd die Milch am Küchentisch ab und lausche.
    Lass es nicht diese Verrückte von vorhin sein!, schießt es mir durch den Kopf. Du meine Güte! Daran habe ich ja noch gar nicht gedacht. Was, wenn sie nur weggegangen ist, um Verstärkung zu holen?
    Ich schleiche auf Zehenspitzen hinaus auf den Flur und luge vorsichtig durch das Schlüsselloch. Nichts.
    Ob ich es mir nur eingebildet habe? Aber es kam doch ganz eindeutig von der Tür.
    Also schön langsam werde ich irre oder so, denke ich, während ich zurück in die Küche schleiche. Es müssen meine Nerven sein. Ja, ganz sicher. Ich brauche bloß ein paar Notfalltropfen oder diesen Lavendel-Tee, den mir meine Mutter unlängst gemacht hat. Ja, ganz bestimmt. Bloß ein wenig Nervennahrung wie Haferflocken, Bananen oder Nüsse, damit die Nervenzellen elastischer werden und wieder für einen reibungslosen Informationsfluss im Gehirn sorgen, dann geht es mir bestimmt gleich wieder besser, spreche ich mir Mut zu, während ich eilig die Lade unter dem Herd durchsuche. Aber alles, was ich finde, sind die Vanillekipferl von meiner Mum. Naja, da sind ja schließlich auch Nüsse drin, denke ich, stopfe sogleich eines in den Mund und beschließe, mich im Schlafzimmer einzusperren.
     
    Zugegeben, es wäre vieles leichter, wenn ich den passenden Schlüssel für die Zimmertür finden würde, denke ich kurz darauf, während ich noch immer damit beschäftigt bin, das Bücherregal zu durchsuchen und ja, es ist schon wirklich etwas unglücklich, dass Erik wieder einmal justament zur gleichen Zeit in ägyptischem Luxusleinen glückselig dahin schlummert, um seinen Öko-Deal unter Dach und Fach zu bringen, wo ich hier langsam, aber sicher zur Leiche in Soko Donau mutiere.
    Nein! Kommt gar nicht in Frage! Der dämliche Schlüssel muss doch hier irgendwo sein, denke ich und ziehe eine Schachtel nach der anderen aus dem Regal am Flur. Unglaublich, was ich schon alles für Schätze gefunden habe, Schrauben für den Pax-Kasten, die wir letzten Samstag wie wild gesucht haben, die Gucci-Manschettenknöpfe – hoppala, die lasse ich lieber mal verschwinden, Erik denkt nämlich, dass er sie bei Toms Junggesellenabschied verloren hat und in diesem Glauben soll er auch bleiben – die homöopathische Hausapotheke, die uns meine Mum vor Jahren geschenkt hat … ach, und da –
     
    Auf einmal muss ich schlucken.
    Der weiße Karton.
    Ich kann mich kaum erinnern an den Tag, an dem ich ihn hierher gestellt habe. Er liegt in derselben Grauzone, in der alle Erinnerungen dazu ihr Dasein fristen. Ich weiß bloß noch, dass Erik wollte, dass ich nichts davon aufhebe und ich es nicht übers Herz brachte. Also habe ich die Sachen heimlich verpackt – und nun lagern sie hier versteckt und zu einem akkuraten Päckchen verschnürt, wie meine Gefühle.
    Einen Moment zögere ich.
    Ich betrachte den Karton und bin nicht sicher, ob ich ihn nehmen oder die Schranktür wieder schließen soll. Ich meine, heute ist ein denkbar schlechter Zeitpunkt dafür und ich sollte lieber den Schlüssel suchen. Doch irgendetwas drängt mich, es ist wie eine höhere Macht, die mich dazu zwingt, die weiße Schachtel hervorziehen und vor mir abzustellen.
    Eine ganze Weile sitze ich einfach nur so da und überlege, während ich von der Straße das rhythmische Geklapper eines Fiakers auf dem Kopfsteinpflaster wahrnehme. Ich betrachte den Deckel mit der silber-glänzenden Aufschrift, während langsam die Erinnerung zurückkommt. Größtenteils sind es Bruchstücke, Teile eines

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