Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hi, Society

Hi, Society

Titel: Hi, Society Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karolin Park
Vom Netzwerk:
besser wirkt es.« Er macht eine Pause. »Mit Gift ist es genau das Gleiche. Keine Sorge. Du wirst nicht lange leiden. Der Tod durch Tabun ist kurz und schmerzlos.« Ich höre ein sanftes Klick, gefolgt von einem weichen Zischen. Sogleich entfaltet sich ein Duft von wachsigen Rosenblättern, Orangenschalen und Bergamotteöl.
    Die Kopfnote von Chanel No. 5.
    Du lieber Gott!
    Ich brauche mehr Zeit. Ich muss … »Ich weiß warum Marie sterben musste«, beeile ich mich zu sagen. »Weil Sie sie für den Selbstmord Ihres Bruders verantwortlich gemacht haben. Sie war verantwortlich für die Schlägerei. Sie hat ihm die Drogen in den Drink geworfen.« Meine Kehle ist wie zugeschnürt. »Aber warum Katharina? Ich dachte, Sie liebten sie?«
    Die Pumpgeräusche gewinnen an Tempo.
    »Das tat ich.«
    Schweigen.
    »Aber sie war eine aufrichtige Person. Viel zu aufrichtig für Hollywood … und fürs Leben.«
    Die Herznote entfaltet sich. Ich rieche Jasmin, Rose, Maiglöckchen, Iris-Butter, Nuancen von Veilchen.
    »Sie ahnte, dass etwas nicht stimmte, dass ich etwas zu tun haben könnte mit Maries Tod. Die Gefahr war zu groß, dass sie dahinterkommt, alles kaputt macht.« Das eben einsetzende Läuten der Abendglocken lässt ihn einen Moment verstummen.
    Schließlich: »Es war einfach! Ein paar Tropfen und das Geheimnis ruhet in Frieden!«
    Ich versuche, mich ein letztes Mal seinem Griff zu entwinden. Tränen laufen meine Wangen hinab. Ich kann nichts tun.
    Die Türen sind verschlossen. Alle Gäste gegangen.
    Ich rieche Sandelholz, Patschuli, Vanille, den sinnlichen Moschus-Komplex, der überleitet zum Schlussakt der Komposition: Zimtrinde und Eichenmoos.
    Mein Bewusstsein schwindet, ehe das Läuten der Glocken verhallt.

KAPITEL 32
     

    D
    as sind gar nicht die Glocken, die läuten.
    Das ist mein Wecker!
    Ich hatte vielleicht einen verrückten Traum.
    Erst war ich am Hietzinger Friedhof in dieser Kapelle mit Skars und dann ging auf einmal die Tür auf und Erik stand vor mir, in einem scheußlich-bunten Hawaii-Hemd mit Edda und – Stopp! Schluss damit! Daran denke ich heute nicht, weil nämlich heute tatsächlich – ich kann es selbst noch kaum glauben – Tadda! Sophies Hochzeitstag ist!
    Ja, Madame Wankelmut hat wirklich Wort gehalten und es sich nicht im letzten Moment noch mal anders überlegt und dabei hätte ich fast Wetten darauf abgeschlossen. Na gut, ich habe eine Wette abgeschlossen. Aber die werde ich wohl verlieren, weil sie sich nämlich in letzter Zeit erstaunlich erwachsen verhält, geradezu verantwortungsbewusst. Zumindest seit diesem Abend mit diesem Russen. Gestern Abend zum Beispiel, nach dem letzten Fitting des Kleides, da wollte Miss Happy Hour noch nicht mal mit einem kleinen Caipirinha anstoßen, weil sie nämlich taufrisch und pünktlich zum Treffen mit den zukünftigen Schwiegereltern erscheinen wollte. Und sie hat haufenweise Spielzeug, eine Mary-Poppins-DVD und Bücher über Kindererziehung gekauft, weil sie, ich möchte Ihnen das Originalzitat keinesfalls vorenthalten, ›optimal auf ihre neue Rolle als liebevolle Stiefmutter vorbereitet sein möchte‹. Bisher nannte sie Massimos vierjährige Zwillinge aus erster Ehe bloß Ralph-Lauren-Rabauken und als die Ex von Massimo sich auf einer südafrikanischen Schönheitsfarm ihr Näschen richten ließ und Sophie sich angesichts eines akuten Darminfekts des Kindermädchens mit den beiden allein in ihrem allzu weißen New Yorker Appartement wiederfand, fuhr sie kurzerhand zu Ikea, um sie im Småland unterzubringen, und zwar ganze sieben Stunden lang, in denen sie bei Bergdorf shoppte, während die Durchsage: ›Liebe Eltern, die kleine Ellen und der kleine Henry möchten aus dem Småland abgeholt werden‹, in Endlosschleife lief.
    Da soll noch jemand sagen, Menschen ändern sich nicht!
    Ich strecke mich mit einem herzhaften Gähnen, sehe hinüber zur Tür, wo mein Brautjungfernkleid hängt, und schon macht mein Herz einen freudigen Sprung. Es ist zauberhaft und von Valentino.
    Ja, Valentino!
    Und ich muss es nicht zurückgeben. Es ist ein Geschenk von Sophie, als Dankeschön für die ganze Hochzeitsorganisation. Schon hat das Leiden einen Sinn. Also wirklich, wer braucht einen Funkwecker ›Nature‹ mit zehn Weckgeräuschen, wenn er ein Valentino-Kleid haben kann. So schnell springe ich normal nie aus dem Bett. Mann, Sophie sollte öfter heiraten.
    Also nicht unterschiedliche Männer. Aber sie könnte es so machen wie Mariah Carey und Victoria Beckham und

Weitere Kostenlose Bücher