Hi, Society
den Untiefen der Akten verstecken. Jede noch so kleine Hochtonzacke im Audiogramm, jeden noch so minimal erhöhten Schilddrüsenwert werde ich erfassen – und da kommt mir ein Gedanke. Die Schilddrüsenwerte in Marie von Stettens Blutbefund. Die waren erhöht.
Ich kann es kaum fassen. Das könnte die Lösung sein.
Ich zische hinüber zum Bett.
Einen Moment überlege ich, dann greife ich mein iPhone, um in der Praxis anzurufen, während ich in meinem Laptop nach dem Medical examination report suche , den mir vor Wochen Tobi (mittlerweile Hugo in der Boss-Werbung) zukommen hat lassen. Meine Mum, sie soll mir den Befund aus der Praxis zufaxen, den Marie direkt nach ihrer Operation mitgebracht hatte, bloß um sicherzugehen. Ich klopfe wie irre die Zahlen ins Telefon. Wenn ich Glück habe, ist sie noch in der Praxis. Lin Yun bringt heute den Ayurveda-Brunnen, als es auf einmal läutet, und als ich den Namen am Display erkenne, macht mein Herz einen Sprung.
Wow!
Der Tag scheint heute noch richtig super zu werden.
Es ist Max.
»Hi!«, sagt er, als ich abhebe und klingt dabei ziemlich gehetzt. »Ich habe nicht viel Zeit. Bin eben auf dem Weg ins Gericht, Pflichtverteidigung eines Drogendealers.«
»Verstehe!«, erwidere ich und sofort überkommt mich das schlechte Gewissen, dass ich ihn um diesen Gefallen gebeten habe. Er musste sich schon die ganze Zeit mit Mördern, Drogendealern etc. herumschlagen und nun auch noch mit den absurden Fragen der Frau ähm Exfrau seines alten Studienfreundes. Dabei hatte er doch schon damals in dieser Margold-Mystery Sophie vor der Untersuchungshaft bewahrt und letzte Woche bei der Polizeiaussage gegen die Russen-Robber, da hat er sie auch begleitet.
»Zu diesem Fall«, er unterbricht sich, um jemanden zu grüßen.
»Es gibt einen Polizeiakt. Dieser Saarsgord hatte eine Schlägerei. Es wurde Anzeige gegen ihn erstattet und man fand illegale Drogen in seinem Blut.«
»Anzeige? Von wem?«
»Einer gewissen Marie von Stetten.«
»Dann gab es eine Verhandlung?« Ich höre das Öffnen eines Reißverschlusses im Hintergrund, dann piepst es zweimal. »Die Sicherheitskontrolle«, erklärt Max und spricht weiter.
»Nein. Dazu kam es nicht mehr. Einige Wochen später fand man Saarsgord mit einer Kugel im Kopf in seiner Wohnung. Selbstmord«, kommt er zum Ende und in meinem Kopf regt sich was.
Die Zeitungsausschnitte in Maries Wohnung. Ihre Schuldgefühle wegen diesem Selbstmord ihres Freundes. Ich halte die Luft an. Das war gar kein Freund, das war Saarsgord!
Ich bin so in Gedanken, dass ich es kaum wahrnehme, als Max sagt: »Grüß Erik!«
»Mache ich«, sprudle ich ohne nachzudenken hervor und im nächsten Moment könnte ich auf der Stelle heulen. Und ich bin nicht sicher, ob es mehr deswegen ist, weil ich keine Ahnung habe, wo Erik überhaupt ist, oder weil mein Schuhschrank niemals in dieses kleine Zimmer passen wird, wenn ich erstmal wieder hier einziehen muss.
Finanzamt Wien I/23
Team 8/Gruppe 4b
Elisabeth Weitzman
Habsburgergasse 9/11
1010 Wien
Wien, am 2.9.2009
Betreff: Antrag auf Anerkennung von Renovierungskosten laut § 8 EStG
Sehr geehrte Frau Weitzman,
es ist richtig, dass laut § 8 Abs. I EStG Aufwendungen zur Erwerbung, Sicherung und Erhaltung der Einnahmen als Betriebsausgaben abgezogen werden können. Die Umgestaltung Ihrer Praxis nach Feng-Shui-Richtlinien fällt nicht unter diese Regelung, auch wenn, wie Sie schreiben, dadurch positiv-fördernde Faktoren im Harmoniezyklus Ihrer Praxisräumlichkeiten begünstigt werden, welche zu Wachstum und Wohlstand führen.
Die folgenden Posten können daher steuerlich nicht anerkannt werden:
1 Energieflussbrunnen der Marke Land des Lächelns
2 sanft fließende Seidentücher zur Entschärfung des unvorteilhaft gebündelten QI’s
1 Salzkristall
1 Hirschgeweihfarn zur Verbreitung von Yang-Qi
1 Ying-Yang- Zeichen, Öl auf Leinwand
1 Qi-Anheber und Problemlöser Bonsai
Mit freundlichen Grüßen
Maria Molart
KAPITEL 31
»E
rde zu Erde! Staub zu Staub!«
Als ich das offene Grab vor mir sehe, die Trauergesellschaft und den schlichten Sarg aus Holz, mit all den bunten Sommerblumen obendrauf und dem grün umkränzten Herz, fühle ich mich gar nicht gut. Ich meine, ich habe diesen wirklich tollen Philip-Treacy-Hut mit dem schwarzen Netz, den ich mir vor Jahren in London gekauft habe und bisher nie tragen konnte, weil er einfach zu sehr nach Begräbnis
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