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Hibiskusblüten

Hibiskusblüten

Titel: Hibiskusblüten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Borell
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hätte ich ihn gemietet.“
    „Der wird jetzt ohnedies frei“, sagte der Staatsanwalt. „Und sonst hatten Sie bestimmt keinen Grund?“ ‘
    „Keinen.“
    „Sie sind ein frecher Hund und ein schlauer Fuchs, Stretcher — aber wir können genauso frech sein, und ich glaube nicht, daß wir viel dümmer sind als Sie. Wir kommen dahinter, wenn Sie uns jetzt angelogen haben, und dann kann Ihnen nicht einmal der liebe Gott persönlich Ihre Lizenz bewahren. Die ist dann futsch, Mister Stretcher. Ist Ihnen das klar?“
    Es war mir mehr als klar. Staatsanwälte sind meistens humorlose Gesellen. Dieser hier wäre tatsächlich im Stande gewesen, mir aus lauter Verärgerung die Lizenz entziehen zu lassen, und das leider sogar mit Recht. Die beiden Polizisten wären dann als Zeugen gegen mich aufgetreten und hätten ausgesagt, daß ich durch mein Verhalten die Aufklärung eines Mordfalles verzögert hätte. Und ich gab mich keinen Illusionen hin: die Hibiskussache würden sie über kurz oder lang herauskriegen.
    „Na schön“, sagte ich, und machte ein nachdenkliches Gesicht. Dabei überlegte ich, ob sie wohl schon mit Mrs. Buttom gesprochen hatten und ob sie von dem Kind überhaupt etwas wußten. Ich glaubte das nicht.
    „Na schön“, wiederholte ich, „ich hatte tatsächlich einen Auftrag. Aber er bezog sich auf nichts, was mit diesem Mord zu tun haben könnte. Ob Sie’s wissen oder nicht — es hilft Ihnen nicht weiter.“
    Sofort schlug der Ton wieder um.
    „Das überlassen Sie gefälligst uns“, fauchte der Staatsanwalt.“
    „Eigentlich“, fuhr ich höflich fort, „fuhr ich nur hinaus, um
    Muriel zu besuchen. Aber ich hätte das Fährgeld zu Dinah meinem Auftraggeber verrechnen können.“
    „Was war das für ein Auftrag?“ sagte der Staatsanwalt ärgerlich. Nun drehte sich auch der lange Leutnant wieder um und schaute mich an.
    „Mister Pickles“, sagte ich, „der Onkel von Dinah Clearney, wollte einige Informationen über den Lebenswandel seiner Nichte. Das Mädchen wurde vor Jahren von ihm vor die Tür gesetzt, und mir schien, als wolle er sich mit ihr wieder aussöhnen. Machen Sie von dieser Mitteilung aber bitte keinen Gebrauch; Sie wissen ja, daß ich meinen Klienten gegenüber zu Diskretion verpflichtet bin, und wenn der Alte erfährt, daß ich geplappert habe, wirft er mich hinaus, statt mir das Honorar zu zahlen.“
    Der Staatsanwalt verzog sein Gesicht, und der lange Leutnant spuckte geräuschvoll zum Fenster hinaus. Dann schüttelte er den Kopf und sagte: „Und so ein Beruf macht Ihnen Spaß?“
    „Der Mensch muß leben“, sagte ich. „Ich zum Beispiel möchte noch weniger gern ein Polizist oder Staatsanwalt sein, aber das ist schließlich nur eine Geschmackssache. Womit kann ich Ihnen sonst noch dienen?“
    „Ihre Pistole ist beschlagnahmt“, sagte der Staatsanwalt. „Wenn Sie recht haben, bekommen Sie sie in zwei Tagen zurück. Ich möchte Ihnen auch raten, sich nicht allzu weit von Ihrem Distrikt zu entfernen, wenn Sie verstehen, wie ich das meine.“
    „Verstanden. Aber da wir nun sozusagen gute Freunde geworden sind, möchte ich auch gern wissen, mit wem ich mich so nett unterhalten habe.“
    „Robert Wilder“, sagte der Staatsanwalt. Die Polizisten hielten es nicht für nötig, ihre Namen zu nennen; und ich war nicht erpicht darauf, sie zu erfahren.
    Sie polterten hinaus, und ich wartete, bis sie im Fahrstuhl verschwunden waren. Dann lief ich im Treppenhaus bis zum Fenster hinunter und schaute auf die Straße.
    Ich sah sie nach einer Weile mit einer dunkelblauen Limousine davonfahren. Sie waren nach links abgebogen, offenbar wollten sie ins FBI-Hauptquartier in der Spring Street. Dies war meine große Chance.
    Ich rannte wieder hinauf, und noch nie in meinem Leben war ich so rasch angezogen. Ich sagte Muriel telefonisch Bescheid und versprach, später wieder anzurufen. Schon wenige Minuten später saß ich in meinem Wagen und jagte nach Santa Monica. Ich mußte unbedingt mit Mary-Ann Buttom sprechen, bevor die Polizei dort war.
    Als ich in das Picklessche Grundstück einfuhr, drückte ich ein paarmal auf die Hupe. Dies hatte zur Folge, daß nicht nur Isabel und der Gärtner angerannt kamen, sondern auch McFellow.
    „Sie haben’s aber eilig“, sagte er, „wissen Sie jetzt womöglich, wer der Dieb ist?“
    „Immer noch nicht ganz genau“, erklärte ich, „aber ich bin schon sehr nahe dran. Wie geht es Mister Pickles?“
    „Nicht gut“, sagte er, „vor einer halben

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