Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hibiskusblüten

Hibiskusblüten

Titel: Hibiskusblüten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Borell
Vom Netzwerk:
antworten. Und zwar antworte ich immer genauso höflich, wie ich gefragt werde.“
    Die beiden Polizisten schauten sich an, dann schauten sie mich an, und dann schauten sie den Staatsanwalt an.
    „Er hat recht“, sagte der kleine Sergeant, „er hat recht, Sir.“
    Das trug ihm einen bösen Blick des gelbhäutigen Anwalts ein, der auf seinen Lippen herumnagte. Im Grunde genommen war ich recht froh, daß er unerfahren und eingebildet war; mit einem Mann wie zum Beispiel Groomike hätte ich einen viel schwereren Standpunkt gehabt. Dieser Groomike war ein dicker, väterlicher Mann, der jeden sofort in sein Herz schloß, und der so nett sein konnte, daß man unweigerlich auf ihn hineinfiel, und ehe man sich’s versah, hatte er einem die schönsten Würmer aus der Nase gezogen. Aber der da...
    „Tja“, sagte er endlich, „Sie haben sich doch in der Hollywood Reservation herumgetrieben, nicht?“
    „Erstens“, sagte ich, „habe ich für solche Sachen ein miserables Gedächtnis, und zweitens: wie wäre es, wenn ich mich dort nur aufgehalten, nicht aber ,herumgetrieben’ hätte? Aber nehmen wir mal an, Sie hätten wirklich recht: darf man sich dort nicht herumtreiben?“
    Der Staatsanwalt winkte der Spitzmaus, die ihm meine Pistole gab.
    „Sieben fünfundsechzig“, murmelte er, „das stimmt. Haben Sie auf Ihrem Ausflug geschossen?“
    „Nein, ich sagte Ihnen doch...“
    „Schon gut“, winkte er ab. „Und warum haben Sie ausgerechnet gestern abend Ihre Pistole gereinigt?“
    „Weil’s nötig war. Sie ist in den vier Monaten total verstaubt.“
    „Sie waren also in den Bergen?“
    „Kinder“, rief ich, „stellt euch doch nicht dämlicher, als ihr seid. Was ist denn dort, zum Teufel, eigentlich passiert?“
    „Sagen Sie’s ihm“, sagte der Leutnant.
    „Ein Mädchen ist ermordet worden“, sagte der Staatsanwalt.
    Wenn ich nicht Detektiv geworden wäre, hätte es mir vielleicht Spaß gemacht, Schauspieler zu sein; jedenfalls war ich viel zu oft im Kino, um nicht zu wissen, was ein guter Schauspieler in solchen Fällen tat: Ich tat also so, als ob ich erschrocken auffahren wollte, beherrschte mich aber dann und stammelte:
    „Doch nicht — doch — nicht — Muriel Delano?“
    Die Szene saß. Die drei wechselten einen raschen Blick.
    „Nein“, sagte der Staatsanwalt, „die nicht. Aber Sie wollten doch eigentlich zu Dinah Clearney?“
    „Ja, das auch“, gab ich zu, „aber sie war nicht da. Ist sie es denn? Ist sie wirklich — erschossen worden?“
    Ich hatte dieses „erschossen“ sehr schön betont.
    Wieder warfen sie sich einen Blick zu, und ich fühlte, wie ich Boden gewann.
    „Nicht erschossen“, sagte der lange Leutnant, „sie ist erwürgt worden.“
    Ich machte mein allerdümmstes Gesicht und sagte: „Dann verstehe ich aber nicht, was mit meiner Pistole los sein soll.“
    Der Leutnant, der am Fensterbrett gelehnt hatte, stieß sich ab, kam zu mir und zog mich an meiner Pyjamajacke in die Höhe. Sein Bullengesicht war stark gerötet.
    „Mann!“ knirschte er zwischen den Zähnen durch, „halten Sie uns doch nicht zum Narren! Sie waren droben und wissen von der ganzen Sache verdammt mehr, als Sie zugeben. Wir können Sie aber zum Sprechen bringen, und, bei Gott, wir tun’s auch! Leute haben einen Schuß gehört, und wir haben die Hülse gefunden.“
    „Sie werden auch finden“, sagte ich ruhig, „daß diese Hülse nicht aus meiner Pistole stammt. Sie werden weiter finden, daß ich ganz verdammt ungemütlich werde, wenn man mich anfaßt. Sagen Sie ihm“, wandte ich mich an den Staatsanwalt, „daß er mich sofort loslassen soll.“
    „Lassen Sie ihn los, Leutnant“, sagte der Staatsanwalt müde, „machen Sie keine Geschichten, solange ich dabei bin.“
    Der Leutnant drehte sich um, ging zum Fenster, schob beide Hände in die Hosentaschen und schaute hinaus. Ihn interessierte nicht mehr, was sich hier im Zimmer abspielte.
    „Es ist wirklich so“, fing der Staatsanwalt um einige Nuancen höflicher an, „es ist so, daß wir glauben, Ihre Anwesenheit dort oben hatte einen bestimmten Grund. Wir möchten ihn gern wissen.“
    Auch ein weniger geschultes Ohr als meines hätte die neue Tonart gemerkt. Ich gewann weiteren Boden und lächelte ihn höflich an.
    „Das ist wirklich kein Geheimnis“, sagte ich. „Muriel — ich meine, Miß Delano, sagte mir, Miß Clearney wolle ihren Bungalow abgeben. Ich bin mit Miß Delano befreundet und wollte mir den Bungalow ansehen. Vielleicht

Weitere Kostenlose Bücher