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Hibiskusblüten

Hibiskusblüten

Titel: Hibiskusblüten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Borell
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„ich dachte Sie wüßten, daß er in Wirklichkeit Franky Buttom heißt. Ich nahm ihn unter einem anderen Namen in mein Geschäft — wir fanden es beide besser.“
    „Gewußt hab’ ich es nicht, aber vermutet. Es freut mich, daß es stimmt. Wo ist er denn?“
    „Seine Verflossene hat ihn vorhin abgeholt“, sagte er lachend. „Sie war in Trauer und erzählte irgendwas von einem Todesfall in der Familie. Ich habe ihm natürlich Urlaub gegeben. Was hat das aber mit einem Mord zu tun? Ist tatsächlich jemand umgebracht worden?“
    „Würden Sie es ihm denn zutrauen?“
    „Nein“, sagte er entschieden, „er ist ein Hund auf der Kommode, aber er würde niemals jemand umbringen. Höchstens mit dem Auto überfahren, und das auch nicht absichtlich. Aber was ist denn passiert? Machen Sie’s doch nicht so spannend. Es interessiert mich maßlos.“
    „Andere Leute auch, Mister Scott. Die Schwester von seiner geschiedenen Frau ist erwürgt worden.“
    Der Chef der IAC schüttelte sich.
    „Nein, nein“, sagte er, „da müssen Sie sich einen anderen suchen. Ich kenne Franky seit vielen Jahren, schon ehe er verheiratet war. Wir haben zusammen Autorennen gefahren, waren zusammen beim Segeln und Fischen, und wir haben viele verrückte Dinge miteinander gedreht — nein, Franky tut so was nicht.“
    „Aber er ist getürmt“, sagte ich.
    „Getürmt?“
    „Und ob. Oder glauben Sie, er käme wieder zurück?“
    Er fuhr sich mit beiden Händen durch die blonden Haare, atmete tief ein und blies die Luft laut aus.
    „Wissen Sie“, sagte er dann nachdenklich, „wenn einer zu mir käme — ich meine einer von der Polizei — und würde sagen, ich hätte den Präsidenten ermordet, dann würde ich auch zunächst mal türmen. Man kann nie wissen. Aber schade — er hat so gute Texte für Kindersachen gefunden“, fuhr er fort. „Sie waren so wundervoll schmalzig und ganz auf die Psyche junger Mütter eingestellt. ,Tu was Liebes für dein Kindel — gib ihm eine Dawson-Windel!’ — das ist von ihm, und der Kunde ist begeistert. Es täte mir ehrlich leid, ihn zu verlieren. Aber ich glaube es noch nicht, Mister — äh — Mister — äh — wo ist denn... “
    „Mein Besucherschein? Wenn Sie den meinen, so liegt der noch unten bei Ihrem freundlichen Herrn Portier. Ich heiße Stretcher. Allan Stretcher.“
    „Stretcher? Den Namen hab’ ich schon mal gehört.“
    „Kann sein“, bestätigte ich, „ich wurde im Zusammenhang mit Eddi Burns in der Zeitung erwähnt.“
    „Ach ja!“ rief er. „Mensch, den haben Sie sauber fertiggemacht, was? Das müssen Sie mir unbedingt erzählen.“
    „Ein andermal, Mister Scott. Vielleicht können Sie dann auch für mich ein bißchen Werbung machen — meine Finanzen brauchten das hin und wieder. Und wenn Sie mal sonst einen Detektiv benötigten, würde ich Sie gern besonders aufopfernd bedienen. Selbst der schlimmste Zähnefletscher — fürchtet sich vor Allan Stretcher. Das ist nicht von Franky, sondern von mir. Vielen Dank, Mister Scott, ich weiß jetzt, was ich wissen wollte.“
    Er begleitete mich bis zur Tür und klopfte mir auf die Schulter.
    „Mann Gottes“, sagte er, „so ‘n Beruf möchte ich auch haben! Dauernd was los, dauernd unterwegs, keine Angestellten, keine Gewerkschaft, keine Lohnlisten — das wäre ein Beruf für mich.“
    „Ja“, sagte ich, „gewiß. Und ab und zu ein paar niedliche Kügelchen in den Bauch kriegen, von ein paar Verbrecherlein verprügelt werden, die Türklinken von den Kunden abwischen und um fällige Dollarlein betteln — es ist ein herrlicher Beruf.“
    Ich nickte ihm freundlich in sein verblüfftes Gesicht, sagte „Tschüß!“ zu der perfekten Direktionssekretärin und schlenderte gemächlich die Treppe hinunter durch diesen blau-goldenen Alptraum.
    Ich nickte auch dem Portier gnädig zu, der wie der Blitz aus seiner Kabine geschossen kam.
    „Ihre sechs Dollar, Sir“, sagte er und hielt mir das Geld hin.
    „Behalt’ sie, du Würstchen.“
    Ich setzte mich draußen in meinen Wagen und überlegte, was ich zu tun hatte. Plötzlich erstand vor mir, wie eine Fata Morgana, eine faszinierende Vision: ich sah ein knuspriges, herrlich goldbraun gebratenes Hähnchen, kühlen, saftigen Kartoffelsalat und ein Glas eiskaltes, schäumendes Bier!
    Wenn es auch viele andere Leute nicht glauben wollen: sogar ein Detektiv muß hin und wieder etwas essen. Es war schon dreiviertel zwei Uhr und meine freundliche Vision fing an, sich in eine

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