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Hibiskusblüten

Hibiskusblüten

Titel: Hibiskusblüten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Borell
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Zwangsvorstellung auszuwachsen.
    Ich fuhr ein paar Häuserblocks weiter und entdeckte ein kleines Restaurant. Es hatte einen winzigen Garten mit einfachen Tischen und Stühlen. Zwei kümmerliche Platanen mühten sich vergeblich ab, ein wenig Schatten zu spenden. Kein Mensch saß in diesem Garten.
    Als ich mich gerade zwischen den Tischen durchzwängte, kam ein großer, schwarzer Hund auf mich zugeschossen. Er hatte die Größe und Figur eines Dobermanns, aber lange, rauhe Haare und einen mächtigen, buschigen Schwanz. Er blieb knurrend vor mir stehen, und eine Weile überlegten wir beide, was wir tun sollten. Er schien nicht übel Lust zu haben, mich aufzufressen, war sich aber nicht ganz schlüssig, ob er es fertigbringen würde. Ich hingegen fürchte mich im allgemeinen nicht vor Hunden, aber wenn einer so groß ist...
    Eine dicke, ältere Frau kam aus dem Haus gelaufen.
    „Wellkiri!“ schrie sie aufgeregt. „Wellkiri! Gleich kommst du hierher! Was sind das für Manieren? Laß gefälligst das Herrchen in Ruhe, es ist ein gutes Herrchen.“
    Der Hund mit dem merkwürdigen Namen schaute mich mit schräggelegtem Kopfe an.
    „Ich bin wirklich ein gutes Herrchen“, erklärte ich ihm. Er machte kehrt, lief schwanzwedelnd auf die Alte zu und sprang an ihr hoch.
    „Sie ist sonst nicht so“, sagte die Frau entschuldigend, „aber sie hat Junge, wissen Sie.“
    Ich trat in die Wirtsstube, in der es kühler war als im Freien, und setzte mich an einen Tisch.
    „Wünschen Sie etwas zu essen, Sir?“
    Wellkiri stand schweifwedelnd dabei und beobachtete mich aufmerksam aus klugen, dunkelbraunen Augen.
    „Ja“, sagte ich, „das habe ich vor. Kann ich Hähnchen haben, Kartoffelsalat und Bier?“
    Ihr runzliges Gesicht verklärte sich.
    „Alles, Sir“, bestätigte Sie eifrig, „alles! Aber das Hähnchen dauert eine halbe Stunde, dafür wird’s ganz frisch.“
    Ich war so verrannt in meine Idee, ein Hähnchen zu essen, daß ich jetzt sogar eine Stunde gewartet hätte.
    Der Hund beschnupperte mich nun vorsichtig. Ich nahm mir ein Herz und streichelte ihn, was er damit quittierte, daß er versuchte, auf meinen Schoß zu klettern.
    Die Alte lief geschäftig hinaus. Ich hörte sie draußen laut ihre Anweisungen geben. Ich war der einzige Gast.
    Es war sehr schwer, Wellkiri zu erklären, daß sie als Schoßhund ein wenig zu groß geraten war. Offenbar verstand sie meine Sprache nicht, denn sie blieb hartnäckig bei ihren Versuchen. Wellkiri? Dieser Name erinnerte mich an die Südsee, an Waikiki oder Bikini.
    Dies wiederum erinnerte mich an Hibiskus, und ich hätte beinahe allen Appetit verloren. Der Hund lenkte mich gottlob wieder ab; er bemühte sich jetzt, meine Schuhe abzulecken.
    Nach einer Weile kam die Frau wieder herein, und mit ihr vier kleine, schwarze Hündchen.
    „Das sind ihre Kinder“, sagte die Frau, da ich es sonst womöglich nicht gemerkt hätte. „Sind sie nicht entzückend?“
    Junge Hunde sind immer entzückend, ob sie Rasse haben oder nicht; und diese vier waren wirklich besonders nett.
    „Einen bemerkenswerten Namen hat ihr Hund: Wellkiri! Das hab’ ich noch nie gehört.“
    „Es ist ein deutscher Name“, erklärte sie zu meiner Überraschung, „mein Sohn hat sie aus Deutschland mitgebracht. Er sagt, es sei ein deutscher Name von einer Oper oder einer heidnischen Göttin oder so was.“
    „Walküre!“ rief ich verblüfft. „Walküre!“
    „Ja“, sagte sie beglückt, „ja, genauso hat er gesagt! Er arbeitet in einer Motorenfabrik in Frisco, wissen Sie. Richtig, — Wal... Wal... wie sagten Sie?“
    Ich sprach ihr den deutschen Namen noch einige Male vor.
    „Mein Gott“, sagte sie endlich, „wenn ich mir das nur merken könnte. Ich finde diesen Namen so schön. Aber ich vergeß ihn immer, und wir haben uns so an Wellkiri gewöhnt — und sie hört auch drauf.“
    „Bleiben Sie dabei“, riet ich ihr.
    Wir spielten dann zu sechst auf dem Boden der Wirtsstube, das heißt, Wellkiri, ich und die vier Hundekinder, und als dann endlich mein Hähnchen kam, saßen sie mit hoffnungsvollen Augen um mich herum.
    Nach dem Essen sagte ich zu der Frau: „Was machen Sie denn mit den Kleinen? Wollen Sie alle behalten?“
    Sie schüttelte betrübt den Kopf.
    „Das kann ich mir nicht leisten, Sir. Ich will sie verschenken, aber kein Mensch mag sie. Sie haben keinen Stammbaum, und man weiß überhaupt nicht genau, was für eine Rasse es ist.“
    „Würden Sie mir einen geben — den Kleinen da, mit dem

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