Hibiskusblüten
weißen Fleck auf der Brust?“
„Ich hab’s mir doch gleich gedacht“, sagte sie, „daß Sie Hunde gern mögen. Er kommt bei Ihnen sicherlich in gute Hände.“
„In sehr gute Hände. Ich möchte ihn für ein kleines Mädchen, das sich nichts so sehr wünscht wie einen Hund.“
„Nehmen Sie ihn mit, Sir“, sagte sie, „ich habe ihn John getauft, aber Sie können ihm ja auch einen anderen Namen geben.“
Ich angelte mir John aus dem wuselnden Haufen heraus und setzte ihn auf meinen Schoß.
„Milch kriegt er noch“, wurde ich belehrt, „rohes geschabtes Fleisch mit geriebenen gelbe Rüben drin, hin und wieder ein Kalbsknöchelchen für die Zähne, aber altes Brot frißt er auch schon.“
Ich versicherte ihr, daß sie sich bezüglich Johns Ernährung keine Sorgen zu machen brauche, bezahlte mein Hähnchen, bedankte mich nochmals herzlichst bei ihr und versprach, ihr hin und wieder Nachricht über Johns Befinden zu geben. Dann setzte ich John in mein Auto auf den Sitz neben mich. Er ging ein wenig in die Kniebeuge, streckte sein Schwänzchen geradeaus, schaut mich groß an und ließ ein Wässerlein laufen. Ich packte ihn am Kragen, sprang mit ihm auf die Straße und setzte ihn auf den Boden. Aber John konnte anscheinend nicht mehr.
Während des Essens war mir eingefallen, daß heute Freitag war. Ich wußte, daß Lewis Stonebraker jeden Freitag seine Zeitung fertig machte, die am Samstag erschien. Ich war ihm für manche Hilfe verpflichtet, und deshalb fuhr ich jetzt zu ihm. Außerdem wollte ich hören, ob er inzwischen Neuigkeiten für mich hatte.
Als ich eine Weile gefahren war, wurde es John schlecht. Ich hielt vor einem Geschäft, wo es Haushaltsartikel gab, und kaufte Wachstuch und einige Putzlappen. Das Wachstuch breitete ich dann auf meinem Sitz aus, und mit dem Putzlappen wischte ich John das Mäulchen ab.
Meine Fahrt zu Lewis kostete mich viel Zeit, weil ich dem armen kleinen John noch oft das Mäulchen abwischen mußte. Trotzdem war ich glücklich, ihn zu haben. Ich redete mir ein, das Schicksal habe es so gewollt, und wenn das Schicksal mich zu einem jungen Hund für Eve geführt hatte, dann würde es mich auch das Kind finden lassen.
Ich hielt vor der Redaktion, klemmte mir John unter den Arm und trat in Lewis’ Büro. Diesmal saß er an seinem Schreibtisch und wühlte in den Korrekturbögen.
„Ah“, sagte er, „du hast’s wohl nicht mehr nötig, dich hier sehen zu lassen? Ich habe den ganzen Artikel ,Der blühende Tod’ schon fix und fertig, und ich weiß nicht, ob ich ihn morgen schon bringen kann oder nicht. Der Alte lebt immer noch!“
„Warst du draußen?“ fragte ich. „Hast du irgendwas herausgebracht?“
„Nicht die Bohne“, sagte er. „Ich hab’ dem Kerl mit dem Seehundsgesicht, diesem Gärtner, zwei ganze Dollar geschenkt, aber er wußte gar nichts. Du warst meine letzte Hoffnung, und ich rufe dauernd bei dir an, aber du bist ja nie da. Hast du was für mich? — Was ist denn das? Eine Bürste zum Autowaschen?“
„Im Gegenteil“, sagte ich, „das ist ein kleiner Hund. Er heißt John.“
Lewis warf einen kurzen Blick auf das Hündchen und schüttelte den Kopf.
„Hast du keine anderen Sorgen, als dir so einen Köter anzuschaffen?“
„Köter!“ rief ich empört. „Er stammt von einer Mutter ab, die Walküre heißt.“
„Davon wird er auch nicht schöner“, bemerkte Lewis. „Also, was ist? Wie weit bist du mit deinen Hibiskusblüten?“
„Dinah Clearney ist tot.“
Er sprang auf, wobei ihm die Zigarettenasche wieder einmal auf den Anzug fiel.
„Was?“ rief er. „Dinah Clearney ist tot? Mensch — Moment mal!“
Er hob den Telefonhörer ab und gab Anweisung, daß die erste Seite nochmals geändert werden müsse. Dann sagte ‘er zu mir: „Los, los, los! Erzähl’ mir. Aber kurz.“
Ich sagte ihm, was ich wußte. Ich konnte ihm alles sagen, weil ich ihn gut genug kannte: die Polizei hätte ihn rädern und vierteilen können, und er hätte ihnen die Quelle seiner Informationen nicht verraten.
„Gott sei Dank.“ sagte er, als er sich alles notiert hatte, „Gott sei Dank habe ich jetzt eine anständige Schlagzeile. Der liebe Gott läßt einen tüchtigen Zeitungsmann doch nie im Stich. Oder ist es der Teufel?“
„Das halte ich für wahrscheinlicher“, sagte ich.
Er griff wieder zum Telefon und diktierte den neuen Artikel über Dinah Clearneys Tod. Zum Schluß diktierte er: „Wie wir bei Redaktionsschluß aus gut unterrichteter Quelle
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