Hibiskusblüten
einschnupft.“
„Ich hab’ ihn im Bad eingesperrt, zur Strafe, weil er den ganzen Schinken aufgefuttert hat, den ich zum Abendessen besorgte. Jetzt gibt’s halt nur harte Eier und Thunfisch. Reicht dir das?“
Wir gingen ins Haus, und ich sah, daß sie den Tisch für drei Personen gedeckt hatte. Ich nahm sie lachend in die Arme.
„John ißt nicht am Tisch mit, weißt du — er gehört Eve. Sie hat sich doch so sehr einen kleinen Hund gewünscht. Kann ich ihn eine Weile bei dir lassen?“
Sie betrachtete nachdenklich Johns enorme Pfoten.
„Weißt du, ich glaube, der wird nicht viel kleiner als Oliver. Natürlich kannst du ihn hier lassen, vorausgesetzt, daß er Oliver nicht beißt.“ Wir ließen Oliver aus dem Bad.
Er schoß auf John zu. Der kleine Kerl stand mitten im Zimmer auf seinen patschigen Beinchen, schaute Oliver kühl entgegen, zog die Lefzen hoch, machte „Rrrrr!“ und fiel um. Oliver beroch ihn, und als John wieder auf den Beinen stand, wollte Oliver ihn freundschaftlich ablecken, wobei er den Kleinen mit seiner gewaltigen Zunge quer durchs Zimmer rollte.
Als wir uns zum Essen setzten, sagte Muriel: „Hast du einen besonderen Grund, mir von heute nichts zu erzählen?“
„Nein, aber ich möchte es erst nach dem Essen tun. Es ist so wundervoll friedlich hier — verstehst du das?“
„Ja.“
Später aber, während Muriel eine Zigarette rauchte, erzählte ich ihr ausführlich von dem Verhör heute morgen, von meiner Fahrt zum Krankenhaus, meinem Gespräch mit Mary-Ann, meinem Besuch bei der IAC, von Johns Mutter Wellkiri und von Steve Marting. Schließlich sagte ich: „Sobald es noch dunkler ist, Muriel, muß ich noch mal hinüber in Dinahs Haus.“
„Aber das ist doch versiegelt.“
„Egal, ich muß hinein. Ich will nochmals nach dem Fotoalbum schauen; denn wenn jemand Nummer 1 draufschreibt, dann tut er das meiner Ansicht nach doch nur, wenn es auch mindestens eine Nummer 2 gibt. Ihre Bücher sind durchwühlt. Ich glaube, daß der Mörder das Album Nummer 2 gesucht hat. Wahrscheinlich hat er’s auch gefunden, aber ich will mich noch einmal davon überzeugen.“
„Ach ja“, sagte sie, „ich kann dann inzwischen die Bücher heraussuchen, die ihr gehören. Wir geben sie am besten der Polizei, nicht?“
„Ja, oder Mary-Ann. Das ist jetzt nicht so wichtig.“
„Eigentlich“, sagte sie nachdenklich, „habt ihr heute nicht viel erreicht.“
„Nicht viel? Gar nichts. Aber ich habe das merkwürdige Gefühl, als ob sich irgendwo etwas zusammenziehen würde. Man sollte natürlich in solchen Dingen keine Vorahnungen haben, aber ich kann mich nicht dagegen wehren. Ich glaube, daß wir den Mörder morgen fassen, und wenn uns das nicht gelingt, dann…“
„Dann, Allan?“
„Dann werden wir Eve finden — vor dem Mörder und nicht mehr lebend.“
Es war nun ganz dunkel draußen. Die Fenster standen weit offen, um etwas kühle Luft hereinzulassen. Muriels kleine Stehlampe mit dem Bastschirm verbreitete warmes Licht im Zimmer. Ein großer Nachtfalter kam hereingebrummt und schwirrte um die Lampe. Dann setzte er sich auf den Tellerrand, rollte seinen Rüssel heraus und naschte mit zitternden Flügeln an einem Tröpfchen Öl, das sicherlich nach Thunfisch schmeckte.
Muriel setzte sich neben mich auf die Couch. Der Schmetterling schwirrte auf, und Oliver schaute ihm mißtrauisch nach. Muriel strich mir durchs Haar.
„Ich liebe dich, Allan“, sagte sie leise. Wir wollten uns gerade küssen, als uns ein furchtbares Geschrei hochfahren ließ. Es kam vom Garten her. Wir stürmten hinaus, Oliver voran. Das Geschrei kam von der Badewanne, die zum Glück hell im Lichtschein des Fensters lag. Oliver blieb vor der Wanne stehen, legte den Kopf schräg, und dann schaute er uns an. Wir entdeckten John in der Badewanne, wo er mit gellendem Gequietsche im Wasser herumpaddelte. Ehe wir noch zufassen konnten, hatte ihn Oliver am Kragen gepackt und gerettet.
Wir wickelten den kleinen Kerl in ein Handtuch.
„Das kommt davon“, sagte Muriel mit einem Seitenblick auf mich, „wenn man seine Nase überall hineinstecken muß.“
Wir frottierten ihn eine Weile.
„Ich habe ein Hundebuch“, sagte Muriel. „In dem steht, daß man junge Hunde nicht vor sechs Monaten ins Wasser lassen soll.“
Wir verklepperten hierauf ein Ei mit Kognak und gaben es John löffelweise ein. Es schmeckte ihm sichtlich, und der Erfolg dieser Aktion bestand darin, daß er in einem merkwürdigen Zickzackkurs quer
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