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Hibiskusblüten

Hibiskusblüten

Titel: Hibiskusblüten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Borell
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durchs Zimmer wankte, unterwegs umfiel und auf der Stelle einschlief. Oliver legte sich daneben und ließ ihn nicht aus den Augen. Als ich John auf nehmen wollte, um ihn wärmer zu betten, knurrte mich Oliver an.
    Es war nun finster genug geworden, um mit meinem Vorhaben zu beginnen. Ich ließ den Wagen vor Muriels Haus stehen, schnallte mir meinen — Martings! — Colt um, und machte mich zu Fuß auf den Weg. Ich vermied nach Möglichkeit jedes Geräusch. Ich hatte auch die Sperrhaken und meine Taschenlampe mitgenommen.
    Als ich am Bungalow angekommen war, stellte ich zunächst einmal fest, daß das Siegel an der hinteren Türe auf gebrochen war. Also war mir jemand zuvorgekommen?
    Die Tür war aber verschlossen. Ich sperrte sie auf, schlich in den Wohnraum, hockte mich vor die Bücher und nahm sie Stück für Stück heraus. Natürlich hatte ich Handschuhe an. Beim Schein meiner Taschenlampe blätterte ich sie durch und schüttelte sie über dem Boden aus, weil ich immer noch dachte, es könnte etwas drinstecken, was der Mörder gesucht hatte.
    Mitten in meiner Beschäftigung traf mich ein greller Lichtstrahl, und eine harte, männliche Stimme sagte: „Nehmen Sie sofort die Hände hoch!“
    Ich saß mit gekreuzten Beinen hilflos am Boden. Ich ließ das Buch fallen und hob beide Arme.
    „Machen Sie keine Bewegung“, hörte ich die Stimme, „oder ich schieße sofort.“
    Schritte ertönten hinter mir, und dann ging die Deckenbeleuchtung an. Die Schritte näherten sich mir, ich spürte einen kalten Pistolenlauf im Genick und eine Hand, die mich abtastete. Die Hand fand den Colt unter meiner linken Achsel und zog ihn aus dem Halfter.
    „Ach nein“, sagte der Mann, „auch noch ein Polizeirevolver! Stehen Sie auf.“
    Ich erhob mich.
    „Stellen Sie sich hier an die Wand und drehen Sie sich um.“
    Ich stellte mich an die Wand und drehte mich um, so daß ich ihn sehen konnte. Es war ein noch junger Bursche in Polizeiuniform und mit dem Sheriffstern auf der Brust.
    Ich lachte schallend auf.
    „So ein Pech“, sagte ich, „Sie wollten wohl ganz besonders tüchtig sein, was?“
    Er kam, immer noch mit seinem Revolver im Anschlag, auf mich zu.
    „Strecken Sie Ihre Arme vor“, sagte er.
    Ich gehorchte, und er legte mir mit einem geschulten Griff blitzschnell den stählernen Achter um die Handgelenke.
    „So“, sagte er befriedigt, trat zurück und setzte sich in seiner Ecke auf den Stuhl, auf dem er vermutlich schon lange gewartet hatte. „So, da hast du Pech gehabt — nicht ich. Das wolltest du doch sagen, Freundchen, nicht? Es war für mich eine Chance eins zu neunundneunzig, daß du noch mal kommen würdest. Aber es war immerhin eine Chance, und es hat sich gelohnt. Was, glaubst du, werde ich dafür bekommen?“
    „Einen saftigen Anpfiff“, sagte ich. „Ehe wir jetzt weiterpalavern, wären nämlich einige Irrtümer aufzuklären. Erstens bin ich nicht der Mörder, sondern ich suche ihn auch; zweitens bin ich Detektiv und heiße Allan Stretcher, meine Lizenz habe ich hier in der Tasche; und drittens können Sie mal beim FBI anrufen. Verlangen Sie Colonel Marting und fragen Sie ihn, ob meine Angaben stimmen.“
    Eine Sekunde wurde er unsicher, aber dann lachte er mich aus.
    „Ich brauche mir ja nur deine Visage anzuschauen, dann weiß ich schon, was los ist mit dir. Genauso hab’ ich mir den Kerl vorgestellt, der ein junges Mädchen erwürgt. Du kommst jetzt mit, und alles andere wird sich morgen finden.“
    Ich versuchte, ihn zu bewegen, sich wenigstens meine Lizenz anzusehen und Marting anzurufen, aber er war stur.
    „Papier ist geduldig, das können wir alles morgen erledigen. Du mußt mich schon für schrecklich dumm halten, wenn du meinst, ich würde dir dein Märchen abkaufen. Als Detektiv hättest du es wohl kaum nötig gehabt, nachts hier ‘rumzukriechen und die Türe mit Sperrhaken aufzumachen. Also mach jetzt vorwärts, sonst werde ich ungemütlich.“
    Wir verließen das Haus. Der Sheriff brachte das Siegel wieder an und führte mich dann zu seinem Wagen, der nicht weit entfernt etwas oberhalb auf der Straße stand.
    Er war ein junger, etwas übereifriger Bursche, und es wäre mir sicherlich gelungen, ihm unterwegs ein Bein zu stellen und ihn kampfunfähig zu machen; aber für so wichtig hielt ich das nicht. Vor allem kann so was auch mal schief gehen, und das wollte ich erst recht nicht. Schade war nur, daß ich Muriel nicht verständigen konnte. Sie würde eine schlaflose Nacht haben.
    Wir

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