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Hibiskussommer

Titel: Hibiskussommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alyson Noël , Tanja Ohlsen
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die Lippen und fragte: »Ist Tinos auch so – pittoresk?« Doch so, wie sie pittoresk sagte, meinte sie ganz offensichtlich rückständig .
    Doch als sie anfingen, mich zu fragen, warum die Griechen alle … DÄMLICHE FRAGEN BITTE SELBER EINTRAGEN , hatte ich es aufgegeben, zu versuchen, sie mit meinen Erklärungen und Antworten zu unterhalten, und begann, nur noch mit den Achseln zu zucken.
    Zunächst einmal bin ich sicherlich keine Autorität auf dem Gebiet Griechen, ihrer Inseln, oder warum sie irgendetwas tun, was sie so tun. Denn im Grunde genommen hatte ich den Sommer damit verbracht, nur eines zu tun – zu versuchen, mit zu Hause in Verbindung zu bleiben (was auf der Liste der Dummheitsbeweise dann Nummer 2 wäre). Und den einzigen Griechen, dem ich es erlaubt hatte, mir nahe zu kommen, betrog ich im Augenblick (das wäre Nr. 3). Daher muss man entschuldigen, wenn ich mich in Bezug auf seine Leute mit Informationen etwas zurückhielt.
    Nach einer schnellen, konzentrierten Führung durch jedes einzelne Schmuckgeschäft der Stadt Mykonos und nachdem Mr Bonham erfolgreich den Gegenwert von fünf US -Dollar eingespart hatte, indem er den Preis für eine 18-karätige Goldkette im griechischen Stil in der lautestmöglichen Tonart herunterhandelte, stellten die fünf Bonhams fest, dass sie am Verhungern waren, und konsultierten den Reiseführer, um zu sehen, wo sie einen Hamburger bekommen konnten.
    Genau, einen HAMBURGER . So, wie man ihn zu Hause bekommt oder vielleicht auch auf dem Kreuzfahrtschiff, Ihr wisst schon, das, das im Hafen lag.
    »Wollen Sie nicht vielleicht mal Gyros probieren?«, schlug ich vor. »Das ist wirklich gut, so eine Art griechischer Hamburger«, erklärte ich, denn in der kurzen Zeit auf Tinos hatte ich das richtig schätzen gelernt.
    »Oh, ich persönlich würde es ja gerne versuchen.« Mrs Bonham zeigte ein angespanntes, zwinkerndes Grinsen, das ich mittlerweile als ihr Markenzeichen erkannt hatte. »Aber Salem und Duncan mögen einfaches Essen. Ihnen bekommt dieses ausländische Zeug nicht so gut«, flüsterte sie mir zu und wies auf die zwölf und dreizehn Jahre alten Kinder, um ihnen allein die Schuld dafür zu geben.
    Also gingen wir in eine Taverna, eine, die randvoll mit Leuten war, die sie vom Schiff her kannten. Und während wir so am Tisch saßen, schweigend über unser Essen gebeugt und ins Leere starrend, musste ich plötzlich feststellen, dass Levi völlig anders war, ganz das Gegenteil von dem, was er zu Hause war und wie ich mich an ihn erinnerte.
    Ich meine, zu Hause ist der der obercoole Gott, der unangefochtene König, der über die Schule herrscht. Aber wie er mir so gegenübersaß und – während er eine Handvoll Fritten durch den Ketchup zog – seinen Silberring bewunderte, fiel mir plötzlich auf, wie unecht und künstlich und geradezu hohl er wirkte. Er war so mit seiner Kleidung, seinem Haar, seinem Schmuck und seinem Bild beschäftigt, dass da kein Platz mehr für anderes war.
    Natürlich bekam ich im gleichen Moment, als ich dies dachte, entsetzliche, quälende Schuldgefühle. Ich meine, ich hatte den ganzen Nachmittag lang nichts anderes getan, als alles an ihnen blöd zu finden. Genauso, wie in der letzten Nacht alles an Yannis blöd zu finden. Und ich fragte mich, ob ich nicht eigentlich diejenige sein sollte, an der man das eine oder andere blöd findet. Vielleicht lag das Problem gar nicht bei ihnen. Vielleicht war ICH das Problem. Vielleicht war ich diejenige ohne Persönlichkeit oder Identität. Vielleicht war ich ja diejenige, die innerlich völlig leer war.
    Denn als ich sie wieder anschaute und zusah, wie sie schweigend ihre Burger verzehrten, offensichtlich mit sich und der Welt zufrieden, erkannte ich, dass bei mir genau das Gegenteil der Fall war. Während diese Leute genau wussten, wer sie waren, was sie waren, und damit vollkommen zufrieden zu sein schienen, war ich in dieser Beziehung genauso verloren und ahnungslos wie zuvor.
    Ich hatte keine Ahnung, was ich tat.
    Und ich hatte in letzter Zeit auch nicht das Gefühl, viel wert zu sein.
    Ich meine, ich hatte mir irgendwie eingeredet, dass ich gut klarkam und in meinem Leben echte Fortschritte machte, dabei geriet ich nur ganz langsam aus der Bahn und war zu dumm, es zu merken.
    Zum Beispiel – Dummheitsbeweis Nr. 4 (diese Beweise stehen natürlich nicht in chronologischer Reihenfolge):
    Mit Natalie Zippenhoffer war ich praktisch mein ganzes Leben lang befreundet, und obwohl sie nett,

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