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Titel: Hide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Rush
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dir jemand Halt geben und sich um dich kümmern konnte.«
    »Im Farmhaus.«
    »Genau.«
    »Und wo ich schon mal da war, konnte ich ja auch gleich in das Projekt eingebunden werden.«
    »Du solltest nur Teil der Testläufe sein. Richtig einsetzen wollten wir dich nie.«
    Ich schaute weg, biss mir auf die Unterlippe. Ich wollte wütend sein. Ich wollte ihn hassen.
    »Und jetzt sind wir beide alles, was von der Familie O’Brien noch übrig ist.« Er stand auf und öffnete eine Zigarrenschachtel.
    Und das nur meinetwegen, dachte ich, aber darüber durfte ich mir gerade keine Gedanken machen. Später. Wenn ich irgendwo in Sicherheit war, konnte ich all der Verzweiflung, der Schuld und der Trauer freien Lauf lassen. Jetzt musste ich mich auf meine Flucht konzentrieren.
    Will hatte mir den Rücken zugewandt, so konnte ich mich noch einmal genauer umsehen. Ich musste eine Waffe finden. Ganz rechts im Bücherregal stand ein kugelförmiges wohl antikes Messgerät, mittig hindurch verlief ein Pfeil.
    Wenn ich mich richtig erinnerte, nannte man so etwas Armillarsphäre. Zur Waffe taugte es allemal.
    Will drehte sich zu mir um, eine Zigarre mit dem Zeigefinger umklammert. Dann zündete er mit einem Feuerzeug das geschnittene Ende an. Es roch sofort nach süßlichem Tabakrauch.
    »Und jetzt?«, fragte ich. »Wie geht’s weiter? Mit den Jungs? Mit mir?«
    »Dani und ich hatten von Anfang an nur ein Ziel vor Augen: Wir wollten dir ein neues Leben ermöglichen, fernab von alldem.«
    Ich rutschte vor bis zur Kante der Couch. »Wie bitte?«
    »Wir mussten natürlich vorsichtig sein.« Er paffte an der Zigarre, blies den Rauch eilig wieder aus. »Wir wussten, dass die Jungs dich niemals kampflos ziehen lassen würden. Noch dazu waren wir von der Sektion leider sehr gut auf unserem Gebiet. Uns ist es gelungen, Biotechnologie für die Waffenentwicklung nutzbar zu machen. Wir haben die Jungs klüger, stärker und schneller gemacht. Und das einzige Mittel, mit dem wir sie kontrollieren konnten, warst du.«
    »Aber wozu das alles?« Ich ballte die Hände zu Fäusten. »Wenn ihr doch nur an mir interessiert wart, warum habt ihr euch überhaupt mit ihnen befasst?«
    Will runzelte die Stirn. »Hast du nicht gehört, was ich gerade gesagt habe? Die Jungs hätten niemals Ruhe gegeben. Selbst wenn ich ihnen das Gedächtnis gelöscht und sie hätte laufen lassen, als ich noch konnte, hätten sie sich doch irgendwann an dich erinnert. Und dann stünden wir genau am gleichen Punkt wie jetzt. Und so kann man doch kein Unternehmen führen.« Er hob verzweifelt die Arme, nur um sie dann wieder sinken zu lassen. »Über ein Jahrzehnt meiner Arbeit steckt in dieser Firma. Wir haben als kleines Unternehmen für Waffenentwicklung anfangen und ich habe die Sektion zu einem der Marktführer auf dem Gebiet der biologischen Waffen gemacht.«
    Er schüttelte den Kopf. »Und es war mein größter Fehler, Arbeit und Familie zu vermischen. Diesen Weg hätte ich niemals einschlagen dürfen, weil es mich angreifbar und dich zu einem Opfer gemacht hat. Und dafür möchte ich mich in aller Form entschuldigen.«
    Ich versuchte, das alles zu verstehen, aber an einer Formulierung blieb ich immer wieder hängen »Du hast gesagt: ›Wenn ich sie laufen gelassen hätte, als ich noch konnte‹. Über die Jungs.«
    Will schaute mich an. »Ja?«
    Mir wurde die Kehle eng. »Konnte. Vergangenheit.«
    »Ich …« Irgendwo im Loft klingelte ein Telefon und unterbrach ihn.
    »Entschuldige.« Er verschwand in eins der angrenzenden Zimmer und ließ die Sache unbeantwortet im Raum stehen.
    Aufkeimende Wut setzte mich in Bewegung. Ich nutzte die Gelegenheit, huschte zum Bücherregal und schnappte mir die Armillarsphäre. Dann schlich ich zu der Tür, durch die Will gegangen war, und stellte mich neben den Rahmen, den Rücken zur Wand. Ich drehte die improvisierte Waffe so, dass der Pfeil als Erstes treffen würde, wenn ich zuschlug, und hob sie weit über den Kopf.
    Will sprach in einem dezenten Flüsterton. »Sie haben was?« Es klang weniger fragend als völlig fassungslos. Fast schon wütend.
    Ich umklammerte meine Waffe fester.
    »Finden Sie heraus, wer ihnen bei der Flucht geholfen hat, und bringen Sie die Verantwortlichen zu mir. Verstanden?«
    Waren Sam und die anderen etwa entkommen? Sprach er wirklich von ihnen?
    Hoffnung keimte in mir auf.
    »Trev«, seufzte Will. »Ich hatte Ihnen doch ausdrücklich gesagt, Sie sollen ihn im Auge behalten.« Eine Pause. »Ja, weil er ein

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