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Hände beiseite. »Ich habe versucht, möglichst so zu schießen, dass du keinen dauerhaften Schaden davonträgst.« Er drückte auf die Wunde, woraufhin ich mich krümmte und nicht anders konnte, als loszuschluchzen, weil der Schmerz bis in mein Innerstes drang.
»Das wirst du überstehen«, entschied er. »Schau mich mal an.«
Ich atmete hektisch ein und sah zu ihm. »Ich werde mich um dich kümmern, das verspreche ich«, sagte er. In dem goldenen Licht wirkten seine scharfen Gesichtszüge etwas weicher. »Ich hab dich schon einmal gesund gepflegt, das schaffe ich auch ein zweites Mal.«
»Bring sie nicht um«, sagte ich. »Die Jungs. Ich bitte dich.«
Will schüttelte den Kopf. »Du bist besser dran ohne sie. Wir alle. Ich hätte mich niemals von Connor überreden lassen dürfen, sie wieder einzugliedern. Wir hätten wesentlich weniger Verluste zu verzeichnen und …«
Meine Hand umschloss das lose Stück der Eisenbahnschwelle, Sand knirschte unter meinen Fingernägeln.
Wut, Schmerz, Trauer und Hoffnung vermischten sich zu einem einzigen Energieschub und katapultierten mich in die Senkrechte.
Ich schwang mit dem Holzstück nach Will, traf ihn seitlich am Kopf. Er stürzte. Ich griff nach der Pistole, verdrängte das fürchterliche Brennen der Schusswunde und stellte mich aufrecht hin.
Will schaute betrübt zu mir auf. Er öffnete den Mund, als wollte er etwas sagen, ohne zu wissen, wo er ansetzen sollte.
Dann sagte er einfach: »Es tut mir leid, Anna.« Kurz bevor ich den Abzug drückte.
* * *
Sam war als Erster bei mir. Ich konnte gar nicht einschätzen, wie lange ich dort gesessen und Onkel Will angestarrt hatte, aber es fühlte sich an wie eine Ewigkeit.
Wills Blut hatte den Schnee schwarz verfärbt. Erst hatte sich der Wind gelegt, dann hatte es angefangen zu schneien. Ich konnte weder meine Finger noch meine Zehen spüren. Auch mein verletztes Bein nicht, was mir für den Moment ganz recht war, aber sicherlich später ein Problem werden würde.
Als Sam plötzlich hinter dem Hügel auftauchte, hielt ich ihn zuerst für ein Hirngespinst, für ein Zeichen dafür, dass ich im Sterben lag. Oder schon längst tot war.
Kaum hatte er mich gesehen, rannte er los, blieb nur lang genug bei Will, um sich zu vergewissern, dass von ihm keine Gefahr mehr ausging, bevor er mich in die Arme schloss und so fest drückte, dass ich keine Luft mehr bekam.
»Ist alles in Ordnung? Hat er …«
Ich nahm Sams Kopf in beide Hände und küsste ihn. Ganz egal, in welchem Teil meines Körpers ich kein Gefühl mehr hatte, solange ich seine Lippen auf meinen spüren konnte, seinen Atem auf meinem Gesicht, seine Finger, die mir sanft die Tränen wegwischten, ging es mir gut.
»Ich liebe dich«, sagte ich und löste mich von ihm.
Er legte seine Stirn an meine, fuhr mir mit beiden Händen durch mein total zerzaustes Haar, knetete mir mit den Fingern den Nacken. »Ich liebe dich auch.«
Ich lächelte und schloss die Augen. Die Anspannung fiel von mir ab.
Und dann wurde ich ohnmächtig.
* * *
Mein Kopf rollte gegen Sams Brust. Ich glaubte, seinen einen Arm unter meinen Beinen, den anderen um meine Taille zu spüren. Ich hörte seinen Herzschlag. Aber vielleicht war es auch meiner.
Das konnte ich nicht sicher sagen.
»Ist sie in Ordnung?« Das war Nick.
»Ich glaube schon. Aber sie muss in ein Krankenhaus. Will hat sie angeschossen.«
»Rothaariger Mistkerl«, fluchte Nick.
Sam umfasste mich fester. »Konntet ihr schon …«
»Ja«, fiel Nick ihm ins Wort. »Cas und Trev haben Arthur in Sicherheit gebracht.«
»Und Riley?«
Er war nicht mit dem Wagen aufgetaucht, den Will gefordert hatte. Ich hatte gewartet, war auf ihn vorbereitet gewesen.
»Keine Spur von ihm. Ich hoffe, der hat sich aus dem Staub gemacht«, sagte Nick. »Auf Nimmerwiedersehen, Arschloch.«
33
Über die nächsten Tage war ich nur gelegentlich bei Bewusstsein. Immer dann hörte ich entferntes Flüstern von Krankenschwestern, manchmal Ärzten. Schock , sagten sie. Infektion. Armes Ding , sagten sie.
Ich fragte mich, ob mir mein Körper auf diese Weise mitteilen wollte, dass ich Ruhe brauchte. Nicht nur, weil ich angeschossen worden war, sondern weil ich in so kurzer Zeit so viel durchgemacht hatte.
Als ich irgendwann die Augen aufschlug und mich sogar wieder fähig fühlte zu sprechen, saß Sam an meinem Bett.
»Hallo«, sagte er. Die Sonne strahlte hinter ihm durchs Fenster.
»Vorhänge«, murmelte ich, meine Kehle rau.
Er stand auf
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