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Hier hat s mir schon immer gefallen

Titel: Hier hat s mir schon immer gefallen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annie Proulx Melanie Walz
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verfaulte Stummelzähne entblößte, während er Daumen und Zeigefinger schützend um das Glas legte, damit der Barmann nicht genau sehen konnte, wie viel er einschenkte, es sei so, dass Karok zwar gut zahle und man sich darauf verlassen könne, von ihm nicht im Herbst vor die Tür gesetzt zu werden, aber verheiratete Männer nehme er nicht, weil er der Ansicht sei, sie hätten die schlechte Angewohnheit, wegzulaufen, um nach Frau und Kindern zu sehen, während Karoks Kühe in Schlammlöcher stolperten, Pumas und Viehdieben zum Opfer fielen, sich ins Tal verirrten und hundert andere Missgeschicke erlebten, wie sie unbeaufsichtigtem Vieh zuteil werden konnten. Der Barmann, der mit halbem Ohr zuhörte, nahm aus einer kleinen Flasche neben der Registrierkasse einen Schluck von Wheatley’s Spanischem Schmerztöter.
    »Der Magen«, sagte er zu niemand Bestimmtem und rülpste.
    Der Schnurrbartträger kippte sein randvolles Whiskeyglas auf einen Zug und redete weiter. »Ist ein Ausländer aus dem Osten, und für ihn zählen nur seine Kühe. Das hat er als Erstes gelernt, als er damals herkam: dass Kühe das Einzige sind, was zählt. Der Fraß bei ihm ist auch ziemlich schäbig. Kein Huhn in der Hühnersuppe.«
    »Klar, und kein Meer im Meerrettich«, sagte Archie, der die abgedroschenen Witze allesamt kannte.
    »Tja. Manche Leute kommen einfach nicht mit ihm zurecht. Und gehen. Ich zum Beispiel. Einmal war ein Fritze von der Justiz bei uns draußen, der die Finger nicht von seinem Schießeisen lassen konnte und dem anzusehen war, dass er am liebsten ein bisschen Blut vergossen hätte. Jedenfalls war ich verdammt froh, von dort wegzukommen. Aber es gibt Leute, die mit Karok ganz gut auskommen.Vielleicht gehören Sie dazu. Wer für ihn reitet, der lernt, nachts mit dem Lasso umzugehen. Seine Herde vermehrt sich nämlich ziemlich eigenwillig, falls Sie verstehen, was ich meine. Aber ich will Ihnen einen guten Rat geben: Früher oder später wird es auf der Ranch mächtig Stunk geben. Der Justizfritze hat nicht ohne Grund rumgeschnüffelt.«
    Archie ritt nach Lusk über Land, das so vergilbt und flach war wie eine alte Zeitung, und sprach bei Karok vor. Am Tor war ein großes Schild angebracht: KEInE EhEMäNnER. Als der sauertöpfische Rancher ihn fragte, log Archie, sagte, er sei ledig, er müsse nur seine Sachen holen und könne in sechs Tagen wiederkommen.
    »Fünf Tage«, sagte der Rancher und beäugte Archie misstrauisch. »Andere Burschen auf Arbeitssuche haben ihre Sachen dabei und müssen nicht erst nach Hause und sie holen.«
    Archie tischte ihm eine Geschichte auf, er wäre in Cheyenne zu Besuch gewesen und hätte nicht gewusst, dass er seine Arbeit verloren hatte, bis einer der anderen Cowboys auftauchte und ihm sagte, dass sie alle auf der Straße standen, woraufhin er, Archie, auf der Stelle zu Karok gekommen war, als er gehört hatte, dass es dort möglicherweise Arbeit gab.
    »So, so. Dann mach dich auf die Beine. Der Viehtrieb hat vor zwei Tagen angefangen.«
    Als er bei Rose am Little Weed ankam, erklärte Archie die Situation nur in Andeutungen; er sagte, sie könne ihm keine Briefe oder Nachrichten schicken, bis er sich etwas ausgedacht hätte, sagte, er müsse schnellstens nach Lusk zurückkehren und dort mehrere Monate lang bleiben, und sie solle am besten ihre Mutter holen, damit sie ihr helfen konnte, wenn das Baby Ende September auf die Welt kam.
    »Die Reise kann sie nicht machen. Du weißt, wie krank sie ist. Kommst du nicht zur Geburt des Babys?« In den wenigen Tagen seiner Abwesenheit schien er sich verändert zu haben. Sie berührte ihn, schmiegte sich an ihn und wartete, dass das vertraute Gefühl der Einheit sie zusammenschmiedete.
    »Wenn ich mich freimachen kann, komme ich. Aber es ist eine gute Stelle, fünfundfünfzig Dollar im Monat, fast doppelt so viel, wie Bunk Peck zahlt, und ich spare jeden Cent. Wenn deine Mutter nicht herkommen kann, gehst du besser zur Station, wo Frauen sind.Vielleicht kann Tom dich hinbringen, im Juli oder im August? Oder schon früher?« Er war unruhig, als wollte er jeden Augenblick aufbrechen. »Hast du ihn gesehen? Als ich bei ihm vorbeikam, war alles zu. Ich schau noch einmal bei ihm vorbei.«
    Rose sagte, Anfang September sei früh genug. Sie wollte nicht dorthin gehen, wo sie ihre kranke Mutter pflegen und ihren betrunkenen Vater ertragen musste, das Gesicht des Telegrafisten sehen, das wie eine zerfurchte Felsklippe aussah, sich Mrs. Dorgans herablassende

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