Hier hat s mir schon immer gefallen
dem Wasser sprangen, von Eisbergen und Windstillen und Seetang, in dem sich die Schiffe verfingen, von wilden Zeiten in fernen Häfen.
»Und warum hast du das Seemannsleben aufgegeben?«, fragte Rose.
»Da wird man nicht reich, Mädelchen. Und nach dem Herumgeschubse an Deck hat sich der alte Bursche hier einen gemütlichen Hafen gewünscht.«
Archie fragte ihn nach Seemannsliedern, und bei seinem nächsten Besuch brachte Tom Ackler seine Ziehharmonika mit, und stundenlang erklangen Shantys und Seemannsverse in der Hütte; ab und zu bat Archie Tom, ein Lied zu wiederholen, doch oft stimmte er schon nach wenigen Takten ein.
Dein Pferd wird sterben, alter Mann.
So sagen sie, so hoffen sie.
Dein Pferd wird sterben, armer Mann.
O armer, armer alter Mann …
Rose war eine feurige Liebende, wenn Archie rief: »Reck den Hintern hoch wie ein Ziegenmelker«, und sie verstand es, seine gelegentlichen schwermütigen Anwandlungen in fröhliches Lachen aufzulösen. Sie schien nicht zu wissen, dass sie in einer Zeit lebte, in der die Liebe für Frauen tödlich war. Eines Sommerabends, als sie in der halbfertigen Hütte ihr Bett auf dem Boden zwischen Holzspänen und Sägemehl bereitet hatten, konnten sie nicht mehr aufhören, sich zu küssen. Wie in Trance begann Rose Bisse unter ihre Küsse zu mischen, leckte und biss seinen Hals, seine Schulter, die nach Moschus riechende Höhlung zwischen Arm und Oberkörper und seine Brustwarzen, bis sie spürte, dass er zitterte, und als sie aufsah, hatte er die Augen geschlossen,Tränen hingen in seinen Wimpern, und sein Gesicht war schmerzverzerrt.
»O Archie, ich wollte dir nicht wehtun, Archie …«
»Du hast mir nicht wehgetan«, stöhnte er. »Es ist nur. Bin nie. Geliebt worden. Ich kann es fast nicht aushalten«, und dann stammelte er: »Als wäre auf mich geschossen worden«, schlang die Arme um sie und rollte sich halb auf sie, so dass die salzigen Tränen und sein Speichel ihr besticktes Hemdchen benetzten, er nannte sie sein kleines Vögelchen, und in diesem Augenblick wäre sie für ihn über glühende Kohlen gegangen.
Wenn er nicht da war, grub sie den Garten um oder nahm sein altes Zündnadelgewehr und ging Steppenhühner jagen. Sie schoss einen Habicht, der es auf ihre drei Legehennen abgesehen hatte, rupfte ihn, nahm ihn aus und warf ihn zusammen mit einer Handvoll Wildlauchzwiebeln und etwas Pfeffer in den Suppentopf. Ein andermal hatte sie fast zwei Kilo Walderdbeeren gesammelt; ihre Finger waren dunkelrot gefärbt, da half kein Waschen.
»Sieht aus, als hättest du eigenhändig einen Grizzly erlegt und gehäutet«, sagte Archie. »So ein Bär könnte dir jederzeit in den Beeren begegnen, pflück lieber keine mehr.«
Der zweite Winter stand bevor, und Bunk Peck entließ alle Männer, auch Archie. Viehhirten wanderten von Ranch zu Ranch und verrichteten Hilfsarbeiten für einen Schlafplatz und drei handfeste Mahlzeiten. Unten am Little Weed waren Archie und Rose auf die kalte Jahreszeit vorbereitet. Archie hatte auf den Schnee gewartet, in dem Wildfährten gut erkennbar waren, und hatte im November, als es kalt wurde, zwei Wapitis und zwei Stück Rotwild geschossen und Tom Ackler einen Teil des Fleisches zum Dank für seine Hilfe überlassen, denn ein Mann allein konnte mehrere Tage brauchen, um einen großen Hirsch zu zerlegen, und sobald die Beute unbeaufsichtigt war, machten sich Bären, Pumas und Wölfe, Kojoten, Raben und Adler darüber her. Etwa ein Morgen Land war gerodet, und dort wollte Archie Winterweizen säen. Die Kühlkammer war gefüllt. Sie besaßen ein Fass Mehl und genug Backpulver und Zucker für ganz Chicago. An manchen Morgen wirbelte der Wind den Schnee auf, der wie Gaze die Berge bleichte und den Morgenhimmel opal färbte. Einmal sandte die Sonne von unterhalb des Horizonts grelle rote Strahlen gegen die Unterseite der Wolke, die über Barrel Mountain hing, und als Archie aufblickte, sah er Rose in der Tür stehen, gespenstisch beleuchtet von dem unheimlichen Glühen.
Im Frühjahr waren beide das Wapiti- und Wildfleisch leid, und sie waren es leid, einander in der kleinen Hütte auf die Füße zu treten. Rose war schwanger. Ihre Lebenskraft schien versiegt zu sein und ebenso ihre gute Laune. Archie brachte ihr Eimer voll Wasser vom Fluss und gelobte, im Sommer einen Brunnen zu graben. In der Hütte war es stickig; die Aprilsonne brannte so heiß wie ein Glutofen.
»Du solltest dir jemanden suchen, der was vom Brunnengraben
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