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Hier hat s mir schon immer gefallen

Titel: Hier hat s mir schon immer gefallen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annie Proulx Melanie Walz
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Bemerkungen über »gewisse Leute« anhören, die an Queeda gerichtet, in Wahrheit aber für Rose bestimmt waren, sie wollte nicht neben Queedas hübschen Kleidern und ihrer zierlichen Figur unbeholfen und unförmig aussehen, und sie wollte nicht den Eindruck erwecken, allein zu sein, verlassen von dem Ehemann, von dem man vorausgesagt hatte, er werde sich aus dem Staub machen. Bis September waren es noch fünf Monate, genügend Zeit, sich etwas zu überlegen. Zusammen rechneten sie aus, was ein Jahr Arbeit bei Karok einbringen konnte.
    »Wenn du das ganze Geld sparst, haben wir sechshundertfünfzig Dollar. Dann sind wir reich, oder?«, fragte sie in einem klagenden Ton, den er geflissentlich überhörte.
    Er bemühte sich um Enthusiasmus. »Dabei ist noch nicht mal eingerechnet, was ich an Prämien bekommen kann, wenn ich Wölfe abschieße. Vielleicht noch einen Hunderter. Genug als Startkapital. Ich könnte mir vorstellen, dass wir Pferde züchten. Pferde werden immer gebraucht. Nach einem Jahr höre ich auf der Ranch auf und komme zurück.«
    »Und wie kann ich dir Bescheid sagen - wenn das Baby da ist?«
    »Das weiß ich noch nicht. Aber ich lass mir was einfallen. Weißt du was? Mir ist, als würde ich mir gern die Haare kämmen lassen. Willst du mir die Haare kämmen?«
    »Ja«, sagte sie und lachte, als er gerade befürchtete, sie in Tränen ausbrechen zu sehen. Doch zum ersten Mal begriff sie, dass sie nicht zwei Hälften einer Person waren, die zueinander drängten, sondern zwei einzelne Personen, und dass er als Mann gehen konnte, wann er wollte, während sie das als Frau nicht tun konnte. In der Hütte hing der Geruch von Verlassenheit und Verrat.

Archie und Sink
    Männer, die von Kindesbeinen an mit Pferden zu tun haben, erkennen merkliche Unterschiede auf einen Blick, doch einige können sich in das Temperament von Pferden besser einfühlen als andere. Sink Gartrell zählte zu Letzteren und war das völlige Gegenteil von Wally Finch, dem Zureiter wilder Pferde aus Montana, der heimlich ein verstecktes Seil benutzte und die Pferde, die er zuritt, zu unreitbaren »Verbrechern« machte. Sink strahlte unnahbaren Sachverstand aus. Bei einem Roundup war dem soignierten britischen Privatier Morton Frewen aufgefallen, wie Sink mit einem nervösen und schreckhaften Pferd umging, was er mit der Bemerkung kommentierte, Sink habe »göttliche Hände«. Dieses Adjektiv versetzte die Cowboys tagelang in Heiterkeit, wenn sie Frewens näselnden Akzent nachäfften, aber Spott glitt an Sink Gartrell ab wie Wasser an Felsen im Flussbett.
    Sink hatte den Eindruck, dass der neue Junge hervorragend mit Pferden umgehen konnte, aber lernen musste, sich bedeckt zu halten. Am zweiten oder dritten Morgen nach seiner Ankunft war Archie früh aufgewacht, hatte sich in seinem Bett aufgesetzt, während der Koch Hel sein Feuer anfachte, und hatte einen Weckruf losgelassen, garniert mit Jodlern, so dass der alte Hel vor Schreck die Kaffeekanne ins Feuer fallen ließ und die unsanft Geweckten laut fluchten. Der bittere Geruch verbrannten Kaffees war ein schlechter Tagesbeginn. Vorarbeiter Alonzo Lago, der bisher nicht weiter Notiz von Archie genommen hatte, starrte den lockenköpfigen neuen Arbeiter an, der an dem Lärm schuld war. Und Sink registrierte seinen Blick.
    Später nahm Sink den Jungen beiseite und warnte ihn, redete Klartext, erklärte ihm, dass der alte Lon ihn zusammenrammeln würde, wenn er bereit wäre, in seinen Schlafsack zu kriechen, erklärte ihm, dass der lederhäutige alte Vorarbeiter dafür bekannt war, junge neue Arbeitskräfte ohne Sattel einzureiten. Archie, dem all das aus Pecks Arbeiterbaracke vertraut war, sah Sink an, als verdächtige er ihn, ähnlich niedrige Absichten zu hegen, sagte, er könne auf sich selbst aufpassen und werde sich schon zu wehren wissen, wenn ihm jemand zu nahe käme. Dann ging er weg. Als Sink nach seiner Wache nach Mitternacht in die Unterkunft kam, ging er an der Schlafstelle des Vorarbeiters vorbei, doch unter der Segeltuchdecke ragte nur ein Kopf hervor; der Junge hatte sich nach draußen ins Gebüsch zu den Kojoten verzogen. Na wenn schon, dachte Sink, er würde trotzdem aufpassen, wenn Lon das nächste Mal außer Kontrolle geriet und anfing, dieses bescheuerte Gedicht über italienische Musik in Dakota vom Stapel zu lassen, denn der Vorarbeiter war so unbezähmbar wie eine Naturgewalt.
    Für Archie war die Arbeit das übliche Los des Rancharbeiters - schwer, schmutzig,

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