Hier hat s mir schon immer gefallen
die sich dort zu einem Haken krümmte, und nötigte die Bisons, sich noch enger zusammenzuschließen, bis sie eine galoppierende, irrsinnige Masse bildeten, die alles auf ihrem Weg zertrampelte. Einer der jungen Männer kam ihnen zu nahe und wurde in den hufedonnernden Erdrutsch gerissen. Die ersten Tiere stürzten brüllend und krachend in den Abgrund, rissen Steinbrocken mit, stürzten, strampelten, flogen und fielen, und ihre Beine bewegten sich in der Luft, als liefen sie noch. Felsen und Steine trafen mit den Bisons wie ein Erdbeben auf den Boden. Erstickende Staubwolken stiegen auf. Von unten hörten die Jäger die schrillen und lauten Schreie der Frauen durch das ersterbende Röcheln der zerschmetterten Bisons dringen. Die letzten Tiere rasten in die Leere, und die Jäger wagten sich an den Rand der Klippe.
Manche Tiere waren auf eine Steinkante getroffen, wo sie sich mit gebrochenen Beinen oder zerschmettertem Unterleib aufzurichten versuchten. Die ersten Elstern hackten auf offene Wunden ein, und Raben kreisten herbei. Die meisten Bisons waren bis zur Talsohle gefallen oder gerollt und durch die Wucht des Aufpralls getötet worden, und die Frauen waren bereits damit beschäftigt, die ersten Tiere auszuweiden. Männer, die unten mit Speeren und Steinäxten warteten, töteten die überlebenden Tiere. Kein Bison durfte am Leben bleiben, denn er hätte das Geheimnis der unsichtbaren Klippe anderen Bisons verraten.
Oben an der Klippe fanden die Jäger die zertretenen Überreste des jungen Mannes, der sich zu nahe an die rasende Herde herangewagt hatte und von dem nichts als blutiger Matsch geblieben war. Seine Frau würde nicht über das große Schlachten frohlocken. Doch noch hatte die Nachricht sie nicht erreicht, und sie schnitt und riss mit den anderen zusammen, schlitzte zuckende Kehlen auf und fing das Blut mit Schläuchen aus Tierhäuten und Töpfen aus Ton auf. Die Jäger machten sich auf einem steilen Pfad etwas weiter weg an den Abstieg, voller Vorfreude auf das gute, üppige Fleisch.
Die Steinschale stand auf der Felsplatte mit der Adlerfeder. Zu ihr brachten die Frauen ihre kleineren Gefäße voll warmem, dampfendem Blut, und die Steinschale füllte sich stetig. Der stumpfohrige Knabe stand daneben und sah zu. Dann war die Schale voll, so voll, dass ihr gewölbter Spiegel leicht über den steinernen Rand hinausragte. Ein leiser Windstoß furchte die Oberfläche. Der Anblick des Blutes und die darauffolgende Zeremonie verwoben sich untrennbar in sein Lebensgefühl. Die Adler in der Höhe stießen liebliche, köstliche Rufe aus, und das alte Paar schwebte herab, um sich an einem der zerschmetterten Tiere auf der Steinkante weiter oben gütlich zu tun. Niemand zweifelte daran, dass die Vögel sich an die letzte Treibjagd erinnerten und ihnen auch beim nächsten Mal helfen würden.
Fauler Zauber
Es war ein herrlicher Sommermorgen an einem Tag, der alle Hitzerekorde zu brechen versprach. Der Teufel saß an seinem feuerbeständigen Metallschreibtisch und genoss eine Havannazigarre und einen dreifachen Espresso bei der Lektüre der Asbestausgaben der NewYork Times , des Guardian und des botswanischen Survivor . Duane Fork, seinen teuflischen Privatsekretär, forderte er auf, die Fenster zu öffnen, damit er sich an den frischen Schwefeldämpfen aus den Abgründen erfreuen konnte und an der atemberaubenden Aussicht auf die zahllosen Raffinerien, Schiffsverschrottungswerften, Ölquellen und Methangasbohrstellen, die sich bis zum Horizont erstreckten. An der Wand hing eine Stahlplatte mit dem spiegelverkehrten Ausbruch des Krakatau. Als er mit Zigarre, Kaffee und Zeitungen fertig war, sah er seine E-Mails durch. Wie immer waren die Einzigen, die etwas an die Adresse Teufel@Hölle.org geschickt hatten, Versender von Spam, die Penisvergrößerung, topheiße Aktien, scharfe Markenimitate und bombensichere Diätkuren anpriesen.
»Duane!«
»Ja, Sir?« Duane Fork, halb Sekretär und halb Butler von gleichermaßen unterwürfigem wie dreistem Auftreten, war ein schwerfälliger Mann mitWaschbäraugen, glimmenden Hosenaufschlägen (wenn er Hosen trug) und mit einem Gang, als bestiege er die Stufen zu einer Guillotine. Wie viele Leute mit Plattfüßen war er obendrein leichter Legastheniker und so ungeschickt, dass er manchmal den Stuhl verfehlte, wenn er sich hinsetzte.
»Besorg ein bisschen E-Mail«, sagte der Herr der Finsternis. Da er selbst wenig elektronische Post erhielt, hatte der Teufel einige der
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