Hier, jetzt und vielleicht für immer
Flur.
„Vergiss nicht zu fragen, wer da ist!“, rief Sara ihr nach.
„Wer ist da?“
„Die böse Hexe des Westens!“
Lilly kicherte laut und öffnete die Tür.
Ruby betrat die Küche und wünschte: „Einen wunderschönen Morgen euch allen.“ Sobald sie Saras Gesicht sah, schränkte sie ein: „Okay, vielleicht nicht für alle. Was ist mit dir passiert?“
„Eine kleine Meinungsverschiedenheit zwischen Saufkumpanen im Beach Bum .“
„Ein Date an deinem nächsten freien Abend wäre bestimmt ungefährlicher.“
„Ich glaube kaum, dass ich mit diesem Veilchen in absehbarer Zeit irgendwelche Männer anziehe.“
„Adam würde es bestimmt nicht stören“, verkündete Tana.
„Wer ist Adam?“, wollte Ruby wissen.
Sara warf Tana einen bösen Blick zu und antwortete: „Niemand.“
„Er ist ein wahnsinnig gut aussehender Typ. Mom kennt ihn schon länger. Außerdem musste sie in seinem Garten ermitteln, weil er da einen Eindringling gesehen hat.“
Ruby schob die Hände in die Taschen ihrer weißen Caprihose. „Erzähl mir alles.“
Bevor Tana noch ein Wort äußern konnte, warf Sara ein: „Entgegen ihrer wilden Fantasie gibt es nichts zu erzählen. Es geht um Adam Canfield.“
„Oh, der ist tatsächlich nett anzusehen.“
„Und er weiß es.“
„Zwischen ihnen hat’s gefunkt“, behauptete Tana.
„Lüg nicht!“, schalt Sara.
„Tu ich doch gar nicht. Auch wenn ich erst dreizehn bin, bin ich nicht blind.“
Sara seufzte schwer, nahm einen großen Schluck Kaffee und dachte dabei mit Grauen an die kommenden schwierigen Jahre mit ihrer pubertierenden Tochter.
„Er wäre ein guter Fang, sofern es jemandem gelänge, ihn sich zu angeln“, meinte Ruby augenzwinkernd.
„Ein echt toller Fang“, murmelte Sara sarkastisch. „Er ‚arbeitet‘ am Pier, und seine liebste Freizeitbeschäftigung ist, im Beach Bum abzuhängen.“
„Er ist eben ein lässiger Typ. Wenn du mich fragst, gibt es zu viele verklemmte Leute auf dieser Welt.“
Sara vermutete, dass sie selbst in Rubys Augen auch zum Pulk der Verklemmten gehörte.
Übereifrig schlug Tana vor: „Frag ihn doch mal, ob er mit dir zum Helping Hands Ball geht.“
„Lieber nicht.“
„Wieso nicht?“
„Weil er nicht der Typ Mann ist, den ich suche. Und jetzt mach dich fertig für die Schule.“
Tana warf entnervt die Hände hoch und stürmte in ihr Zimmer.
Lilly, die das Erwachsenengespräch leid war, trottete mit ihrer Puppe ins Wohnzimmer.
Ruby deutete auf Saras verfärbtes Gesicht und meinte: „Ich denke wirklich, dass dir ein Date mit Adam weit besser täte als Drinks mit deinen Kollegen.“
Sara trank ihren Kaffee aus und spülte die Tasse ab. „Er sieht gut aus, das stimmt schon. Aber Äußerlichkeiten sind mir nicht so wichtig wie andere Eigenschaften.“
„Er hat einem Kind das Leben gerettet.“
„Selbst das wiegt nicht auf, was alles gegen ihn spricht.“ Sara ging in den Flur und rief: „Kinder, auf geht’s! Ich muss zur Arbeit.“
Die Mädchen erschienen und liefen zur Tür hinaus.
Ruby dagegen blieb stehen und mahnte: „Du musst endlich aufhören, deinen Mr Perfect zu suchen. Der existiert nicht im wahren Leben, sondern bloß in deinen Schnulzen.“ Sie deutete zu Saras DVD-Sammlung mit alten Liebesfilmen. „Wenn du dir weiterhin echte Männer wegen eines nicht existierenden Märchenprinzen entgehen lässt, wirst du ganz allein alt. Und du kannst mir glauben, dass dir das nicht gefallen würde.“
Es geschah zum ersten Mal, dass Ruby Unzufriedenheit mit ihrem Dasein andeutete.
„Ich denke einfach, dass er nicht der Richtige für mich ist“, erklärte Sara. „Du kennst ja seinen Ruf.“
„Es geht nur um ein Date. Hör auf, dich unter Druck zu setzen und einen unfehlbaren Daddy für die Mädchen zu suchen. Und denk bloß nicht, dass es dich zu einer schlechten Mutter macht, wenn du dir ein bisschen Zeit für dich selbst nimmst. Du brauchst Freiraum. Und die Mädchen brauchen ihn auch.“
Sara suchte nach einer Entgegnung; ihr fiel keine ein. Trotzdem durfte sie sich nicht von Ruby und Tana beeinflussen lassen. Sie wusste, dass irgendwo ein tadelloser Mann für sie existierte. Sie musste ihn nur finden.
Sie eilte in ihr Zimmer, um Dienstmarke, Waffe und Autoschlüssel von der Kommode zu holen. Dabei fiel ihr Blick in den Spiegel. Behutsam strich sie sich über die verletzte Wange und dachte dabei an den vergangenen Abend zurück. Daran, wie ihre Kollegen sie wegen Adam aufgezogen hatten und sie
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