Hier, jetzt und vielleicht für immer
bei ihrer ersten Begegnung vor Monaten – bevor er erfahren hatte, dass sie Kriminalistin war – war sie nicht wie andere Frauen auf seine Flirts eingegangen.
Er hoffte, dass ein Date – vielleicht mit Austausch von einigen Zärtlichkeiten – ausreichte, um über sie hinwegzukommen. Er baute darauf, dass sie irgendetwas tat, was seine verrückte Zuneigung dämpfte.
Doch vorher musste er dafür sorgen, dass David sich ihm öffnete und erzählte, warum er von zu Hause weggelaufen war. Hoffentlich stellt sich heraus, dass es sich nur um eine Trotzreaktion handelt und er zu seiner liebevollen Familie zurückgeschickt werden kann.
Adam seufzte. So sehr er sich es auch wünschte, glaubte er nicht wirklich daran. Er sollte sich einfach glücklich schätzen, dass Sara wegen all der Lebensmittel in seinem Einkaufswagen die Kleidungsstücke entgangen waren, die einem vierzehnjährigen Kind passten.
Eigentlich konnte er selbst kaum glauben, dass er sich mit diesem Schritt noch mehr an David band und in die Verantwortung ging. Aber der Junge schien schon seit Tagen dieselben Sachen zu tragen. Dass er sich nicht einmal die Zeit genommen hatte, um etwas zum Wechseln einzupacken, ließ nichts Gutes erahnen.
Obwohl Adam gerade mehr Lebensmittel denn je eingekauft hatte, fuhr er bei Freddie’s vorbei und holte eine riesige Pizza. Wenn er in seiner derzeitigen Stimmung zu kochen versuchte, brannte ihm sicherlich alles an – oder er fackelte gleich das ganze Haus ab.
Als er, vollbepackt mit den Einkäufen, sein Haus betrat, blieb er abrupt stehen. Alles sah anders aus. Es roch auch anders, nämlich sauber. Er schloss die Tür hinter sich. „Habe ich einen Reinigungstrupp in einem Preisausschreiben gewonnen oder so?“
David, der gerade den Besen in den Schrank zurückstellte, zuckte zusammen – wie aus Angst vor Strafe. „Ich hatte bloß Langeweile und dachte, ich räume etwas auf.“ Er schluckte schwer. „Das ist das Mindeste, was ich tun kann, nachdem ich hier schlafen durfte. Hoffentlich stört es Sie nicht.“
„Im Gegenteil, Junge. Ich könnte dich glatt dafür anheuern. Aber sag bitte ‚Adam‘ und ‚du‘.“
David grinste.
Dieses erste Anzeichen von Fröhlichkeit führte dazu, dass Adam vor dem ernsten Gespräch graute, das sie dringend führen mussten. Er hätte es gern vermieden. Denn er vermutete, dass dabei schwerwiegende Dinge ans Licht kamen, von denen er lieber nichts wissen wollte. Verdammt, er hasste Schwierigkeiten.
Er stellte die Pizzaschachtel auf den sauberen Couchtisch und verstaute die anderen Lebensmittel im Kühlschrank. Mit zwei Dosen Cola ging er zum Sofa. „Lass uns essen, solange es noch heiß ist. Ich freue mich schon den ganzen Tag auf Freddie’s Pizza.“
Beide verdrückten mit gesundem Appetit zwei große Stücke, die reichlich mit zähflüssigem Käse, würzigen Peperoni und weiteren köstlichen Zutaten belegt waren.
Dann erst schnitt Adam das gefürchtete Thema mit der Frage an: „Sag mal, wieso bist du eigentlich von zu Hause weggelaufen?“
David wollte gerade nach einem dritten Stück greifen, zog die Hand aber zurück und antwortete mit einem Schulterzucken.
Schweigen legte sich über den Raum.
Adam drängte nicht auf eine Antwort. Er wusste, dass es keinen Sinn hatte. Also übte er sich in Geduld und schaltete den Fernseher ein. Es lief gerade ein Baseballspiel. Er aß noch ein Stück Pizza und fieberte mit seiner Lieblingsmannschaft mit.
Dagegen saß David stocksteif da und starrte auf den Bildschirm, ohne irgendeine Reaktion auf das Spiel zu zeigen.
Nach einer Weile murmelte er: „Mein Dad zwingt mich zu stehlen.“
Um David nicht wieder zum Schweigen zu bringen, drehte Adam sich nicht zu ihm um und schaltete auch den Fernseher nicht aus. „Was hast du denn gestohlen?“
„Werkzeug. Fahrräder. Einfach alles, was er verticken kann. Manchmal auch Lebensmittel.“
„Und du hattest keine Lust mehr dazu?“
„Eine Nachbarin hätte mich fast geschnappt. Sie ist eine nette Lady. Ich hab’ mich dafür gehasst, dass ich sie beklauen wollte. Deshalb hab ich das Zeug zurückgebracht.“
„Und dein Vater ist deshalb wütend auf dich geworden?“
„Ich bin danach nicht mehr nach Hause zurück.“
Das erklärte, warum er außer den Kleidern am Leib nichts bei sich hatte. Aber vermutlich besaß er selbst zu Hause herzlich wenig, was er hätte einpacken können.
„Weil er mich bloß wieder geschlagen hätte“, erklärte David in nüchternem
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