Hier, jetzt und vielleicht für immer
anzuheizen, hielt er ihre Hand, während sie die ausgestellten Gegenstände betrachteten. Es fühlte sich so angenehm, so warm an, dass sie sich nicht zurückzog. Es ist nur für diesen Abend, redete sie sich ein. Sie wollte jeden Augenblick genießen. Auch wenn zu befürchten ist, dass er sich schon morgen der nächsten schönen Frau zuwendet, die ihm über den Weg läuft.
Adam hob eine Karte hoch, die auf einem Tisch vor einer Kängurufigur lag.
„Was ist das?“
„Eine Reise nach Australien. Sie scheint über den ganzen Kontinent zu führen.“
Sara überflog die Reiseroute. „Wow! Das klingt fantastisch. Ich war schon immer fasziniert von Australien.“
„Liegt das an Crocodile Dundee oder den Dornenvögeln ?“, erkundigte er sich.
„Weder noch. Eher an Snowy River und vor allem an Hugh Jackman.“
Grinsend zog er sie zu einem kleinen Bild aus der Naiven Malerei und bat laut: „Bitte sag mir, dass das von einem Vorschulkind stammt.“
„Pst“, raunte sie verlegen. Sie gab ihm einen Klaps auf den Oberarm und spürte dabei seine ausgeprägten Muskeln unter dem Jackett.
Er lachte und erweckte damit ein unerwartetes Hochgefühl in ihr. Er mochte nicht ihr Mr Perfect auf ewig sein, aber für diesen Abend war er es. Trotz seiner formellen Kleidung strahlte er seine übliche Lässigkeit aus und führte sie damit in Versuchung, sich auch unbekümmert zu geben, wenn auch nur für eine kleine Weile.
Es reizte sie zu erfahren, wie es sein mochte, so frei von Sorge und Verantwortung zu leben. „Hast du immer so viel Spaß?“, wollte sie wissen.
„Ich bemühe mich darum.“ Adam zwinkerte ihr zu und erregte damit ein seltsames Prickeln auf ihrer Haut.
Zum Glück war er nur ein Mann für einen Abend. Denn er hatte eine ganz eigene Art, ihre Abwehr und ihre Vernunft lahmzulegen und sie zu dem Gedanken zu verleiten, dass Verantwortung und Verlässlichkeit vielleicht gar nicht so wichtig waren. Ihr drängte sich der Verdacht auf, dass es gefährlich sein könnte, zu viel Zeit mit ihm zu verbringen.
„Ich habe von Lara gehört, dass du regelmäßig mit David telefonierst“, eröffnete sie, während sie einen ausgestellten Gegenstand nach dem anderen betrachteten.
„Stimmt. Weil ich denke, dass es ihm unter Umständen schwerfällt, sich in der neuen Situation zurechtzufinden.“
„Das ist sehr nett von dir.“
Er tat das Lob mit einem Achselzucken ab und wandte sich dem nächsten Angebot zu, einem Hochsee-Angeltrip. „Wie ist dein Gespräch mit seinem Vater verlaufen?“
„Sagen wir mal, dass er nicht besonders erfreut war. Ich habe etliche derbe Schimpfwörter kennengelernt.“
Mehrere Sekunden lang biss er die Zähne zusammen. „Du solltest dir so etwas nicht anhören müssen.“
„Schon gut. Das bringt mein Job so mit sich“, entgegnete sie unbedacht und ärgerte sich im nächsten Moment darüber. Warum musste sie ihn an seine Abneigung gegen Kripobeamtinnen erinnern?
„Entschuldigung, haben Sie zufällig meinen Ohrring gesehen?“, fragte plötzlich neben ihnen Grace Pierce. Sie legte Adam eine runzelige Hand auf den Arm und suchte mit verzweifelter Miene den Teppichboden ab. „Mein Bill hat mir diese Ohrringe geschenkt, und ich habe einen verloren.“
„Zeigen Sie mir mal, wie er aussieht“, forderte er sie auf.
Sie hob den Kopf.
Er schenkte ihr sein betörendes Lächeln, bevor er den auffälligen Hängeohrring aus Rot- und Weißgold musterte, der an ihrem rechten Ohr funkelte. „Der müsste sich leicht finden lassen.“
Zu Saras Überraschung ließ er sich auf Hände und Knie fallen und suchte den Fußboden ab. Einen Moment lang starrte sie ihn nur an. Dann beteiligte sie sich an der Suche, allerdings nicht auf Händen und Knien.
Es dauerte keine Minute, bis Adam das Schmuckstück fand. Er stand auf und überreichte es Grace mit einer galanten Geste – als wäre sie Cinderella, er der Märchenprinz und der Ohrring der gläserne Schuh. „Der Schlingel hat versucht, sich hinter dem Tischbein zu verstecken.“
„Oh, ich muss ihn verloren habe, als ich mich vorgebeugt habe, um diese wundervolle Türkishalskette zu betrachten.“ Sie tätschelte ihm die Wange. „Vielen Dank, junger Mann.“
„Adam, Ma’am.“
„Adam. Der Name gefällt mir. Sie begleiten Sara heute Abend?“
„In der Tat.“
„Dann, lieber Junge, werden Sie von vielen Männern in diesem Raum beneidet.“
„Daran besteht kein Zweifel.“
Sie tätschelte ihm die Wange und ließ ihn mit Sara allein.
Weitere Kostenlose Bücher