Hier, jetzt und vielleicht für immer
Nun, so allein, wie zwei Menschen in einem Raum voller Leute sein können.
Die Band begann zu spielen; Adam forderte Sara zum Tanz auf. Bereitwillig ließ sie sich auf das Parkett führen, denn ihr fiel partout nichts ein, was ihr lieber gewesen wäre, als von ihm in den Armen gehalten zu werden.
Ihr Herz begann zu klopfen, sobald er sie an sich zog. Hektisch suchte sie nach einer einigermaßen intelligenten Bemerkung. „Was du für Mrs Pierce getan hast, war sehr nett. Sie war über fünfzig Jahre mit ihrem Bill verheiratet.“
„Ist er gestorben?“
„Ja, vor zwei Jahren. Sie ist übrigens die Mutter des Polizeichefs.“
„Aha. Dann habe ich dir vielleicht ein paar Pluspunkte beim Boss eingebracht.“
Obwohl er sich wieder auf seine Frotzelei verlegte, spürte sie, dass sich hinter der jungenhaft-unbekümmerten Fassade ein großes Herz verbarg. Das war ihr bereits bei seinem Umgang mit David aufgefallen und nun erneut mit Mrs Pierce. Sie fragte sich, warum er sein wahres Wesen ständig zu verbergen suchte.
Doch darüber musste sie wohl später nachdenken, wenn er sie nicht mehr mit seiner Nähe und seinem betörenden maskulinen Duft überwältigte. Wenn er ihr nicht mehr das Gefühl vermittelte, ganz Frau zu sein. Sie wünschte sich sehnlichst, eng umschlungen mit ihm zu tanzen, bis die Sonne aufging und ein neuer Tag anbrach.
6. KAPITEL
Sara konnte sich nicht vorstellen, sich je wieder so gut zu fühlen. Adam war nicht nur ein guter Tänzer, er brachte sie auch den ganzen Abend über mit lustigen Bemerkungen über Gott und die Welt zum Lachen.
Als das letzte Lied verklang, witzelte er allerdings nicht mehr. Weil sie sich nicht länger auf seine Worte oder seine Tanzschritte konzentrieren konnte, wurde ihr seine Nähe überdeutlich bewusst. Die kontrollierte Kraft der um sie geschlungenen Arme, die Reibung seines Anzugs an ihrem Kleid, die Wärme und der frische maskuline Duft …
Oh Gott, ich bin schon halb in ihn verliebt. Sie brauchte dringend Abstand von ihm. „Ich muss jetzt nach Hause“, verkündete sie und wich bedauernd zurück.
„Ja, ich auch.“
Sie glaubte nicht, dass es einen zwingenden Grund für ihn gab, nach Hause zu gehen. Vielleicht war er genau wie sie aus diesem wundervollen Rauschzustand erwacht, in dem sie sich den ganzen Abend über befunden hatte. Vermutlich erinnerte er sich plötzlich wieder daran, dass sie nicht die Art Frau war, mit der er zusammen sein wollte. Statt sich wie im Märchen um Mitternacht in Aschenputtel zu verwandeln, wurde sie in seinen Augen vielleicht einfach wieder zu einer unliebsamen Kriminalistin.
Sie verdrängte diese Grübeleien, während er sie mit einer Hand auf dem Rücken aus dem Ballsaal und hinaus auf den Parkplatz führte.
„Wo steht dein Auto?“, fragte er.
Sie deutete in eine Richtung und hoffte, dass sie sich nicht irrte, obwohl sie zu aufgewühlt war, um einen klaren Gedanken zu fassen. Sie wollte nicht aufbrechen, sich nicht der Tatsache stellen, dass Adam sie nie wieder in den Armen halten würde. Aber warum beschäftigte sie dieser Gedanke so sehr?
Viel zu schnell erreichten sie ihren Wagen. Sara drehte sich zu ihm um. „Vielen Dank. Ich hatte einen schönen Abend.
„Ich auch. Es hat mir gefallen, so viele neidische Blicke zu kassieren.“
„Ich dachte, du wärst daran gewöhnt.“
„Nicht in diesem Ausmaß.“
„Es war bloß neu für die Leute, mich in einem Kleid zu sehen.“
Er lächelte sie charmant an. „Ein Glück, dass es nicht ständig vorkommt. Sonst könnten sie nicht anständig arbeiten und mit Horizon Beach würde es den Bach runtergehen.“
„Vielleicht haben sie sich bloß darüber gewundert, warum ich mit einem Typen ausgehe, der so viel Unsinn redet.“
Er trat einen Schritt näher. „Du siehst heute Abend wirklich fantastisch aus.“
Verlegen senkte sie den Blick. „Danke.“
Einige Sekunden verstrichen. Sie fragte sich, ob er sie küssen wollte, ob sie es zulassen sollte. Nein, das war keine gute Idee. Sich von ihm zu verabschieden, fiel ihr ohnehin schon schwer genug. Wenn sie sich noch näher kamen, konnte sie vielleicht nicht mehr Nein sagen. Womöglich kam sie dann zu der Überzeugung, dass sich irgendwo tief in Adam Canfield doch ihr Mr Perfect versteckte.
Ihr kam der Verdacht, dass sie an demselben Problem litt wie ihr Vater und jemanden liebte, der ihre Gefühle nicht erwiderte.
Aber was dachte sie da nur? Natürlich liebte sie Adam nicht! „Ich sollte jetzt wirklich nach Hause
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