Hier stinkt's!
Brust legt. Ich glaube, den Moment genießt er immer. Aber wenn er dann versucht, meine Herztöne abzuhören, hab ich ein Problem.
»Hey – wahrscheinlich wird er auch deine Körpertemperatur messen und deinen Puls fühlen«, sagte Abigail. »Ärzte überprüfen vor einer Impfung immer, ob der Patient Fieber hat.«
»Temperatur und Puls?« Abigail hatte recht. »Noch zwei Dinge, mit denen ich nicht dienen kann. Das ist echt furchtbar.«
»Das ist genial.« Abigail grinste mich an. »Sieht aus, als hätte ich eine ganze Menge auszutüfteln. Juchhu!«
Sie fragte mich noch tausend Dinge, wie zum Beispiel, welche Art Fieberthermometer Dr. Scrivella benutzte oder ob er auch meine Augen überprüfte. Offensichtlich war es für sie ein echtes Vergnügen, so viele Probleme lösen zu können. Sie hüpfte fast vor Freude, als wir in die Schule gingen.
Mookie hielt wieder seinen iClotz hoch, als wir im Klassenzimmer ankamen. »Man muss nicht mal mehrere Songs aufnehmen, nicht mal einen ganzen«, sagte er, »weil man einfach auf Wiederholung stellen kann.«
Er hielt es an mein Ohr und nervte mich mit denselben paarTakten Musik, die er wieder und wieder abspielte, bis wir uns hinsetzten.
Abigail starrte den ganzen Vormittag an die Decke. Sie wurde sogar von Mrs Otranto ermahnt, weil sie in Gemeinschaftskunde nicht aufpasste, aber es schien ihr egal zu sein.
Während Abigail sich auf ihre Gedanken koncentere, überprüfte ich noch einmal meine Fähigkeit, Leute anzustarren, ohne dass sie es merkten. Ich versuchte es im Klassenzimmer und auf den Fluren. Es funktionierte. Niemand drehte sich um. Auf dem Weg zum Naturwissenschaftsunterricht machte ich den ultimativen Test. Ich ging direkt hinter Ferdinand her, der ständig totale Panik vor allem hat, und starrte ihn so eindringlich an, wie ich nur konnte. Er hatte keinen Schimmer, dass ich hinter ihm war.
»Starr mal Ferdinand an«, flüsterte ich Mookie zu.
»Okay. Im Starren bin ich echt super.« Er richtete seinen Blick auf Ferdinands Nacken.
Genauso gut hätte Mookie Papierkügelchen schießen können. Ferdinand drehte sich abrupt zu uns um und sah panisch um sich, bis ihm klar wurde, dass nur Mookie hinter ihm stand – und nicht etwa Rodney oder so.
Die ganze Naturwissenschaftsstunde hindurch sah ich zu Abigail rüber. Es muss echt toll sein, ihren Verstand zu haben. Sie war der klügste Mensch, den ich je getroffen hatte. Abgesehen von Dr. Cushing vielleicht. Und wenn Abigail schon jetzt so klug war, wie klug würde sie dann erst sein, wenn sie so alt war wie Dr. Cushing?
Abigail enttäuschte mich nicht. Nach dem Matheunterricht, der direkt nach Naturwissenschaften im gleichen Raum stattfand, drehte sie sich zu mir um. »Exotherme Reaktion!« Sie strahlte, als wäre sie auf eine Goldmine gestoßen.
»Abrakadabra!«, schrie Mookie.
Ich starrte ihn an.
»Ich dachte, wir rufen verrücktes Zeug«, sagte er. »Schien mir eine gute Idee.«
»Kein Zeug. Die Lösung. Das ist echt perfekt.« Abigail griff nach meinem Arm. »Bei einer exothermen Reaktion wird Wärme frei. Verstehst du?«
»Na ja …« Ich schielte zu Mookie rüber. Der schien auch keinen Plan zu haben.
Abigail zeigte auf den Schrank, in dem Ms Delambre das Versuchsmaterial aufbewahrte. »Wir müssen nur die richtige Zusammensetzung der Chemikalien finden, die dich auf normale Körpertemperatur erhitzen. Die mischst du dann in deinem Mund, kurz bevor der Arzt Fieber misst.«
»Klingt gefährlich«, bemerkte ich.
»Nein, tut es nicht«, widersprach Mookie. »Das klingt total cool.«
»Es ist absolut ungefährlich«, versicherte Abigail. »Wir haben Glück, dass dein Arzt so altmodisch ist. Ich hab keine Ahnung, was wir tun sollten, wenn er ein Ohrthermometer benutzen würde.«
»Chemikalien haben mich zu einem Zombie gemacht«, gab ich zu bedenken.
»Dies sind andere Chemikalien«, sagte Abigail. »Vertrau mir, Nathan. Ich weiß, was ich tue.«
Ich sah zu dem Schrank rüber. »Kannst du irgendwie an die Chemikalien hier rankommen?«
Abigail schüttelte den Kopf. »Ich fürchte nicht. Wahrscheinlich bewahren sie gefährliche Chemikalien nicht in der Nähe von Fünftklässlern auf.«
»Du hast doch gesagt, sie wären nicht gefährlich.«
»Nicht, wenn man vorsichtig damit umgeht«, erklärte Abigail. »Aber ich weiß schon, ich such mir die Sachen einfach im College zusammen.«
»Wie kommst du da rein?«, fragte ich.
»Ich hab mal ein paar Studenten bei den Chemieaufgaben geholfen. Und
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