Hier stinkt's!
Kurz darauf hörte ich, wie sie zu meiner Mom sagte: »Scheint allesin Ordnung zu sein, Mrs Abercrombie. Die Rohre sind sauber. Das Wasser fließt ganz normal ab. Ich kann es mir nicht erklären. Ich wünschte, ich könnte es. Aber an Ihrer Stelle würde ich die Weide in Ihrem Vorgarten im Auge behalten. Die lieben Wasser. Ihre Wurzeln können sich bis in die Wasserrohre bohren.«
Sie ging. Ich blieb in meinem Zimmer. Mom war sicher nicht glücklich darüber, dass die Wasserleitungen nicht in Ordnung gebracht worden waren. Aber vielleicht würde die Schmiere ja nicht mehr auftauchen.
Nach dem Abendessen ging ich rüber zu Abigail, die jetzt nur vier Häuserblöcke weiter in der Zackerlystraße wohnte. Sie war endlich mit ihrer Mom in ein neues Haus gezogen. Mookie war schon da, oben in Abigails Zimmer.
»Hier.« Ich gab ihr den Schokoriegel, den ich mitgenommen hatte. »Meine Mom hat ihn mir mitgebracht. Als Wiedergutmachung dafür, dass sie mich zum Arzt schickt, schätze ich.«
»Danke. Oooh – mit Cashewkernen. Sie muss echt ein schlechtes Gewissen haben.« Abigail riss das Papier auf und biss hinein.
Mookie sah aus, als würde er sie gleich bitten, ihm die Hälfte abzugeben, aber ich bemerkte, dass er zwei Tüten Brezeln und eine Handvoll Lakritzstangen mitgebracht hatte.
Abigail zog eine Flasche und ein Schraubglas aus ihrem Rucksack und reichte mir beides. »Ich glaube, ich habe alles gefunden, was ich brauche.«
Ich blickte auf die Etiketten. Die Wörter darauf waren ziemlich lang. »Was ist das für Zeug?«
»Nur ganz gewöhnliche Chemikalien.«
»Als ich das letzte Mal in die Nähe von Chemikalien gekommen bin, habe ich das mit dem Leben bezahlt«, bemerkte ich.
»Du musst dir jedenfalls keine Sorgen machen, dass das noch mal passiert«, sagte Mookie.
»Vermutlich nicht. Aber ich würde mir gern weitere Katastrophen ersparen.«
»Ich habe die harmlosesten Chemikalien genommen, die ich finden konnte«, sagte Abigail. »Für viele exotherme Reaktionen braucht man starke Säuren oder Laugen. Das wäre nicht gut. Das hier ist viel milder.« Sie wühlte in einer Tasche ihres Rucksacks herum und zog ein Thermometer heraus.
Ich sah zu, wie sie ein wenig Pulver auf einen Teller streute. Dann träufelte sie ein paar Tropfen von der Flüssigkeit darüber. Die Mischung brodelte und zischte. Abigail hielt ihre Hand ein paar Zentimeter darüber und nickte. »Warm.« Sie hielt das Thermometer an die Mischung, wartete einen Moment und sagte dann: »Super. Das funktioniert bestimmt ganz fabelhaft.«
»Ich kann da doch nicht rumsitzen und mir irgendein Zeug in den Mund streuen«, sagte ich. »So schlecht sieht Dr. Scrivella nun auch wieder nicht.«
»Ich werde es verpacken«, erklärte Abigail. Sie griff wieder in den Rucksack und förderte eine Handvoll riesige Kaugummikugeln zutage.
»Wunderkugeln!«, schrie Mookie.
Er griff danach, aber Abigail schlug ihm auf die Hand. »Das ist unser Transportsystem. Ich schneide eine Kugel durch und höhle sie aus. Dann tue ich das Pulver in die eine Hälfte, decke es mit Plastikfolie zu, und in die andere Hälfte kommt die Flüssigkeit. Am Ende klebe ich die beiden Hälften zusammen. Dann muss Nathan bloß noch draufbeißen, um die Reaktion auszulösen.«
»Cool«, sagte Mookie. »Wie diese Giftkapseln, die die Spione benutzen.« Er presste seine Kiefer zusammen, zuckte wild und warf schließlich seinen Kopf nach hinten, als hätte er gerade Zyankali geschluckt.
»Ist in den Wunderkugeln genug Platz für die Chemikalien?«, fragte ich.
Abigail nickte. »Klar. Dadrin sind sie perfekt geschützt. Steck mal das Thermometer in den Mund. Wir müssen ein paar Tests machen.«
Abigail schnitt eine der Kugeln mit einem kleinen Schälmesser durch und mischte alles zusammen. »Hier, probier’s aus«, sagte sie, als sie fertig war.
Ich steckte die Kugel in den Mund und biss drauf. Eine Sekunde später drang Schaum aus meinem Mund.
»Boah ey, wie ein tollwütiger Hund!«, rief Mookie. »Nein, viel schlimmer. Ein tollwütiger Zombie!« Er sprang auf, wedelte mit den Händen in der Luft und drehte sich um sich selbst.
Abigails Mom sah genau in dem Moment durch die Tür, als Mookie gegen die Wand knallte. »Oh, deine Freunde sind hier. Wie schön.«
Ich wartete, bis sie weg war, dann spuckte ich die zerkaute Wunderkugel in den Mülleimer und wischte mir den Mund am Ärmel ab.
»Vielleicht sollte ich die Dosis etwas verringern«, überlegte Abigail.
»Meinst du?«
Wir
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