Hier stinkt's!
ich habe immer noch einen Zweitschlüssel von Onkel Zardo. Nach der Schule werde ich erst mal ein paar Tests durchführen. Komm nach dem Abendessen vorbei. Bis dahin müsste alles fertig sein.«
»Ich komme auch«, sagte Mookie. »Nur für den Fall, dass etwas explodiert. Ihr werdet mich brauchen, um alles einzusammeln. Ich bringe eine große Mülltüte mit.«
»Es wird nichts explodieren«, sagte ich.
Aber natürlich lief Mookie die ganze Pause hinter mir her und rief: »Bumm! Peng!«
Dann brüllte er es in seinen iClotz und stellte ihn auf Wiederholung.
»Bumm! Peng! Bumm!«
»Hey, es ist ein MP -Schrei-Player!« Er schien sich köstlich zu amüsieren.
Da ich schon einmal um ein Haar in die Luft gegangen wäre, fand ich das überhaupt nicht lustig. Außerdem machte er es mir unmöglich, meine Verfolgungsübungen weiterzumachen. Wenn zu meinem Herumgestolpere noch Mookies Tollpatschigkeit und seine »Bumm!«-Rufe hinzukamen, war es hoffnungslos.
»Ich bin echt ein Versager«, sagte ich zu Abigail, als wir zum Mittagessen gingen. »Das macht mich wirklich todtraurig.«
»Du solltest mehr auf deine Wortwahl achten«, sagte sie.»Außerdem ist es halb so wild. Du hattest nur mit einer einzigen Sache ein kleines Problem.«
»Aber es war eine wichtige Sache. Ich fühl mich echt schlecht.«
»Ich glaube, ich verstehe dich«, sagte sie. »Es fühlt sich sicher besonders schlimm an, weil du nicht gewohnt bist, zu versagen.«
»Machst du Witze? Seit ich denken kann, hab ich schon immer alles vermasselt.« Ein paar Höhepunkte – oder vielleicht besser Tiefpunkte – meines Lebens kamen mir in den Sinn: sportliche Misserfolge, Erniedrigungen durch andere Kids und haufenweise katastrophale Auftritte im Klassenzimmer.
»Nicht, seit du ein Zombie bist«, widersprach Abigail. »Seitdem bist du ein Gewinnertyp, ein Held, und ein super Schüler. Also fällt ein kleines Versagen viel mehr auf. Vergiss es einfach.«
»Ich werd’s versuchen«, sagte ich. Aber ich fragte mich bereits, worum Mr Murphy mich als Nächstes bitten würde. Abigail hatte recht – ich war es nicht mehr gewohnt, zu versagen.
6
HEIßE WUNDERKUGELN
»Hier, das hab ich dir mitgebracht.« Mom gab mir einen Schokoriegel, als sie von der Arbeit nach Hause kam.
»Danke. Ich esse ihn später«, sagte ich.
»Was macht dein Fuß?«
»Alles perfekt.« Ich wackelte mit dem Knöchel hin und her. »Siehst du, er ist nicht verfault und abgefallen.«
»Zeig mir noch mal den Kratzer.«
Ich setzte mich auf einen Stuhl und zog den rechten Turnschuh und die Socke aus. Mom kniete sich hin und untersuchte meinen Fuß.
»Oje. Es scheint überhaupt nicht abzuheilen. Ich bin so froh, dass ich den Arzttermin am Mittwoch gemacht habe. Das könnte ein Symptom sein. Ich hoffe, du hast nichts Ernstes – eine dieser schrecklichen Staphylokokkeninfektionen oder so. Vielleicht sollte ich lieber jetzt gleich mit dir hinfahren, auch ohne Termin.«
»Es ist alles in Ordnung. Wirklich.« Sie hatte natürlich recht. Der Kratzer heilte nicht. Aber das war egal. »Ich brauche überhaupt keinen Arzt. Das ist reine Zeitverschwendung.«
Vermutlich hatte ich es übertrieben. Moms Augen verwandelten sich in Laserkanonen. Ich bereitete mich auf die Detonation vor. Gott sei Dank rettete mich die Türklingel.
»Das ist bestimmt der Klempner«, sagte Mom.
Es war tatsächlich der Klempner, oder besser gesagt, die Klempnerin. Niemand sonst läuft in einem grünen Overall mit einer Rohrzange am Gürtel und einem riesigen Werkzeugkoffer in der Hand durch die Gegend. Der Name Shelly war mit goldenen Buchstaben auf ihre Tasche gestickt. Ihre Fingernägel waren orange lackiert und ihre langen Haare waren genauso schön wie Shawnas. Ihr Lächeln war sogar noch schöner.
»Mrs Abercrombie?«, sagte sie. »Ich bin Michelle Stone. Sie haben wegen der Schmiere in den Rohren angerufen, richtig?«
Mom zeigte auf die Küche. »Das Zeug kam aus diesem Wasserhahn, und aus der Dusche oben.«
Shelly nickte. »Tut mir leid, dass ich so spät dran bin. Es gab eine Menge Notfälle heute. Ich bin rumgesprungen wie eine Irre. So, mal sehen, was wir hier haben.« Sie ging in die Küche, hielt dann aber kurz inne und sah über ihre Schulter zurück zu Mom. »Mein Dad hat mir das beigebracht. Das fragen sich immer alle.«
Sie machte sich unter der Spüle zu schaffen. Ich machte mir oben in meinem Zimmer zu schaffen. Etwa eine Viertelstunde später hörte ich sie nach oben ins Badezimmer gehen.
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