Hier stinkt's!
davor, was passieren würde, wenn die Reaktion auf so winzigem Raum stattfände. Vielleicht würde eine Schaumwolke aus meinem Ohr kommen. Oder es würde mir das Ohr wegblasen. Ich könnte es zwar wieder ankleben, aber es würde nicht leicht sein, alle Einzelteile wiederzufinden. Und noch schwieriger würde es sein, Dr. Scrivella das Ganze zu erklären.
Wenn ich zuließ, dass er mir das Thermometer ins Ohr steckte, war alles vorbei. Es ist echt verdammt uncool, keine Körpertemperatur zu haben.
13
TEDDY-ALARM
Ich musste irgendetwas tun. Dr. Scrivella blinzelte, als er mit der Spitze des Thermometers auf mein Ohr zielte. Als er es hineinsteckte, zog ich den Kopf weg und brach in lautes Gekicher aus.
»Ganz ruhig, Nathan. Das wird nicht wehtun.« Er versuchte noch einmal, das Thermometer in mein Ohr zu schieben.
Ich drehte mich wieder weg. »Das kitzelt!«
Er starrte das Thermometer an. »Du hast recht. Eigentlich hasse ich diesen neumodischen Kram. Es geht doch nichts über die herkömmlichen Mittel.« Er griff in die Schublade und holte ein normales Thermometer heraus. Als er sich wieder zu mir umdrehte, hatte ich bereits auf die Wunderkugel gebissen.
Es prickelte ein wenig, als die Flüssigkeit unter meine Zunge floss.
»Mund auf.«
Ich öffnete den Mund ein wenig.
»Jetzt zappel aber nicht rum«, sagte Dr. Scrivella.
Ich nickte. Er steckte mir das Thermometer in den Mund, und ich schloss meine Lippen darum. Ich spürte, wie sich meine Backen ein wenig blähten. Die Reaktion funktionierte wirklich einwandfrei.
Kurz danach zog Dr. Scrivella das Thermometer wieder heraus, warf einen Blick darauf und nickte. »Absolut normal«, sagte er. »Sehr gut.«
Er notierte etwas auf einem Blatt Papier in meiner Akte. Dann bekam ich eine Impfung. Ich tat so, als würde es wehtun.
»Okay. Jetzt gib mir dein Handgelenk.«
Ich setzte an, ihm meine Hand zu reichen, tat dann aber so, als müsste ich niesen. »Hatschi!« Während ich mich nach vorne beugte, schob ich unauffällig den Gummiball unter meinen Arm und klemmte ihn unter die Achsel.
Dr. Scrivella nahm mein Handgelenk und tastete nach meinem Puls. Aber anstatt auf seine eigene Uhr zu gucken, nahm er meinen anderen Arm und drehte meine Armbanduhr in seine Richtung. Wahrscheinlich dachte er, ich fände das lustig. Ich hätte am liebsten meinen Arm weggezogen, aber das hätte ihn misstrauisch gemacht.
Ganz ruhig. Du schaffst das.
An der Wand hing auch eine Uhr, doch sie hatte keinen Sekundenzeiger. Dr. Scrivella tastete an meinem Handgelenk herum und runzelte die Stirn. Ich musste sofort loslegen. Aber ich hatte so viel geübt, dass ich mir sicher war, auch ohne Uhr den richtigen Rhythmus halten zu können.
In regelmäßigen Abständen übte ich Druck auf den Gummiball aus, bis er nickte und seine Hand meinen Arm losließ.»Sechzig«, sagte er. Er lächelte mich an und fügte hinzu: »Wie ein Uhrwerk. Du könntest in einer Uhrenfabrik arbeiten.«
»Danke.«
»Keine Ursache. Zieh dein T-Shirt aus, dann hören wir uns mal an, ob deine Pumpe ebenfalls richtig tickt.«
Ich zog mein T-Shirt aus und schob dabei den Gummiball wieder in die Hosentasche. Dr. Scrivella hielt sein Stethoskop an meine Brust. Ich spürte nichts, aber ich zuckte leicht zusammen, damit er keinen Verdacht schöpfte. Er horchte einen Moment, runzelte die Stirn und sagte dann: »Ein bisschen schwerfällig. Ich vermute, du hast nicht genug Sport getrieben.«
Mir wurde klar, dass er Mookies Herzschlag gehört hatte. »Ja, ich hab wahrscheinlich zu viele Videospiele gespielt. Ich werde mich bessern.«
Er schlug mir aufs Knie. »So ist’s richtig, Kumpel. Sport ist der Schlüssel zu einem langen Leben. Abgesehen von guter Ernährung natürlich.«
»Ich werd’s mir merken.«
»Tief einatmen«, sagte er und hielt das Stethoskop an meinen Rücken.
»Hervorragend«, sagte er kurz danach. »Deine Lungen hören sich richtig gut an.«
Das war’s schon. Dank Abigail hatte ich tatsächlich die ärztliche Untersuchung hinter mich gebracht, ohne dass jemandem aufgefallen war, dass ich tot war. Ich zog mein T-Shirt wieder an und sprang vom Untersuchungstisch.
»Bis zum nächsten Jahr«, sagte Dr. Scrivella.
»Hoffentlich.«
Ich lief ins Wartezimmer. Mom telefonierte gerade. Sie sah verwirrt aus.
»Macht es dir was aus, nach Hause zu laufen?«, fragte sie, als sie aufgelegt hatte.
»Ist was passiert?«
»Sie haben mich von der Arbeit angerufen. Im ›Ollen Teddy‹ ist die Hölle
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