Hier stinkt's!
Abigail. Sie warf mir ihr Handy zu, aber es flog zu weit und landete hinter ihrem Bett. »Ups, tut mir leid. Leg’s einfach auf meinen Schreibtisch, wenn du fertig bist. Mookie und ich müssen in die Bücherei gehen und noch ein paar Sachen recherchieren.«
»Müssen wir das?«, fragte Mookie.
»Ja, wir müssen.« Abigail griff nach seinem Arm und zerrte ihn fort.
»Sie schien es sehr eilig zu haben«, bemerkte Dr. Cushing verwundert.
»Ich bin sicher, sie hatte einen guten Grund«, sagte ich. Ich krabbelte unter Abigails Bett und fand ihr Handy. Dann rief ich zu Hause an und hinterließ eine Nachricht, dass ich bei Mookie zu Abend essen würde.
Nachdem ich das Handy auf den Schreibtisch gelegt hatte, verließen Dr. Cushing und ich Abigails Haus und fuhren nach Delaware. Jetzt war es also an der Zeit, mich tot zu stellen. Ich hoffte nur, dass ich früh genug ankommen würde, um zu verhindern, dass Mr Murphy sich für immer tot stellte.
15
AUS ZWEI MACH VIER
Dr. Cushing fuhr viel schneller als meine Mom oder mein Dad. Vielleicht fuhr sie sogar schneller als beide zusammen. Aber obwohl sie so schnell fuhr, hatte ich nicht das Gefühl, dass sie die Höchstgeschwindigkeit des Wagens ausnutzte. Er schien ziemlich leistungsstark. Dad wäre begeistert.
»Ist das Ihr Auto?« Ich ließ meine Hand an den Seiten des Sitzes entlanggleiten. Es fühlte sich nach echtem Leder an.
»Ich wünschte, es wäre meins. Das BUM hat eine Reihe Fahrzeuge in der Nähe der Zugänge stationiert.«
Sie trat noch ein wenig mehr aufs Gas. Wir flogen an den anderen Autos auf der Straße vorbei. Sie hielt sich definitiv nicht an die Geschwindigkeitsbegrenzung. Aber wir mussten einen weiten Weg zurücklegen, und wir mussten ein Leben retten.Gleich als wir East Craven hinter uns ließen, heulten Sirenen auf.Ein Zivilfahrzeug der Polizei tauchte hinter uns auf. Dr. Cushing drosselte weder das Tempo, noch fuhr sie rechts ran. Stattdessen streckte sie die Hand nach dem Armaturenbrett aus und öffnete ein Fach über dem Radio. Darin tauchten fünf Knöpfe auf.
»Das ist nicht für Vernebelung oder so Zeugs, oder?« Ich schätze mal, ich habe zu viele Computerspiele gespielt.
Sie warf mir ein Lächeln zu. »Drück mal auf ›Autorisieren‹.«
Ich drückte auf den entsprechenden Knopf. Kurz danach verstummte die Sirene und der Polizeiwagen blieb hinter uns zurück.
»Was ist passiert?«, fragte ich.
»Du hast soeben ihrem eingebauten Autocomputer eine Nachricht übermittelt, dass wir autorisiert sind, alles zu tun, um dorthin zu gelangen, wo wir hinmüssen.«
»Abgefahren«, sagte ich.
»Es hat Vorteile, wenn man die Regierung unterstützt.« Sie gab Vollgas und fragte dann: »Nervös?«
»Nö, ich fahr gern schnell.«
»Ich meine, wegen deinem Auftrag?«
»Nur hier drin«, erklärte ich und deutete auf meinen Kopf. »Nicht hier unten.« Ich zeigte auf meinen Bauch.
»Das leuchtet ein. Dein autonomes Nervensystem funktioniert ja nicht.«
»Autonom?«
»Das mechanische Zeug. Herzschlag, Atmung, all die Organe, die Chemikalien in deinen Blutkreislauf abgeben. Wenn lebendige Menschen einer Gefahr ausgesetzt sind, macht der Körper sich bereit zu kämpfen oder zu fliehen. Dein Körper tut das nicht. Also verspürst du keine Panik. Keinen Adrenalinstoß. Das ist vorteilhaft für einen Spion.«
»Ja, vermutlich. Das ist mein erster echter Spionageeinsatz.«
»Für mich auch«, sagte sie, während sie um eine scharfe Kurve fuhr.
»Was?«
»Ich hab doch gesagt, ich bin keine Agentin. Ich bin Ärztin. Ich arbeite im Labor. Ich bin nicht für Spionagearbeit ausgebildet. Aber mach dir keine Sorgen, es wird schon alles gutgehen. Meine Aufgabe ist leicht. Ich muss dich einfach nur heil dort abliefern.«
Meine Aufgabe war vermutlich um einiges schwieriger. Ich hatte nicht die geringste Ahnung, was ich tun musste, wenn ich erst einmal in das Bestattungsinstitut eingedrungen war. »Wissen Sie irgendetwas über diesen Schurken?«
Dr. Cushing nickte. »Seine Akte ist auf mein Handy geladen worden. Du kannst sie dir ansehen.«
»Mr Murphy benutzt nicht gern Handys«, bemerkte ich.
»Sichere Telefone sind in Ordnung«, sagte Dr. Cushing.
Ich nahm das Handy und las die Akte. Es war erstaunlich, wie viele Informationen sie enthielt. Es gab sogar Bilder. Der Typ, dem das Bestattungsunternehmen gehörte, Gregor Smetchinski, war vor zwanzig Jahren aus Russland hierhergekommen. Aber in den vergangenen drei Jahren hatte er fünf Reisen in
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