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High Fidelity (German Edition)

High Fidelity (German Edition)

Titel: High Fidelity (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Hornby
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Pee-Wee Herman und Wayne's World , Sport und mexikanische Küche (ja, ja, ja, nein, ja, neinnein, ja, nein, ja) … Erinnert ihr euch an dieses Kinderspiel, das man »Mausefalle« nannte? Bei dem man diese lächerliche Heath-Robinson-Maschine › Anmerkung aufbauen mußte, in der silberne Kugeln Rutschen herunterkullerten und kleine Männchen Leitern hochkletterten, und ein Ding das nächste anstieß, um ein weiteres in Gang zu setzen, bis schließlich der Käfig auf die Maus fiel und sie einfing? Der Abend verstrich in dieser atemberaubenden Slapstick-Präzision, bei der man ungefähr absehen kann, was als nächstes passieren soll, aber nicht glauben kann, daß es je dazu kommt, auch wenn es nachher selbstverständlich erscheint.
    Als ich den Eindruck gewinne, daß wir uns gut unterhalten, lasse ich ihr Gelegenheit, einen Rückzieher zu machen: Wenn ein Schweigen entsteht, fange ich an, T-Bone zuzuhören, wie er Barry erklärt, was Guy Clark für ein Mensch im wirklichen Leben ist, aber Marie führt uns jedesmal zurück auf privates Terrain. Und als wir vom Pub ins Curry House wechseln, lasse ich mich hinter die Gruppe zurückfallen, damit sie mich abhängen kann, wenn sie will, aber sie bleibt mit mir zurück. Und im Curry House setze ich mich als erster, damit sie wählen kann, wo sie sitzen möchte, und sie wählt den Platz neben mir. Erst am Schluß des Abends mache ich etwas, das man als Annäherungsversuch auslegen könnte: Ich sage Marie, es sei am vernünftigsten, wenn wir beide uns ein Taxi teilen. Mehr oder weniger stimmt das sogar, denn T-Bone wohnt in Camden, und Dick und Barry wohnen beide im East End, also ist es nicht so, als würde ich den ganzen Stadtplan für meine Zwecke umzeichnen. Und es ist auch nicht so, als hätte ich erklärt, es sei sinnvoll, wenn ich über Nacht bei ihr bliebe – wenn sie keine weitere Gesellschaft möchte, muß sie nur aus dem Taxi steigen, versuchen, mir einen Fünfer zuzustecken und mir nachzuwinken. Aber als wir bei ihrer Wohnung ankommen, fragt sie mich, ob ich Lust habe, ihren zollfreien Sprit anzubrechen, und ich denke, die habe ich. Also.
    Also. Ihre Wohnung ähnelt meiner sehr, eine schachtelartige Wohnung im ersten Stock eines dreistöckigen Hauses im Londoner Norden. Es ist fast schon deprimierend, wie sehr sie meiner Wohnung ähnelt. Ist es wirklich so einfach, meinen Lebensstandard zu erreichen? Ein kurzer Anruf bei einem Freund, und damit hat sich's. Mich hat es über ein Jahrzehnt gekostet, auch nur solche oberflächlichen Wurzeln zu schlagen. Die Akustik stimmt allerdings überhaupt nicht: Sie hat keine Bücher, keine Wand voller Schallplatten und nur sehr wenig Mobiliar, lediglich ein Sofa und einen Sessel. Es gibt keine Hi-Fi-Anlage, sondern nur einen Radiorecorder und ein paar Kassetten, von denen sie einige bei uns gekauft hat. Und es lehnen aufregenderweise zwei Gitarren an der Wand.
    Sie geht in die Küche, die eigentlich im Wohnzimmer ist, aber daran zu erkennen, daß der Teppich aufhört und das Linoleum beginnt, holt etwas Eis und zwei Gläser (sie fragt mich nicht, ob ich Eis will, aber das ist der erste Patzer, den sie sich heute abend erlaubt, also will ich mich nicht beschweren) und setzt sich neben mich aufs Sofa. Ich frage sie nach Austin, nach den Clubs und den Leuten dort. Ich stelle ihr auch alle möglichen Fragen über ihren Ex, und sie spricht gut über ihn. Sie beschreibt die Situation und den Tiefschlag, der ihr versetzt wurde, mit klarem Blick und Aufrichtigkeit und einem trockenen, selbstironischen Humor, und ich kann verstehen, was ihre Songs so gut macht. Ich spreche nicht gut über Laura, oder zumindest nicht mit der gleichen Tiefe. Ich verkürze, glätte, schweife ab und spreche in Großbuchstaben, um alles etwas detaillierter aussehen zu lassen als es ist, und so hört sie ein bißchen was über Ian (auch wenn sie nicht die Geräusche zu hören bekommt, die ich zu hören bekam) und über Lauras Arbeit, aber nichts über Abtreibungen oder Geld oder nervtötende Simultanorgasmusweiber. Es hört sich selbst für mich an, als würde ich richtig persönlich werden: Ich spreche ruhig, langsam, nachdenklich, ich drücke Bedauern aus, ich sage nette Sachen über Laura, ich lasse ein tiefes Meer von Melancholie gleich unter der Oberfläche erahnen. Aber in Wirklichkeit ist das alles Humbug, die Witzblattversion eines anständigen, einfühlsamen Kerls, mit der ich durchkomme, weil meine Position mir erlaubt, meine eigene Wirklichkeit zu

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