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High Fidelity (German Edition)

High Fidelity (German Edition)

Titel: High Fidelity (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Hornby
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vorgegangen ist. Laß sie staunen. Es ist mir nicht oft vergönnt, rätselhaft und verwirrend zu sein.
    Sie sitzen um einen Tisch und trinken große Gläser Bitter. Marie rückt weiter, um mir Platz zu machen, und im selben Moment ist es um mich geschehen, ich bin hin und weg. Ich glaube, es ist die Frau mit der Samstagabendverabredung, die ich durchs Taxifenster gesehen habe, die mich auf solche Gedanken gebracht hat. Maries Durchrücken auf der Bank deute ich als winzige, aber vielsagende romantische Gefälligkeit, he, sie tut das nur für mich! Lachhaft, ich weiß, aber sofort fange ich an, mich zu sorgen, ob Barry oder Dick – sagen wir's deutlich: Ob Barry ihr erzählt hat, wo ich war und was ich getan habe. Denn wenn sie das mit Laura wüßte und das mit der Trennung und wie sehr sie mir zu schaffen macht, würde ihr Interesse zurückgehen, was mich, da sie zu Anfang gar kein Interesse hatte, in ein Interessendefizit bringen würde. Ich wäre in den Miesen, interessemäßig.
    Barry und Dick fragen T-Bone über Guy Clark aus. Marie hört zu, aber dann wendet sie sich an mich und fragt verschwörerisch, ob alles gutgegangen sei. Barry, der miese Labersack.
    Ich zucke die Achseln.
    »Sie wollte nur ein paar Sachen holen. Keine große Geschichte.«
    »Gott, ich hasse diese Phase. Diese Sachen-holen-Phase. Ich habe das kurz bevor ich herkam durchgemacht. Kennst du das Stück ›Patsy Cline Times Two‹, das ich spiele? Es handelt davon, wie ich und mein Ex unsere Plattensammlung aufteilen.«
    »Das ist ein tolles Stück.«
    »Danke.«
    »Und das hast du geschrieben, kurz bevor du rüberkamst?«
    »Ich schrieb es auf dem Flug hierher. Den Text jedenfalls. Die Melodie hatte ich schon eine Weile, aber ich wußte nichts mit ihr anzufangen, ehe ich auf den Titel kam.«
    Langsam dämmert mir, daß T-Bone, wenn ich so salopp das Bild wechseln darf, eine taube Nuß ist.
    »Bist du in erster Linie deshalb nach London gekommen? Du weißt schon, wegen dem Aufteilen der Plattensammlung und so?«
    »Genau.« Sie zuckt mit den Schultern, denkt nach und lacht dann, weil die Zustimmung im Grunde die ganze Geschichte erzählt hat und es nichts weiter zu erzählen gibt, aber sie versucht es trotzdem.
    »Tja. Er hat mir das Herz gebrochen, und plötzlich wollte ich nicht mehr in Austin bleiben. Also rief ich T-Bone an, und er verschaffte mir ein paar Gigs und eine Wohnung, und da bin ich.«
    »Du wohnst mit T-Bone zusammen?«
    Sie lacht erneut, ein lautes, schnaubendes Lachen direkt in ihr Bier. »Niemals! T-Bone würde nicht mit mir zusammenwohnen wollen. Ich würde ihn einengen. Und ich würde nicht die ganzen Dinge hören wollen, die hinter der Schlafzimmerwand vorgehen. So was bringt mich zu sehr aus dem Gleichgewicht.«
    Sie ist Single. Ich bin Single. Ich bin ein Single-Mann, der sich mit einer attraktiven Single-Frau unterhält, die ihm gerade sexuelle Frustration eingestanden hat. O mein Gott.
    Vor einiger Zeit, als Dick und Barry und ich übereinkamen, daß das, was wirklich zählt, das ist, was man mag, und nicht das, was man ist, schlug Barry einen Fragebogen für zukünftige Partnerinnen vor, ein zwei-oder dreiseitiges Dokument zum Ankreuzen, das sämtliche Grundvoraussetzungen an Musik/Film/Fernsehen/Buch abdeckt. Es sollte a) peinliche Gespräche überflüssig machen, und b) einen Kerl davon abhalten, mit einer ins Bett zu springen, die sich später als jemand entpuppt, der sämtliche Platten von Julio Iglesias besitzt. Damals hatten wir damit unseren Spaß, auch wenn Barry, wie er nun mal ist, noch einen Schritt weiterging: Er stellte einen Fragebogen zusammen und präsentierte ihn einer armen Frau, an der er interessiert war, und die schlug ihn ihm um die Ohren. Aber hinter dieser Idee lag eine wichtige und tiefe Wahrheit, und die lautete, daß es auf diese Dinge ankommt und es Unsinn ist, zu behaupten, eine Beziehung hätte Zukunft, solange die Plattensammlungen ganz und gar nicht harmonieren und die Lieblingsfilme sich nicht grüßen würden, wenn sie sich auf einer Party träfen.
    Hätte ich Marie einen Fragebogen gegeben, hätte sie mich nicht damit geschlagen, sondern den Wert dieser Übung verstanden. Wir führen eines jener Gespräche, in denen alles zusammenpaßt, ineinandergreift, korrespondiert, übereinstimmt, wo selbst unsere Pausen, selbst unsere Satzzeichen einvernehmlich zu nicken scheinen. Nanci Griffith und Kurt Vonnegut, die Cowboy Junkies und Hip-Hop, Mein Leben als Hund und Ein Fisch namens Wanda ,

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