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High Fidelity (German Edition)

High Fidelity (German Edition)

Titel: High Fidelity (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Hornby
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Position zu sein, es tun zu können, aber vielleicht war Sex für mich immer schon so. Vielleicht habe ich nie Spaß am nackten Aspekt von Sex gehabt, sondern nur am Essen-, Kaffee-und »Sag bloß! Das ist auch mein Lieblings-Hitchcock«-Aspekt von Sex, sofern es sexuelles Vorgeplänkel und nicht nur absichtsloses Geplauder ist, und …
    Wem will ich was vormachen? Ich versuche nur, mich aufzumuntern. Früher liebte ich Sex, in seinen nackten und bekleideten Aspekten, und an einem guten Tag, mit etwas Rückenwind, wenn ich nicht zuviel getrunken hatte, nicht zu müde und gerade in der richtigen Phase der Beziehung war (nicht zu früh, wenn ich noch kalte Füße wegen der ersten Nacht hatte, und nicht zu spät, wenn ich den Nicht-schon-wieder-die-alte-Leier-Blues hatte), war ich dabei ganz gut. (Was genau meine ich damit? Keinen Schimmer. Vermutlich, daß sich keine beschwert hat, aber so was tun höfliche Menschen ja nicht, oder?) Das Problem ist, ich habe so was vor Jahren zuletzt gemacht. Was ist, wenn sie lacht? Was ist, wenn mein Kopf im Pullover steckenbleibt? Das passiert bei diesem Pullover. Aus irgendeinem Grunde ist nur der Kragen eingelaufen, aber sonst nichts – entweder das, oder mein Kopf ist schneller fett geworden als der Rest von mir – und hätte ich heute morgen schon gewußt, daß … egal.
    »Ich muß jetzt gehen«, sage ich. Mir wird gar nicht bewußt, daß ich das sagen will, aber als ich die Worte höre, leuchten sie mir sofort ein. Ja natürlich! Was für eine tolle Idee! Einfach nach Hause gehen! Du mußt keinen Sex machen, wenn du nicht willst! Wie erwachsen!
    Marie blickt mich an. »Als ich vorhin sagte, daß ich hoffe, damit wäre der Abend nicht zu Ende, meinte ich, weißt du … Frühstück und so. Ich meinte nicht noch einen Whiskey und noch zehn Minuten Smalltalk. Ich fände es schön, wenn du über Nacht bleiben könntest.«
    »Oh«, meine ich lahm. »Oh, na schön.«
    »Himmel, soviel zum Feingefühl. Wenn ich das nächstemal einen Typen bitte, über Nacht zu bleiben, mache ich es auf die amerikanische Art. Ich dachte, ihr Engländer wärt die Meister im Understatement und um den Brei rumreden und den ganzen Kram.«
    »Sind wir auch, aber bei anderen Leuten verstehen wir's nicht.«
    »Verstehst du mich jetzt? Ich hör' lieber auf, ehe ich was wirklich Ungehobeltes sagen muß.«
    »Nein, das ist in Ordnung. Ich dachte nur, weißt du, daß ich die Lage klären sollte.«
    »Und ist jetzt alles klar?«
    »Ja.«
    »Und du bleibst?«
    »Ja.«
    »Gut.«
    Es erfordert Genie, das zu schaffen, was mir gerade gelungen ist. Ich hatte die Chance zu gehen und habe sie verpaßt. Danach habe ich mich unfähig gezeigt, auch nur annähernd subtil um jemanden zu werben. Sie bittet mich mit einer netten sexy Formulierung, über Nacht zu bleiben, und ich lasse sie in dem Glauben, das sei völlig an mir vorbeigegangen, und mache mich so zu einem Menschen, mit dem sie gar nicht erst hätte schlafen wollen. Brillant.
    Aber wundersamerweise gibt es keine weiteren Störungen. Wir führen das Kondom-Gespräch, soll heißen, ich sage ihr, daß ich nichts dabei hätte, und sie lacht und sagt, daß sie sonst auch empört gewesen wäre und sowieso immer was in ihrer Tasche hätte. Wir wissen beide, wovon die Rede ist und warum, aber wir führen es nicht weiter aus. (Muß man auch nicht, oder? Wenn man jemanden um eine Rolle Klopapier bittet, muß man ja auch nicht darüber reden, was man damit anfangen will.) Und dann nimmt sie ihr Glas, faßt mich bei der Hand und zieht mich ins Schlafzimmer.
    Die schlechte Nachricht: Es gibt ein Badezimmer-Zwischenspiel. Ich hasse Badezimmer-Zwischenspiele, den ganzen Zirkus mit »Du kannst die grüne Zahnbürste und das rosa Handtuch nehmen«. Versteht mich nicht falsch: Körperhygiene ist von höchster Wichtigkeit, und Leute, die sich die Zähne nicht putzen, sind kurzsichtig und sehr dumm, und mein Kind würde mir niemals etc. … Aber könnten wir nicht hin und wieder eine Ausnahme machen? Wir sollten hier in den Klauen der Leidenschaft sein, die keiner von uns beherrschen kann, also woher nimmt sie die Muße, an Anne French › Anmerkung , an Karotten-Feuchtigkeitscreme, Wattebällchen und den ganzen Rest zu denken? Alles in allem ziehe ich Frauen vor, die bereit sind, mir zu Ehren mit der Gewohnheit eines halben Lebens zu brechen, und in jedem Fall sind Badezimmer-Zwischenspiele nichts für die Nerven und auch nicht für den Enthusiasmus eines Typen, wenn ihr versteht,

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