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High Fidelity (German Edition)

High Fidelity (German Edition)

Titel: High Fidelity (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Hornby
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alt genug war, Mädchen kennenlernen zu wollen. Sie war groß, hatte blondes kurzes Haar (sie sagte, sie kenne ein paar Leute, die mit Freunden von Johnny Rotten am St. Martins seien, aber ich wurde ihnen niemals vorgestellt), und sie sah anders aus, aufregend und exotisch. Selbst ihr Name war für mich aufregend und anders und dramatisch, denn bis dahin hatte ich in einer Welt gelebt, in der Mädchen Mädchennamen hatten und nicht mal besonders interessante. Sie redete viel, so daß nie jenes schreckliche aufreibende Schweigen aufkam, das die meisten meiner Verabredungen während der Oberstufe gekennzeichnet hatte, und wenn sie redete, sagte sie ausgesprochen interessante Dinge – über ihren Studiengang, über meinen Studiengang, über Musik, über Filme, Politik und Bücher.
    Und sie mochte mich. Sie mochte mich. Sie mochte mich. Sie mochte mich. Oder ich dachte zumindest, sie täte es. Ich dachte , sie täte es. Etc. Mir war niemals ganz klar, was Frauen an mir mögen, aber ich weiß, daß glühende Leidenschaft hilft (sogar ich weiß, wie schwer es ist, jemandem zu widerstehen, der einen unwiderstehlich findet), und ich war außerordentlich leidenschaftlich: Ich wurde nie lästig, jedenfalls nicht bis zum Schluß, und ich strapazierte nie ihre Gastfreundschaft, zumindest nicht, solange es noch eine Gastfreundschaft gab, die man hätte strapazieren können. Statt dessen war ich nett und aufrichtig, aufmerksam und treu, ich merkte mir Sachen an ihr, sagte ihr, sie sei wunderbar, und kaufte ihr kleine Geschenke, die sich gewöhnlich auf etwas bezogen, worüber wir kurz zuvor gesprochen hatten. Natürlich war nichts von all dem besonderer Aufwand, und nichts geschah aus irgendeiner Art von Berechnung: Mir fiel es leicht, mir Sachen an ihr zu merken, denn ich dachte an nichts anderes, und ich fand wirklich, daß sie wunderbar sei, ich hätte mich nicht zurückhalten können, ihr kleine Geschenke zu kaufen, und ich mußte Treue nicht heucheln. Anstrengung gab es dabei nicht. Also war ich überrascht und über die Maßen erfreut, als eine von Charlies Freundinnen, ein Mädchen namens Kate, bei einem Essen einmal melancholisch bemerkte, sie würde gerne jemanden wie mich finden. Über die Maßen erfreut, weil Charlie zuhörte und es mir nicht schaden konnte, überrascht aber, weil alles, was ich getan hatte, aus Eigennutz geschehen war. Und doch hatte das anscheinend genügt, mich begehrenswert zu machen. Verrückt.
    Überhaupt hatte mir der Umzug nach London geholfen, von Mädchen gemocht zu werden. Zu Hause kannten die meisten Leute mich oder meine Mum und meinen Dad, seit ich klein war – oder sie kannten jemanden, der mich oder Mum und Dad gekannt hatte, und es war nur logisch, daß ich stets die unangenehme Befürchtung hegte, meine Kinderzeit könne vor aller Welt ausgebreitet werden. Wie kann man ein Mädchen zu einem alkoholfreien Drink in den Pub ausführen, wenn einem ständig bewußt ist, daß man noch die Pfadfinderuniform im Schrank hängen hat? Warum sollte einen ein Mädchen küssen wollen, das weiß (oder jemanden kennt, der weiß), daß man noch vor wenigen Jahren darauf bestanden hatte, Souvenir-Aufnäher von den Norfolks Broads und Exmoor › Anmerkung auf seinen Anorak zu nähen? Das ganze Haus meiner Eltern war voll von Bildern von mir, auf denen ich abstehende Ohren habe und katastrophale Sachen trage, auf denen ich auf Treckern sitze oder begeistert in die Hände klatsche, wenn Miniaturlokomotiven in Miniaturbahnhöfe einfahren. Und mochten spätere Freundinnen auch die beklagenswerte Neigung entwickeln, diese Bilder niedlich zu finden, damals war das alles noch zu frisch, um unbefangen damit umzugehen. Es hatte nur sechs Jahre gedauert, sich von einem Zehnjährigen zu einem Sechzehnjährigen zu entwickeln, sechs Jahre konnten für eine so bedeutende Wandlung doch unmöglich lang genug sein? Als ich sechzehn wurde, war der Anorak mit den Aufnähern erst ein paar Nummern zu klein.
    Charlie jedenfalls hatte mich nicht als Zehnjährigen gekannt, und sie kannte auch niemanden, der mich gekannt hatte. Sie kannte mich nur als jungen Erwachsenen. Ich war schon wahlberechtigt, als ich sie traf. Ich war alt genug, um die Nacht, die ganze Nacht, mit ihr in ihrem Studentenwohnheim zu verbringen und Meinungen zu haben und ihr einen Drink im Pub auszugeben, in der beruhigenden Gewißheit, den Führerschein mit dem verschlüsselten Altersnachweis in der Tasche zu haben … ich war alt genug, eine Geschichte

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