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High - Genial unterwegs an Berg und Fels

High - Genial unterwegs an Berg und Fels

Titel: High - Genial unterwegs an Berg und Fels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Lama
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allem klettern würden, nichts verändern durfte.
    Für mich bestand die Expedition nach wie vor allein aus Daniel und mir. Die Dokumentation, die vor Ort aus sechs Personen bestand, wurde eigenständig organisiert. Wir mussten nur klettern.
    Daniel und ich, wir waren ein Team. Heli Butz und seine Kameraleute ein anderes.
    Keine Hilfe beim Transport des Materials, beim Vordringen zur Wand oder beim Klettern. Zwei junge Männer, die sich einen Traum verwirklichen: einen Berg am Ende der Welt zu besteigen.
    Ein Interview mit mir, das im Internet veröffentlicht wurde, sorgte kurz vor unserer Abreise für Verwirrung. In dem Interview wurden die Maßnahmen, mit denen wir die Kameraleute in die Gipfelregion bringen wollten, damit verwechselt, wie Daniel und ich den Aufstieg planten. Plötzlich kursierte im Web die Nachricht, dass wir uns mit dem Hubschrauber hinaufbringen lassen und mit Fixseilen in der Wand das Leben leicht machen wollten. Das war natürlich Unsinn. Daniel und ich wissen, was sich am Berg gehört. Aber das Internet ist ein höllisches Medium, wenn es darum geht, falsche Tatsachen, die sich auf den Weg gemacht haben, wieder einzufangen.
    Ich versuchte mich auf die Planung der Expedition zu konzentrieren – und musste mit etwas flauem Gefühl im Magen zur Kenntnis nehmen, dass wir gar nicht allzu genau planen konnten. Was wir vorhatten, sah einfach so aus:
    Camps einrichten.
    Die Route auschecken.
    Frei klettern.
    Am 18. November 2009 um 6 Uhr 25 reisten wir voller Vorfreude nach Patagonien ab. Am 6. Februar 2010 um 17 Uhr 40 kehrten wir nach Österreich zurück, drei Wochen früher als geplant. Wir hatten unser Projekt nicht geschafft. Das schlechte Wetter hatte uns verblasen. Aber ich war verzaubert. Das Erlebnis war großartig gewesen, wenn auch anders als geplant. Ich hatte in El Chaltén eine andere Welt kennengelernt und mich von Dingen in den Bann ziehen lassen, die ich bis dahin nicht auf meinem Radar gehabt hatte.
    Wir hatten es nicht einmal bis zum Gipfel geschafft, was die Voraussetzung dafür ist, ein so ehrgeiziges Projekt wie unseres überhaupt in die Tat umzusetzen. Wir hatten über die Schlüsselpassagen der Tour keine neuen Informationen gewonnen. Ich wusste von der Route so viel wie vorher, aber ich hatte trotzdem extrem viel gelernt. Ich wusste, dass ich beim nächsten Versuch anders vorgehen musste.
    Wir hatten während der gesamten Expedition nur Scheißbedingungen. Aber es kann natürlich auch ganz anders sein: Alex Huber hatte mit dem Wetter so viel Glück, dass er auf dem Gipfel des Torre biwakieren konnte. Tolle Vorstellung, ein Sonnenaufgang dort oben. Ich beneide den Alex ein bisschen darum.
    Viele Details hatten wir falsch oder umständlich gedacht. Das hatte einen Grund. Wir hatten uns die Dimension dieses Berges nicht vorstellen können. Du kannst Papier wälzen und Filme anschauen und alles: Nichts ersetzt den Moment, wenn du selbst vor dem Berg stehst und den Schnee riechst und spürst, wie der Wind dein Gleichgewichtsgefühl auf die Probe stellt. Das Wissen, das in Büchern steckt, ist okay. Es selbst zu erleben ist etwas ganz anderes.
    Der Cerro Torre ist eine komplett andere Welt als die Berge der Alpen. Die Erfahrung, die ich im alpinen Klettern reichlich habe, kann ich hier nur bedingt anwenden. Es kommt so viel mehr dazu, woran man denken muss. Klettern am Torre ist viel komplexer. Die Dimensionen der Berge, der Wände, der Gletscher sind anders, und die Fehler, die man macht, haben logischerweise ganz andere Konsequenzen. Darauf musste ich mich erst einstellen, denn ich hatte mir vorher nie Gedanken darüber gemacht, dass die alpinistischen Herausforderungen so unterschiedlich sein würden verglichen mit dem, was ich kannte.
    Als ein Kameramann einen kurzen Abstecher auf eine Schutthalde unterhalb des Fitz Roy machte, verloren wir ihn innerhalb von fünf Minuten aus den Augen. Wir standen da und suchten die Gegend nach ihm ab, aber wir sahen ihn nicht. Erst als wir mit dem Fernglas schauten, entdeckten wir ihn wieder – winzig vor dem Berg, dem er sich gerade näherte. Es war der Moment, in dem ich begriff, dass ich das Verhältnis des Menschen zum Berg neu bemessen musste.
    Aber die Lektion habe ich gelernt. Sie ist wertvoll. Sie wird mir helfen, den Torre beim nächsten Versuch realistischer anzugehen. Wir werden anders an die Sache herangehen. Schneller entscheiden. In kürzeren Perioden agieren. Wir hatten mehr Ausrüstung mit, als man braucht. Wir wollten mit

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