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High - Genial unterwegs an Berg und Fels

High - Genial unterwegs an Berg und Fels

Titel: High - Genial unterwegs an Berg und Fels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Lama
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die Kletterwelt hineintragen.
    Vor allem faszinierte Reinhold die technische Ausbildung, die wir Sportkletterer schon als Kinder bekommen haben. Er war der Ansicht, dass die technischen Fähigkeiten, die unsere Generation von Kletterern gelernt hat, ein ganz neues Klettern am Fels möglich machen. Seine Generation, sagte Reinhold, habe überhaupt nicht trainiert. Er sei einer der Ersten gewesen, der zu Hause an Wänden und Mauern etwas geübt habe.
    Ich erzählte ihm von den zwei Seelen in meiner Brust. Von der komplizierten Verbindung von Wettkampfklettern und Felsklettern.
    Wenn Wettkampf ist, ist Wettkampf. Dann bin ich mit meiner kompletten Konzentration und Energie beim Wettkampf und habe die Gedanken nicht woanders. Darin unterscheide ich mich nicht von meinen Konkurrenten: Jeder, der zu einem Weltcup oder Masters anreist, kommt, um das, was er draufhat, in Leistung umzusetzen.
    Der Unterschied zwischen den verschiedenen Wettkämpfern zeigt sich erst, wenn der Wettkampf vorbei ist. Es gibt solche, die dann noch immer voll für den Wettkampf leben. So einer bin ich nicht.
    Meine Definition von Klettern war von Anfang an, dass ich es tue, weil mir nichts im Leben mehr Spaß macht. Wettkampf ist nur ein Teil davon. Sportklettern, Bouldern, Halle, Fels, alpines Klettern. Und was es sonst noch alles gibt. Teile eines großen Ganzen.
    Jorg und mich zum Beispiel unterscheidet von den meisten anderen Wettkletterern, dass wir neben dem Sport in der Halle und auf dem Fels auch viele alpine Sachen machen. Das ist in der Szene selten. Nur wenige der erfolgreichen Athleten machen während ihrer Karriere auch was Alpines, geschweige denn so viel wie Jorg und ich. Sie sind auf die Kletterwand fokussiert, und sie wollen gewinnen. Sie trainieren hart und systematisch, und weil die meisten von ihnen auch talentiert sind, nimmt die Leistungsdichte in der Halle ständig zu. Nicht dass die Routen viel schwieriger würden – aber es sind immer mehr Athleten da, die sie klettern können.
    Dabei ist es nicht so, dass die Kollegen uns nicht respektieren würden, im Gegenteil, sie interessieren sich sehr dafür, was uns gerade wieder einfällt. Aber es passt nicht in ihren Plan. Manche schütteln auch nur den Kopf. Die haben keine Idee, warum wir machen, was wir machen. Warum wir in den Winter hinausgehen und bei einem Scheißwind in der Wand hängen und uns den Hintern abfrieren.
    Umgekehrt ist das nicht anders. Kaum ein Alpinist versteht, was der Spaß daran sein soll, in einer Kletterhalle künstliche Schwierigkeiten zu überwinden – es gibt doch mehr als genug natürliche.
    Und natürlich die Sache mit dem Training. Das viele kontinuierliche, systematische Training, das Wiederholen von Übungen und Schwierigkeiten, das Bewältigen einer etwas sturen Herausforderung – das will sich kein Alpinist antun. Der Alpinist denkt in Projekten, und wenn er ein Projekt angefangen hat, steckt er seine ganze Energie hinein, von der Planung bis zur Realisierung.
    Dem Alpinisten geht es um ein möglichst tolles Gesamterlebnis. Beim Wettkampf geht es am Ende nur ums Resultat.
    »Fühlst du dich als Felskletterer?«, fragte Reinhold etwas misstrauisch.
    »Absolut.« Ich musste lächeln.
    »Freies Klettern?«
    »Ja.«
    Als gelernter Sportkletterer ist der Freikletterstil für mich das natürlichste Vorgehen. Das kommt dem puren Klettererlebnis sehr nahe, aber im Vergleich zum Free-Solo-Stil, wo der Kletterer ohne Absicherung unterwegs ist, erlaubt das freie Klettern Fehler.
    Doch würde ich niemals sagen, dass freies Klettern die einzig ehrenhafte Form des Kletterns ist. Dazu gibt es viel zu viele Touren, die großartig sind und die frei nicht geklettert werden können. Im Yosemite gibt es beeindruckende Routen auf den El Capitan, die nur technisch zu bewältigen sind, und ich würde für mich nicht ausschließen, so eine Tour zu gehen, auch wenn mir das freie Klettern sicher näher steht. Ich sehe keinen Grund, warum ich mir wegen irgendeiner Philosophie verbieten sollte, groß artige Erlebnisse zu haben.
    Reinhold war ein früher Vertreter des Alpinstils, der inzwischen immer mehr in Mode kommt. Der Alpinstil zielt nicht auf die martialische Eroberung der Gipfel, sondern steht für ein Klettern, das schnell und elegant, mit möglichst wenig Gepäck und Aufwand zum Ziel kommt. Es ist der vergleichsweise riskantere Stil, aber auch der schönere. Der Alpinstil wird die Grenzen des Machbaren vielleicht nicht ausdehnen, aber er ist ein sauberer

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