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High - Genial unterwegs an Berg und Fels

High - Genial unterwegs an Berg und Fels

Titel: High - Genial unterwegs an Berg und Fels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Lama
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wir das Sat-Phone mitgenommen. In Innsbruck ist es jetzt acht Uhr morgens, Charly hat sich einen Kaffee gemacht und studiert die Tiroler Tageszeitung. Er hebt sofort ab.
    »Charly, bist du sicher, dass der Wetterbericht stimmt?«
    Es ist grausig kalt. Wir haben uns nur ein paar Minuten nicht bewegt, schon vereisen die Handschuhe, und auf der Goretex-Jacke bleibt der Schnee picken. Die Reißverschlüsse sind auch vereist, aber die will sowieso keiner aufmachen.
    »Gebt’s mir zehn Minuten«, sagt Charly.
    Okay. Klingt gut, aber wir hängen kurz vor der Bolt-Traverse, und Daniel beschwert sich: »Mir frieren gleich die Eier ab.«
    Nach zehn Minuten rufen wir wieder an.
    Charly sagt: »Burschen, hört’s zu. Es sieht alles danach aus, dass in sechs Stunden ein Wetterfenster …«
    In sechs Stunden? Vergiss es.
    Wir müssen nicht diskutieren, was wir jetzt machen. Wir drehen um.
    Es dauert zwei Stunden, bis wir uns zur Schulter abgeseilt haben. Wir trinken etwas, dann in die Schlafsäcke, alle schlafen sofort ein. Als ich um zehn aufwache, liegt Daniels Kopf auf meiner Schulter und Markus liegt quer über unsere Beine. Ich krieche aus dem Schlafsack und strecke die Nase aus dem Zelt. Beim Pissen der sorgenvolle Blick nach oben: Wäre der Berg heute vielleicht doch gegangen? Aber ich sehe nur dichte Wolken, und ein Windstoß bringt mich aus der Balance. Heute geht der Berg nicht. Ich sage den anderen Bescheid, dann kochen wir Wasser. Ich trinke Kaffee, Daniel nimmt Tee und Markus isst Nasi Goreng aus dem Packerl. Wir warten im Zelt, und als der Wind nachlässt, gehen wir ohne uns weiter aufzuhalten nach El Chaltén zurück, 2000 Höhenmeter abwärts, 30 Kilometer weit. Um acht Uhr abends sind wir da.
    Wir gehen schlafen, ohne noch einmal in der Cervecería vorbeizuschauen.
    Es war unser letzter Versuch gewesen, den Torre zu besteigen. Für diesmal. Wir bauten Nipo Nino ab, gingen Kristalle suchen, von denen es in der Gegend viele gibt, und wir fanden auch ein paar besonders schöne Exemplare. Wir feierten Weihnachten und Silvester in der Cervecería. Ich kippte völlig in den Salsasound, und das Lachen von Andrea vermisse ich immer noch. Erst als ganz klar war, dass das Wetter uns keine nächste Chance geben würde, erzählten wir, dass wir abreisen würden, und als wir tags drauf noch einmal kamen, hatten sie auf die Tafel, auf der sonst die Bierpreise notiert waren, geschrieben: »Dani and David, please don’t leave. We will miss you.«
    Miss you, too.

Zwei
    Meine Mutter heißt Claudia. Sie kommt aus Innsbruck in Tirol, nur ein paar Kilometer von Götzens entfernt, wo wir heute wohnen. Sie arbeitet an der Uniklinik Innsbruck als Kinderkrankenschwester, aber sie reiste, als sie jung war, immer in der Weltgeschichte herum wie – ja, wie ich es jetzt tue. Südamerika, Afrika, sie interessierte sich für fremde Kulturen, und wenn sie genug Museen angeschaut hatte, ging sie wandern und bergsteigen.
    1987 war sie zum ersten Mal in Nepal. Trekking, mit einer großen Gruppe von Leuten. Alles war von A bis Z durchorganisiert, und sie hatte nicht wirklich viel Spaß, weil sie das, was sie eigentlich sehen wollte – Menschen, wie sie leben, ihre Kultur –, nicht wirklich mitkriegte. Also fuhr sie ein halbes Jahr später mit zwei Freundinnen noch einmal nach Nepal. Die drei wollten einen großen Berg mit mehr als 6000 Metern machen, aber das klappte nicht, weil zu viel Schnee lag und das Wetter schlecht war. Dafür lernten sie Rinzi kennen.
    Rinzi war der Führer der Gruppe, ein Sherpa aus der Everest-Region. Er begleitete die drei Frauen drei Wochen lang auf ihrem Weg durch den Himalaja, und nach den drei Wochen waren meine Eltern ein Paar. Meine Mutter war ganz fasziniert von Nepal, sie konnte sich sogar vorstellen, dort zu bleiben und in Nepal zu leben, aber Rinzi fand Tirol die bessere Wahl. Es ist nicht leicht, in Nepal ein Auskommen zu finden, und Rinzi musste seine Familie unterstützen, fünf Geschwister und den alten Vater.
    Er kam mit einem Touristenvisum nach Österreich. Dann begann ein langwieriger Papierkrieg. Die Fremdenpolizei stellte herablassende Fragen. Sie unterstellten meiner Mutter, sie plane eine Scheinehe, um für Rinzi eine Aufenthaltsgenehmigung zu bekommen. Die Eltern meiner Mutter fragten, ob sie komplett spinne, den kleinen, dunklen Mann aus Nepal heiraten zu wollen. Aber meine Mutter brachte das nicht aus dem Takt. Sie organisierte die nötigen Papiere und ließ sich auch von ihren Eltern nichts

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