High Heels im Hühnerstall
nett, Sie kennenzulernen«, schnurrte Stephanie. »Und darf ich sagen, was für fantastische Schuhe! Manolo, 1980er, habe ich recht? Wir beide haben viel gemeinsam. Kommen Sie mit uns zum Essen?«
»Nein, danke«, antwortete Sophie. »Ich sollte eigentlich auf einer Scheidungsparty sein, und außerdem: Drei sind einer zu viel …«
»Unsinn, Jake und ich sind praktisch immer zusammen, und außerdem habe ich auf dieser Seite des Atlantiks keine Freundin. Ich sehne mich danach, mich über Rüschensachen zu unterhalten. Essen Sie doch mit uns, ich bin sicher, Jake würde sich über einen Grund freuen, ein paar Stunden nicht über Hochzeitsplanungen reden zu müssen.« Stephanies Bitte war charmant und nett, und Sophie fiel es ziemlich schwer, ihr zu widerstehen, aber schließlich hatte sie sich mit Jake mehr als einmal in einer recht kompromittierenden Situation befunden, sodass sie einfach ablehnen musste.
»Ich würde ja gern, aber ich kann nicht. Eine Freundin hat Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt, damit ich auf diese Party gehen kann, und ich kann sie jetzt nicht im Stich lassen. Aber es war nett, Sie kennenzulernen, Stephanie. Sie und Jake sind ein wunderbares Paar.«
»Nicht wahr?«, sagte Stephanie, die ihre Hand in Jakes schob und ihn anlächelte. »Na ja, dann komm, Darling. Die haben gesagt, dass sie unsere Reservierung bis Mitternacht halten, und nach dem Tag, den ich hinter mir habe, brauche ich mindestens zwei Gläser Wein. Das heißt eher zwei Flaschen.«
»Ich rufe dich an«, sagte Jake, der interessanterweise nichts von ihrer Verabredung zum Mittagessen erwähnte.
»Mach das.« Sophie nickte und beobachtete, wie Stephanie aus dem Foyer in die Nacht hinausschritt und Jake hinter sich herzog.
Sophie holte das Handy aus der Tasche und überlegte, ob sie Louis wirklich anrufen sollte. Auf einmal war der dringende Wunsch, mit ihm zu sprechen, dahin, und die Idee schien plötzlich nicht mehr so gut zu sein.
13
Kaffee?«, fragte Iris, als Sophie fast eine Woche nach ihrer Ankunft in London um kurz nach elf aus ihrem ehemaligen Zimmer auftauchte.
Das waren seltsame Tage gewesen, eine Zeit, in der sie den Eindruck gehabt hatte, sie pendelte nicht nur zwischen zwei Leben, sondern zwischen zwei Welten, und in diesem Augenblick war sie sich nicht sicher, in welche sie gehörte. Nachdem Jake und Stephanie gegangen waren, war Sophie zur Scheidungsparty zurückgekehrt, aber sie war nicht mehr wirklich in Partylaune gewesen. Sie hatte dagesessen und beobachtet, wie Christina immer mehr trank, sich dem ziemlich entsetzt wirkenden kroatischen Barmann an den Hals warf und ihm praktische Englischstunden anbot. Sophie fand, das sei der ideale Zeitpunkt, um sich bei Christina unterzuhaken und sie zu einem Taxi zu zerren, und sie hatte ihre Freundin zu Hause abgeliefert und sich dann um kurz nach zwei in ihrem alten Kinderzimmer wiedergefunden. Sie hatte sich erschöpft gefühlt, ihr Körper hatte vor Müdigkeit gezittert, und sie war dankbar in ihr altes Einzelbett gekrochen, hatte die kühle Wand an ihrem Rücken gespürt, als sie sich zusammenrollte, um sich vor der Kälte zu schützen. Aber egal, wie sehr ihr Körper sich nach Schlaf sehnte, ihr Kopf ließ sie keine Ruhe finden. Sie dachte ständig an Wendys Gesichtsausdruck, als sie ihr gesagt hatte, dass sie von Louis mehr erwartete, als nur der Vater für Seth zu sein. Und wie sie sich gefühlt hatte, als Louis sie zum Gehen aufforderte und sie wie etwas Lästiges wegschob, das bei seiner jüngsten persönlichen Krise überhaupt keine Rolle spielte. Als wäre sie längst abgeschrieben.
Sophie wusste nicht, wann sie eingeschlafen war, aber irgendwann hatten sich ihre verworrenen Gedanken in wirre Träume verwandelt, in denen Jake mit ihr auf einer Hochzeit tanzte, allerdings war ihr nicht klar, ob es seine Hochzeit, ihre Hochzeit oder ihre gemeinsame Hochzeit war.
Am nächsten Morgen, als Sophie sich aus dem Tiefschlaf gekämpft hatte, fand sie eine SMS von Louis auf ihrem Handy vor: »Bin froh, dass du heil angekommen bist. Uns allen geht es gut.« Nichts weiter, keinen Hinweis, dass er sie vermisste, dass er sich Sorgen um sie machte oder dass er auch nur mit ihr reden wollte. Sophies Daumen kreiste lange über der Anruftaste, aber sie widerstand dem Drang, ihn anzurufen und zu versuchen, die Dinge zwischen ihnen wieder ins Lot zu zwingen, weil dies sich im Nachhinein sicher unbehaglich und unpassend anfühlen würde, so als hätte man einen
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