High Heels im Hühnerstall
quadratischen Pflock in ein rundes Loch gerammt. Das brachte sie nicht über sich. Sie musste ihm seinen Freiraum und die Chance lassen, zu erfahren, wie sich das Leben ohne sie anfühlte, selbst wenn er dabei herausfand, dass es ihm gar nicht viel ausmachte. Außerdem brauchte auch sie diese Auszeit und musste noch einmal überdenken, was sie zurückgelassen hatte.
Sie hatte den Rest des Sonntags im Bett verbracht oder in ihrem Schlafanzug auf dem Sofa ihrer Mutter gesessen, Müsli gegessen und ferngesehen.
»Es ist genau wie früher in den Schulferien«, hatte Iris ihr gesagt und die Wohnzimmervorhänge zurückgezogen, um die schwache Herbstsonne hereinzulassen, die Sophie blinzeln ließ. »Du wolltest damals auch nie raus an die frische Luft gehen. Ich musste dich und Carrie praktisch vor die Tür setzen und euch sagen, dass ihr euch draußen amüsieren sollt. Es tut dir gar nicht gut, im Dunkeln herumzuhocken und Trübsal zu blasen. Warum gehst du nicht raus und machst einen Spaziergang? Nimm einen oder zwei Hunde mit. Wenn du Scooby mitnimmst, wird er dich durch die Gegend ziehen, und du musst dich kaum anstrengen. Du brauchst ein bisschen frische Luft, die diese Spinnweben vertreibt«, versicherte ihr Iris.
»Was ich brauche, ist ein neues Gehirn«, erklärte Sophie ihrer Mutter. »Ein neues Gehirn, eines, das rational denkt, und ich brauche ein neues Herz, ein Herz aus Stein, nicht eines, das sich mir nichts, dir nichts in den unpassendsten Mann verliebt, und vor allem darf ich nicht nachdenken, und hier zu sitzen und irgendwas im Fernsehen anzusehen, ist das Beste für mich. Ich brauche keine frische Luft. Ich hatte in letzter Zeit mehr frische Luft, als jede normale Lunge verkraften kann, und du siehst doch, was sie mir gebracht hat!«
Am Montag wurde Sophie kurz nach neun Uhr von ihrem Handy geweckt.
»Ich vermisse dich«, hauchte sie hinein, nachdem sie den Anruf noch halb im Schlaf in der Hoffnung, dass es Louis war, angenommen hatte.
»Tatsächlich? Ich habe überhaupt nicht an dich gedacht«, dröhnte Cals Stimme in ihr empfindliches Ohr. »Du musst heute unbedingt kommen und mit mir zu Mittag essen. Ich habe Steven gestern Abend getroffen, und er war so süß und nett und hatte überhaupt kein Interesse an mir. Er hat sogar angefangen, Freunde von ihm vorzuschlagen, mit denen er mich verkuppeln könnte, der Horror! Ich muss in irgendein richtig schreckliches Lokal zum Essen gehen. Wie zum Beispiel in ein Angus Steak House oder ein TGI Friday’s. Ich muss irgendwohin, wo gesättigte Fettsäuren in Strömen fließen und ich mich an einem Rieseneisbecher laben kann, und du bist der einzige Mensch, den ich kenne, der regelmäßig diese Art von Fraß verschlingt, also musst du mitkommen, das ist deine Pflicht.«
»Ich weiß nicht, Cal«, hatte Sophie gegähnt und sich gestreckt, bis die Füße über das Bettende hinausbaumelten. »Ich dachte, ich bleibe heute im Bett. Es gefällt mir, tagsüber im Schlafanzug herumzuhängen und fernzusehen. Und überhaupt, meinem Körper ist gerade klar geworden, dass ich seit sechs Monaten nicht mehr ausgeschlafen habe, und er verlangt, dass ich das Defizit aufhole.«
»Oh, nein, das machst du nicht«, warnte Cal sie. »Nein, du bleibst nicht im Bett und bläst Trübsal. Du musst auf den Beinen sein und mir zuhören, wenn ich ohne Ende von Steven schwärme, während ich mit einem doppelten Schinken-Cheeseburger Selbstmord begehe, weil der mir die Arterien verstopft. Das bist du mir schuldig, Sophie. Ich habe Stunden meines Lebens vergeudet, in denen ich dir zugehört habe, wie du über Louis gelabert und dich gefragt hast, ob er die Liebe deines Lebens ist oder nicht, bla bla bla, und ich habe mich nicht beklagt.«
»He, entschuldige mal …«, protestierte Sophie schwach.
»Kaum je beklagt. Und jetzt bist du an der Reihe.«
»Okay, gut, du hast recht«, räumte Sophie ein. »Du bist ein guter Freund, und ich sollte dir eine bessere Freundin sein, selbst wenn ich mitten in einer Krise stecke. Ich stehe auf, ziehe mich an und hole dich fürs Mittagessen ab.«
»Klasse, komm um eins im Büro vorbei«, erklärte ihr Cal.
»Na ja, das würde ich ja gern, aber ich weiß wirklich nicht, ob ich die ganze Aufregung haben will, wenn ich wieder im Büro erscheine …« Doch Cal hatte bereits aufgelegt.
Sophie schaute auf die Uhr. Ihr blieben mindestens noch zwei Stunden, bis sie wirklich wach werden musste.
Nach einer sehr unzulänglichen, tröpfelnden und kaum
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