High Heels im Hühnerstall
dich bitte an mich. Du könntest deinen alten Job jederzeit sofort wiederhaben, das meine ich im Ernst.«
»Ist mein alter Job nicht dein aktueller?«, fragte Sophie.
»Deinen ehemaligen alten Job. Jederzeit. Es würde mich freuen, wenn du kommen und für mich arbeiten würdest.«
Sophie nickte. So gern sie Eve gesagt hätte, dass sie sich ihr arrogantes Jobangebot sonstwohin stecken konnte, sie widerstand.
»Ich werde es mir merken«, antwortete sie stattdessen, als Eve wie eine schwarze Mamba auf Absätzen aus dem Büro und den Flur entlangschlich. Sie wandte sich Cal zu, der seine Fingernägel eingehend begutachtete.
»Mit dir habe ich ein Hühnchen zu rupfen«, sagte sie.
***
»Du hast nie gesagt, dass ich es für mich behalten soll«, erklärte Cal, als sie ein wenig später bei einer gemischten Grillplatte mit Zwiebelringen und Würzsauce saßen.
»Ich war davon ausgegangen, dass du als mein bester Freund es nicht jedem erzählst, weil Freunde die Geheimnisse des anderen in der Regel für sich behalten«, schimpfte ihn Sophie aus. »Ich habe deine Geheimnisse immer gewahrt.«
»Bis jetzt hatte ich nie Geheimnisse«, protestierte Cal. »Und überhaupt, du kannst mich nicht anpflaumen. Ich brauche deine Hilfe. Ich habe mich verliebt und muss dem umgehend ein Ende bereiten, bevor ich den Verstand verliere.« Sophies Miene entspannte sich, und sie schob die Schale mit den Pommes frites zu Cal hinüber.
»Man kann Gefühle leider nicht einfach abstellen«, erklärte ihm Sophie. »Falls es mit dir und diesem Steven tatsächlich nichts wird, dann musst du einfach abwarten. Irgendwann lassen deine Gefühle nach.«
»Aber wie lange dauert das?«, fragte Cal kläglich und stopfte sich eine Handvoll Fritten in den Mund.
»Ich weiß nicht«, antwortete Sophie. »Das hängt wahrscheinlich davon ab, wie sehr du ihn liebst. Falls es dir mit ihm nicht wirklich so ernst ist, wahrscheinlich ein paar Wochen; falls du ihn sehr magst, dann ein paar Monate, und falls du ihn wirklich aufrichtig liebst, dann könnte es Jahre dauern, bis du über ihn hinwegkommst.«
»Oh, mein Gott.« Cal sank seufzend auf die Tischplatte. »Das kann ich nicht mehr ertragen. Ich verhalte mich wie ein Idiot. Ich denke mir ständig Vorwände aus, um ihn anzurufen, bitte ihn, mir Bücher und DVDs auszuleihen, obwohl doch jeder weiß, dass ich weder lese noch fernsehe, mit Ausnahme von Coronation Street. Und ich versuche dauernd, ihm über den Weg zu laufen, hänge in meiner Freizeit in der Nähe des Feinkostladens herum, in dem er einkauft, in der Hoffnung, dass ihm die eingelegten Artischockenherzen ausgehen, oder ich spaziere in dem Park umher, in dem er seinen Hund ausführt. Ich denke ununterbrochen an ihn. Das macht mich buchstäblich verrückt.«
»Vielleicht solltest du ihm sagen, was du empfindest?«, schlug Sophie vor, die sich ein wenig heuchlerisch vorkam, da es noch nie ihre Stärke gewesen war, anderen mitzuteilen, was sie empfand.
»Soll das ein Witz sein?«, fragte Cal. »In seiner Nähe bekomme ich kaum einen zusammenhängenden Satz heraus. Wenn ich ihm wirklich etwas Tiefschürfendes und Wichtiges sagen müsste, käme nur absoluter Mist heraus, und er würde mich hassen, weil ich ein solcher Idiot bin, und wäre erst recht nicht scharf auf mich. Zumindest akzeptiert er mich inzwischen. Er findet mich jetzt lustig und süß.«
»Er findet dich süß?«, fragte Sophie. »Ist sein Köter etwa ein Blindenhund?«
»Ich bin nicht zum Scherzen aufgelegt!«, schimpfte Cal. »Sophie, ich liebe ihn, ich liebe ihn und weiß nicht, wie ich damit umgehen soll.«
»Weißt du was?«, sagte Sophie. »Ehrlich, ich glaube nicht, dass du irgendetwas tun kannst, außer abzuwarten, was passiert.«
An diesem Abend zog Sophie sich in ihr altes Kinderzimmer zurück und beschloss, Louis anzurufen. Inzwischen hatte sie einen Grund, mit ihm zu telefonieren, einen ernsten, konkreten und vernünftigen Grund, bei dem es nicht nur um ihren Wunsch ging, seine Stimme zu hören und zu hoffen, dass er sie vermisste. Sie wollte mit ihm darüber sprechen, dass Bella gedroht hatte, sich vom Schulgelände zu schleichen, und dass sie Louis’ Handy heimlich in die Schule mitgenommen hatte, um sie anzurufen. Sie wappnete sich, als sie dem Klingelton lauschte, der länger ertönte als die vier Mal, die es gewöhnlich dauerte, bis Louis abnahm. Als schließlich jemand ans Telefon ging, war es nicht Louis’ Stimme, die Sophie vernahm.
»Hallo?« Es war Wendys
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