High Heels im Hühnerstall
dachte, ich könnte gar nicht stolzer auf dich sein, aber jetzt bist du im Begriff, mir das erste Enkelkind zu schenken. Es könnte gar nicht besser sein.«
Sophie nickte. »Ich weiß«, sagte sie. »Ich bin also schwanger. Und es tut wahrscheinlich wirklich weh, ein Baby zu bekommen, und wenn ich schon nicht gemerkt habe, dass ich schwanger bin, wie in aller Welt soll ich damit umgehen, wenn es da ist?«
»Du hast gewusst, dass du schwanger bist, du hast nur nicht gemerkt, dass du es wusstest«, erklärte Iris. »Du hast keinen Alkohol und keinen Kaffee getrunken, du hast ein bisschen zugenommen. Dein Körper hat dein Baby geschützt, auch wenn dein Gehirn ein bisschen gebraucht hat, bis es die Zeichen deuten konnte. Und so ist es auch, wenn das Baby da ist. Du wirst verblüfft sein, was du alles weißt. Den Rest wirst du lernen, und du wirst es schaffen und ganz hervorragend machen. Schau, wie du es gemeistert hast, als du Bella und Izzy aufgenommen hast. Wie viel Liebe du ihnen geschenkt hast und wie sie dir vertraut, dich respektiert und ebenfalls geliebt haben, und dabei hattest du zuvor nichts mit Kindern zu tun.« Iris drückte Sophie einen Kuss auf die Stirn. »Liebling, du wirst keine perfekte Mutter sein, weil es so etwas gar nicht gibt. Aber du wirst eine hervorragende, loyale, liebevolle, lustige und gerechte Mutter sein, und weißt du, woher ich das weiß?«
Sophie schüttelte den Kopf. »Hast du wieder dieses Beruhigungsmittel eingenommen, das eigentlich für die Hunde gedacht ist?«
»Du bist für diese beiden kleinen Mädchen bereits wie eine Mutter.«
Mit einem Mal hatte Sophie das Bild vor Augen, wie Carrie Bella im Arm hielt, die Lippen leicht auf die Stirn ihrer Erstgeborenen gedrückt, den Glanz in ihrem Blick, der Zufriedenheit und Freude ausstrahlte. Sophie wusste, dass alles, was sie von Carries Töchtern über Liebe und Vertrauen gelernt hatte, auf Kosten ihrer besten Freundin und deren Kinder gegangen war. Gestohlene kostbare Minuten, Erinnerungen, die die drei niemals miteinander teilen konnten, ausgelöscht in wenigen Minuten der willkürlichen Zerstörung. Und als sie an den winzigen Funken Leben dachte, der in ihr zu glimmen begonnen hatte, überwältigte sie der Gedanke, wie viel Carrie und ihre Töchter verloren hatten.
»Ich bin nicht ihre Mutter«, sagte sie. »Und werde es nie sein.«
»Aber doch so gut wie, und du liebst die beiden genauso wie du dein eigenes Kind lieben wirst. Du glaubst, du wärst für ein normales, konventionelles Leben geschaffen. Aber ich kenne niemanden, der das alles so auf sich genommen hätte. Das konnte nur jemand tun, der so stark ist wie du. Und wenn Carrie jetzt hier sein könnte, würde sie dir dafür danken, dass du den beiden die Liebe schenkst, die sie ihnen nicht mehr geben kann.«
Mit einem Mal fühlte Sophie sich erschöpft und unendlich traurig. Sie legte den Kopf auf den Tisch und weinte.
»So ist es recht«, sagte Iris und rieb ihr über den Rücken, so wie sie es immer getan hatte, als Sophie noch ein kleines Mädchen gewesen war. »Lass es raus, danach wirst du dich besser fühlen, du wirst schon sehen. Und ich wette mit dir, dass Louis, wenn du es ihm erst einmal gesagt hast, überglücklich sein wird.«
»Ich freue mich so, dich zu sehen, Tante Sophie!«, rief Izzy aus, als sie die Arme um Sophie schlang, die versuchte, ein kleines Rudel höchst aufgeregter Hunde abzuwehren. Louis musste irgendwann unterwegs angehalten und den Kindern ihre Schlafanzüge angezogen haben. Izzy trug ihren weichen pinkfarbenen Lieblingsschlafanzug mit Füßlingen, auf dem ein Pony abgebildet war, und Bella hatte ihren dunkelroten Flanellpyjama an, den sie sich selbst ausgesucht hatte, das Ganze unter einem grün-rot karierten Morgenmantel, dem es irgendwie gelang, einem siebenjährigen Mädchen das Aussehen eines viktorianischen Amateurdetektivs zu verleihen.
»Komm her, Bella«, sagte Sophie und drückte ihr wahllos Küsse auf den Pony, während Scooby in der Hoffnung, Sophie wolle ihn statt des Kindes umarmen, Bella mit der Schulter zur Seite schob. »Oh, ich habe euch beide so vermisst!«
»Das ist Wendy«, sagte Bella zu Iris und deutete auf Wendy, dann verzog sie das Gesicht, weil Scooby ihr neugierig die Wange leckte. Wendy stand in der Tür zum Wohnzimmer direkt hinter Louis und spähte über seine Schulter, als nutze sie ihn als menschlichen Schutzschild. Louis wirkte ein bisschen verlegen, wie er da zögernd im Flur stand; er war noch nie
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