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High Heels im Hühnerstall

High Heels im Hühnerstall

Titel: High Heels im Hühnerstall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rowan Coleman
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dunklen Himmel, der Regen ankündigte. An diesem kurzen Herbsttag begann es schon zu dämmern, und Sophie stellte fest, dass sie auf dem Kliff allein war, weil die letzten Touristen der Saison vom beißenden Wind in die verlockenden Teestuben vertrieben worden waren.
    Sophie hatte lange und gründlich überlegt, welches der beste Ort war, um Carrie mitzuteilen, dass sie Louis heiraten würde. Carrie hatte kein Grab; einen derart nüchternen oder bedrückenden Ort, an dem die Menschen stehen oder schlimmer noch, den sie vergessen würden, hatte sie nicht hinterlassen wollen. Eigentlich gab es nur zwei Orte, wo Sophie meinte, ihre Freundin finden zu können. Zum einen war da Carries kleines Haus an der Virgin Street, in dem sie nach der Hochzeit gelebt und Bella und Izzy aufgezogen hatte – zuerst zusammen mit Louis und dann allein, nachdem er ihre Affäre herausgefunden hatte. Zum anderen dieser Ort hier, die Stelle, an der Carrie gern spazieren gegangen war, gemalt oder verträumt aufs Meer hinausgeblickt und Zukunftspläne geschmiedet hatte. Die Stelle, an der sie Louis begegnet war.
    Inzwischen war Carries Haus wieder bewohnt. Ein junges Paar hatte es gekauft. Louis wollte es unbedingt an Einheimische verkaufen, die wirklich darin wohnen und es nicht als Ferienhaus erwerben würden, und hatte es weit unter Wert hergegeben. Es war ein nettes junges Paar. Sophie erinnerte sich, dass sie mit der jungen Frau, Emily, gesprochen hatte, während sie und ihr Freund das winzige Haus besichtigten. Emily hatte Sophie erzählt, dass sie Steve vor zwei Jahren in einem Nachtclub in Newquay kennengelernt hatte. Sie waren immer wieder miteinander ausgegangen, doch Steve hatte sie für kurze Zeit verlassen, als er meinte, die Sache würde zu ernst werden. Doch nach ein paar Monaten hatte er sie wieder ausfindig gemacht und ihr gesagt, ihm sei klar geworden, dass er sie liebte. Jetzt waren sie im Begriff, ihr erstes Haus zu kaufen.
    An jenem sonnigen Nachmittag in dem winzigen Wohnzimmer, in dem Carrie immer gesessen und ihren Töchtern Songs der Manic Street Preachers vorgesungen hatte, stellte Sophie fest, dass sie das junge Paar beneidete. Ihre Liebesgeschichte hatte langsam und vorsichtig begonnen, ein lockeres Herangehen an eine Bindung, die voller Zuversicht und Gewissheit war. Sie besaßen ein unumstößliches Vertrauen in die Zukunft, das Sophie, so glücklich sie auch war, längst verloren hatte und glaubte, es wahrscheinlich nie wieder zurückgewinnen zu können.
    Zwar vermutete Sophie, dass das Paar sie für einen Moment hereinlassen würde, doch sie kam zu dem Schluss, dass es nicht der richtige Ort war, um Carrie zu finden, vor allem jetzt nicht mehr, wo ihre Sachen nicht mehr dort waren. Carrie hatte nie zu den Menschen gehört, die an der Vergangenheit festhielten, sondern hatte sich immer weiterentwickelt.
    Sophie wusste, dass sie Carrie hier auf dem Kliff mit Blick auf das wilde, von Wind und Regen aufgepeitschte Meer finden würde. Hier war die Erinnerung an sie gegenwärtig. Carrie, die allem Anschein nach immer Wind in den Haaren gehabt hatte, selbst in geschlossenen Räumen. Die ein gewisses Funkeln in den Augen hatte und eine Art rastloser Anmut, die den Eindruck vermittelte, sie stünde stets im Begriff zu gehen. Nur wenn Carrie mit ihren Kindern zusammen war, hatte Sophie erlebt, dass sie völlig ruhig wurde, ihre Lippen in ihre Haare gedrückt, die Augen geschlossen, während sie die Kleinen umklammert hielt.
    Carrie war wie das Meer, zu dem sie sich immer hingezogen gefühlt hatte. Immer in Bewegung, sich immer verändernd, häufig gefährlich und manchmal absolut heiter. Ja, hier würde Sophie sie finden.
    »Hallo, Carrie«, sagte Sophie leise in den Wind, der ihre Worte mit heftigen, gierigen Böen davontrug, sobald sie ausgesprochen waren. Eine geheime Zwiesprache zwischen ihr und den Elementen. Sie spürte, dass sich ihr der Magen zusammenzog, und bemerkte, wie nervös sie war, während sie sprach. »Ich werde Louis heiraten. Ich werde deinen Mann heiraten. So – jetzt ist es heraus, und egal, wie oft ich es laut ausspreche, es klingt trotzdem wie eine wahre Lesergeschichte in einem Klatschmagazin. Aber so ist es nun einmal. Es passiert wirklich. Du weißt, dass ich mich, seit ich Bella und Izzy und Louis begegnet bin, immer gefragt habe, was du wohl davon hältst, wie du dazu stehen würdest, wenn du da wärst. Das Schlimmste ist, dass ich wahrscheinlich nie erfahren hätte, wie wunderbar sie sind,

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