High Heels im Hühnerstall
Sache ist die, dass ich auch ein paar Neuigkeiten habe …«
»Hat Scooby schon wieder einen Bruch?«, fragte Sophie resigniert.
»Wie gesagt«, fuhr Iris fort. »Als du nach Cornwall gezogen bist, hast du mich wirklich inspiriert, weißt du. Ich habe mein Leben betrachtet und überlegt, was ich außer einem Haufen Hunde und einem Flohproblem sonst noch habe. Ich bin noch recht jung, zumindest fühle ich mich noch jung. Deshalb habe ich …«
»Was hast du?«, fragte Sophie, der nichts Gutes schwante.
»Ich habe einen Liebhaber«, erzählte Iris Mills ihrer Tochter. »Und habe mich noch nie so gut gefühlt.«
»Habe ich erwähnt, dass ich heiraten werde?«, erkundigte sich Sophie etwas geistesabwesend, weil ihr Gehirn die Worte, die ihre Mutter gerade ausgesprochen hatte, zu verarbeiten versuchte, aber daran scheiterte. Mutter und Liebhaber, ihre Mutter hatte einen Liebhaber – nein, die beiden Konzepte waren einfach nicht kompatibel.
»Ja, Liebes, ich weiß, Und das ist natürlich das Wichtigste. Ich wollte dir nur von Trevor erzählen …«
» Trevor? Der Trevor, der bei der Tierrettung arbeitet? Der dir geholfen hat, ein Zuhause für diesen Mischlingswurf zu finden, den jemand am Fluss ausgesetzt hat und den du entdeckt hast?«
»Ja! Du erinnerst dich an ihn, er ist ein geiler Typ, nicht wahr?«
»Hm …« Sophie erinnerte sich an Trevor. Ein großer, tüchtiger Mann, der mit den winzigen, schmutzigen Welpen erstaunlich sanft umgegangen war und noch immer einen afro-karibischen Akzent besaß, obwohl er Sophie erzählt hatte, dass er seit den 1970ern in London lebte.
»Jedenfalls versuche ich schon seit einer Weile, dir von ihm zu erzählen, aber du scheinst dich ja immer nur über die Hunde unterhalten zu wollen, und ich dachte, jetzt wäre der ideale Zeitpunkt gekommen, weil du eine wilde und leidenschaftliche Affäre hast …«
»Hast du etwa eine wilde und leidenschaftliche Affäre?« Sophie verschluckte sich beinahe an diesen Worten.
»Ja, meine Liebe«, antwortete Iris. »Trevor und ich können die Hände nicht voneinander lassen, aber jetzt geht es nicht vorrangig um uns. Du und dein gut aussehender Louis, diese wunderbaren Mädchen und deine Hochzeit haben jetzt natürlich Priorität.«
»Danke, Mum«, sagte Sophie bedächtig. »Und ich freue mich für dich, Mum, wirklich. Ich freue mich sehr, dass auch du jemanden gefunden hast. Ich kann es noch gar nicht richtig fassen, aber Trevor scheint ein wirklich netter Mann zu sein, also wenn du glücklich bist, dann bin ich es auch … glaube ich.«
»Ach, Sophie, ich bin so erleichtert, dass du nicht sauer auf mich bist«, sprudelte es aus Iris heraus. »Du hast dich so verändert, seit du Louis kennengelernt hast. Ich hatte mir solche Sorgen gemacht, ich würde von dir diesen ganzen verklemmten Blödsinn zu hören bekommen, dass ältere Leute keinen Sex haben können.«
»Sex? Ihr habt Sex?«, quiekte Sophie und verdrehte bei dem vergeblichen Versuch, zu verhindern, dass irgendwelche Bilder in ihr aufstiegen, die Augen.
»Wunderbaren Sex«, schnurrte Iris geradezu. »Sophie, ich hatte ganz vergessen, wie großartig Sex ist.«
»Hm, also …« Sophie wollte so dringend das Thema wechseln, dass ihr eine Diskussion über Borkenflechte zum ersten Mal in ihrem Leben geradezu verlockend erschien.
»Tut mir leid, Sophie – deine Hochzeit. Darling, du bist meine einzige Tochter, mein einziges Kind. Natürlich mache ich das.«
»Was meinst du?«, fragte Sophie ganz beklommen, für den Fall, dass ihre Mutter sich darauf vorbereitete, ihr Tipps in Sachen Sex zu geben.
»Ich komme zu dir und helfe dir bei der Organisation«, antwortete Iris. »Ich kann es kaum erwarten.«
Es gab noch einen anderen Menschen, dem Sophie die Neuigkeiten mitteilen musste, nur konnte sie in diesem Fall nicht anrufen. Sie musste den richtigen Ort dafür finden, und nach reiflicher Überlegung beschloss sie, dass sie allein gehen musste. Louis telefonierte noch, als sie in ihre Sportschuhe und den regendichten Anorak schlüpfte.
»Ich mache einen Spaziergang, um einen klaren Kopf zu bekommen«, flüsterte sie ihm zu. Er nickte, lächelte und durchquerte den Raum, um ihr einen zärtlichen Kuss auf den Mund zu drücken und sie fest zu umarmen, bevor er ins Telefon sagte: »Ja, Kumpel, ich werde an die Kette gelegt, aber freue mich riesig darüber.«
Auf den Klippen, die über St Ives aufragten, war es windig und kalt. Das Meer war grau und stürmisch und verschmolz mit dem
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