High Heels im Hühnerstall
wahn-sinn-ig aufregend!«
Ihre Schwester, die Sophie kurz in die Augen blickte, warf ihr ein schwaches Lächeln zu und tat es ihr dann nach, während Sophie mit pochendem Herzen beobachtete, wie Carries Töchter über das Meer hinweg zu ihrer Mutter sprachen.
»Und wir werden Flügel tragen!«, rief Bella, so laut sie konnte.
»Und es wird Ponys geben, glaube ich!«, fügte Izzy hinzu. »Und Kuchen – Schokoladekuchen, hoffentlich.«
»Und Mummy, wir sind sehr glücklich«, schrie Bella. »Ich und Izzy und Daddy sind sehr, sehr glücklich, also mach dir keine Sorgen, Sophie hat uns lieb und wird sich um uns kümmern.«
»Obwohl sie nicht gern sauber macht«, ergänzte Izzy. »Oder kocht. Aber wir haben sie trotzdem lieb.«
»Also«, rief Bella, »könntest du bitte dafür sorgen, dass es nicht regnet? Ich weiß nicht sicher, an welchem Tag die Hochzeit stattfindet, aber das kann ich dir ja später genau sagen.«
»Und wir haben dich lieb, Mummy«, sagte Izzy.
Bella ergriff Izzys Hand, und die beiden schauten einander an, bevor sie gemeinsam riefen, so laut sie konnten: »Wir haben dich lieb – für immer und ewig, was auch geschieht!«
Schließlich drehten sie sich zu Sophie um, liefen ihr in die ausgestreckten Arme und stießen sie dabei um, sodass sie mit einem dumpfen Aufschlag rückwärts auf das kalte, nasse und steife Gras fiel.
»So«, sagte Bella und drückte Sophie einen Kuss auf die Wange. »Jetzt weiß Mummy Bescheid.«
»Können wir Kekse haben?«, fragte Izzy. »Ich bin am Verhungern.«
Als sie bei Louis ankamen, legte Sophie die Hand auf seine eisigkalte Wange.
»Danke«, sagte sie, und flüsterte ihm dann ins Ohr: »Du erstaunst mich immer wieder, wie gut du mich kennst.«
»Das liegt nur daran, dass du gar nicht so geheimnisvoll bist«, neckte Louis sie freundlich. »Nein, das stimmt nicht. Du bist ganz häufig unergründlich. Aber ich wusste, dass du niemals etwas so Wichtiges geschehen lassen würdest, ohne es deiner besten Freundin zu erzählen, und den Mädchen ist es genauso ergangen. Es war eine hervorragende Idee, Sophie.«
»Sollen wir hinuntergehen und bei Carmen Kuchen und Teegebäck essen?«, fragte Sophie. »Ich wollte mich zurückhalten, aber weil jetzt Wochenende ist, kann ich damit genauso gut bis Montag warten …«
»Ich komme nach«, erklärte Louis und blickte zum Rand des Kliffs hinüber. »Ich habe auch noch ein oder zwei Dinge zu sagen.«
Sophie sah ihm in die Augen; sie wollte ihn fragen, was er denn sagen würde, aber sie wusste, was immer es auch sein mochte, es ging nur um etwas zwischen ihm und seiner Erinnerung an Carrie.
»Wir warten unten auf dich.« Sie drückte ihm einen flüchtigen Kuss auf den Mund.
Während Sophie mit den Mädchen den Weg von dem Kliff hinunterging, blickte sie sich mehrmals um und schaute zu Louis hinauf, wie er da stand, auf das Meer hinausstarrte und zu der Frau sprach, die er verlassen und verloren und wahrscheinlich gar nie richtig gekannt hatte. Sie blieb eine Sekunde stehen, um die einsame Gestalt zu beobachten, und spürte, wie der eisige Wind durch die Wattierung ihres Anoraks drang und einen Schauder, der nichts mit dem Wetter zu tun hatte, ihr den Rücken hinunterwanderte und Gänsehaut hervorrief. Es war, als wäre gerade jemand über ihr Grab gelaufen, wie Carries Mutter zu sagen pflegte. Und auf einmal wurde Sophie von dem Impuls überwältigt, dass sie Louis heiraten musste, und zwar bald, bevor irgendetwas oder irgendwer ihn ihr für immer wegnahm, so wie ihnen Carrie so plötzlich genommen worden war.
6
Sophie hatte nicht damit gerechnet, als sie Louis’ Antrag annahm, dass sie so erpicht darauf sein würde, die Verlobungszeit so schnell wie möglich zu beenden und seine Frau zu werden. Innerhalb von vierundzwanzig Stunden wurde ihr klar, dass sie nicht nur eine vage, wenn auch schöne Liebeserklärung erhalten, sondern einem Vorhaben zugestimmt hatte, das sie unbedingt schnellstmöglich in die Tat umgesetzt sehen wollte.
Diese unbändige Begeisterung kam unerwartet, und als Sophie anfing, über alles nachzudenken, was vor der Hochzeit erledigt werden musste, wurde ihr ganz schwindelig. Sie beobachtete verwundert diese andere Frau, dieses fremde, aufgeregte, fröhliche Wesen, das über zwanzig Pfund für Brautmagazine ausgab und im Internet stundenlang nach Hochzeitslocations suchte, während sich die alte Sophie, die Sophie, die sich nicht binden wollte und nicht sonderlich wild auf Gefühle war, aus der
Weitere Kostenlose Bücher