High Heels im Hühnerstall
Sache heraushielt. Doch das war nur hin und wieder der Fall, wenn sie in einem Spiegel einen Blick auf ihr gerötetes Gesicht erhaschte oder feststellte, dass sie zwanzig Minuten damit verplempert hatte, einen Artikel über die beste tränenfeste Wimperntusche zu lesen. Dann lachte sie und wunderte sich, wie sehr sie sich verändert hatte, seit sie zugelassen hatte, sich in Louis zu verlieben, und wie fantastisch es war, sich so lebendig zu fühlen. Doch meistens beschäftigte sie sich mit dem Thema und machte sich Gedanken über die richtige Wimperntusche – schließlich wollte sie nicht an ihrem großen Tag mit Pandabäraugen herumlaufen, obwohl sie noch nicht einmal ein Kleid gekauft, einen Veranstaltungsort gebucht oder ein Datum festgesetzt hatte.
Am Sonntagabend, als die Mädchen bereits im Bett waren, hatte sie Louis in der Tür zum Wohnzimmer geküsst. Das passierte häufig: Sie ging irgendwo im Haus herum – von der Küche ins Wohnzimmer oder vom Wohnzimmer in den Garten –, ihre Wege kreuzten sich zufällig, und Sophie fand sich mit einem Mal gegen eine Wand, einen Küchenschrank oder wie in diesem Fall gegen den Türrahmen gedrängt, und Louis hielt sie fest und küsste sie.
Sophie war außer Atem, und als er seine Lippen von ihren löste, sah sie ihn erwartungsvoll an.
»Ich kann es noch immer nicht fassen, dass du es bist«, sagte er zärtlich.
»Warum, wen hast du erwartet?«, fragte Sophie lächelnd.
»Ich meine, ich kann es noch immer nicht fassen, dass du es bist«, flüsterte Louis und musterte eingehend ihr Gesicht. »Ich kann es noch immer nicht glauben, dass du hier bist bei mir, dass du mich heiraten willst.«
»Mir ist das recht so«, erklärte ihm Sophie fröhlich. Für eine Sekunde schloss sie die Augen und genoss Louis’ Nähe. »Manchmal kann auch ich nicht glauben, dass wir so gut miteinander harmonieren – aber das tun wir, nicht wahr?«
Sie schlug die Augen auf und wartete auf seine Bestätigung.
»Ich vermute wirklich, dass wir in der Geschichte der Menschheit die beiden Menschen sind, die am besten zusammenpassen«, antwortete Louis nachdenklich. Er blickte die Treppe hinauf, die von der Lampe oben am Treppenabsatz schwach beleuchtet war, weil er sie für Izzy angelassen hatte, die felsenfest behauptete, nach Einbruch der Dunkelheit lauerten in jeder Ecke Ungeheuer, obwohl Bella ihr nachdrücklich versicherte, das sei nicht der Fall, sie hausten nämlich vielmehr unter Betten und in Schränken.
»Ich habe mir überlegt«, sagte Louis bedächtig und senkte dabei die Lider, »ob du jetzt, wo wir offiziell verlobt sind, hier übernachten könntest? Denn obwohl es mit dir auf dem Boden oder dem Sofa, in deinem Einzelbett in der Pension oder in der Küche beziehungsweise überall sonst immer fantastisch ist, wäre es großartig, etwas durch und durch Perverses zu tun und mit dir in einem großen Doppelbett für Erwachsene zu schlafen. Ich könnte endlich einmal ohne Sex-bedingte Rückenschmerzen oder Hautabschürfungen aufwachen.«
Sophie lachte, aber als er sie an die Hand nahm und mit sich zog, zögerte sie.
»Sie schlafen da oben«, sagte sie.
»Ich weiß, das ist super – sie kriegen gar nichts mit, komm schon«, drängte Louis.
»Aber was ist, wenn sie aufwachen, was ist, wenn sie uns hören? Was ist, wenn sie – was Gott verhüte! – bei uns hereinplatzen?« Louis stand ganz reglos da und blickte sie scheinbar lange an.
»Tja, andere Paare mit Kindern müssen es ebenfalls tun«, erklärte er schließlich. »Sonst gäbe es auf der Welt nur Einzelkinder.«
»Versteh doch, das weiß ich, und ich möchte auch hier übernachten, aber wenn es nach mir geht, sind wir schon bald verheiratet, und ich glaube einfach, dass sie es dann leichter verstehen. Und wenn wir verheiratet sind, dann ist das korrekt.«
»Korrekt?« Louis überlegte einen Augenblick, dann nickte er. »Ich vermute, du hast in dieser Beziehung bis jetzt nicht viel gehabt, was ›korrekt‹ war, aber versprich mir … dass du, sobald wir verheiratet sind, jeden Abend mit mir in unser Bett gehst und dir keinerlei Sorgen machst, außer dass du vielleicht nicht viel Schlaf bekommst. Ich liebe dich, Sophie, aber ich werde darauf bestehen müssen, dass wir Sex im Schlafzimmer haben, sobald ich dir diesen Ring an den Finger gesteckt habe.«
»Sobald wir verheiratet sind, ist das anders«, versicherte ihm Sophie und schnappte nach Luft, weil er sie gegen den Türrahmen presste. »Ich kann es kaum erwarten,
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